Der Jüngste im Stadtrat zum Jahresschluss
„Ich möchte in meiner Rede einmal auf uns selber schauen.“
Tobias Kalbitzer, Vize-Bürgermeister und ALS-Stadtrat
Es war eine gelungene Premiere für Tobias Kalbitzer. Zum ersten Mal hielt nicht wie sonst üblich der älteste Stadtrat die Weihnachtsrede, sondern der jüngste Rat. Man könnte behaupten, man bricht mit Traditionen. Man könnte aber auch sagen, der Stadtrat zeigt Mut für Neues.
Und das kam so. Als Ältester im Stadtrat hatte ich die Idee, dass es sehr reizvoll wäre, wenn ab dieser Amtsperiode der Älteste im Wechsel mit dem Jüngsten die sogenannte »Weihnachtsansprache« im Stadtrat halten würde – ganz nach dem Motto, dass wir ja eine bessere Verbindung zwischen JUNG & ALT ganz gut brauchen können. Und sollte der Stadtrat das nicht wünschen, dann würde ich gerne die alte Tradition wieder fortsetzen. Diese Gedanken teilte ich dem Bürgermeister im November mit: „Nachdem ich schon einmal dran war, würde diesmal der jüngste Stadtrat und 2. Bürgermeister, Tobias Kalbitzer, die Ansprache halten. Während einer Amtsperiode käme also jede »Altersgruppe« dreimal zu Wort. Ich habe unseren jüngsten Stadtrat bereits gefragt, ob er sich mit meiner Idee anfreunden könne. Er fand sie gut und wäre bereit, im Dezember die Ansprache zu halten.“
Bürgermeister Sluyterman fand meinen Vorschlag, die Ansprache im Wechsel mit dem jüngsten Stadtratsmitglied zu halten, sogar „sehr gut“ und teilte dies auch den Fraktionen mit. Ob dieser Wechsel zwischen dem Jüngsten und Ältesten im Rat beibehalten werden soll, ist aufgrund weiterer, allerdings noch inoffizieller Vorschläge für die verbleibenden vier Jahre dieser Amtszeit ungewiss.
Hier nun einige Passagen aus der Rede von Tobias Kalbitzer – insbesondere in Bezug auf seine eigenen neuen Erfahrungen und Erkenntnisse – im Wortlaut:
„Selten gab die weltpolitische Lage so viel Inhalt für eine Rede her. Krieg in Syrien, der Islamische Staat (…), Asylthematik, (…) Terror (…). Alles abendfüllende Themen, die ich heute hier nicht behandeln möchte.
Ich möchte in meiner Rede einmal auf uns selber schauen. Die Stadt Schongau und im speziellen den Stadtrat dieser Stadt. Ich habe in meiner Ausbildung einmal gelernt, dass wer sich um andere Menschen und oder ihre Probleme kümmert, sollte gelegentlich einen Termin mit sich selbst vereinbaren. Ich lade also Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, zu einem Termin mit sich selbst ein. Denn Sie kümmern sich wahrscheinlich fast täglich um die Probleme dieser Stadt und die Probleme ihrer Bürger.
Denke ich knapp 2 Jahre zurück, war es für mich eigentlich noch nicht denkbar, Teil dieses Rates zu sein. Dachte ich damals an den Schongauer Stadtrat, dachte ich natürlich auch an die Parteien, die in diesem vertreten sind. Ich habe mir damals Schubladen gesucht, um es mir einfach zu machen. Da hätten wir die SPD, die Sozialen. Die CSU, die Traditionsbewussten. Die UWV, die Unternehmer. Die ALS, die Weltverbesserer. Und zu guter Letzt, der Bürgermeister, in Schongau meistens der ärmste Mensch. Alle streiten und denken nur an ihren Vorteil. Keiner zeigt sich kompromissbereit. Schongau steht still. Das war meine damalige vereinfachte Sichtweise.
Heute, nach fast zwei Jahren kann ich sagen, dem ist nicht so! (…)
Im Wahlkampf habe ich persönlich auch nicht mit Kritik an diesem Gremium gespart. Diese Kritik möchte ich zurücknehmen. Etwas zu kritisieren, an dem man selbst nicht teilnimmt bzw. noch nie teilgenommen hat, ist einfach, aber schlichtweg falsch. Erst jetzt, nach knapp zwei Jahren habe ich ein Bild davon, was es heißt, Verantwortung im Stadtrat zu übernehmen. (…)“
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