Zukunft ohne Funklöcher – Gesundheitliche Aspekte werden ausgeblendet

Schöne Handymasten-Welt – Sitzbänke und Reklametafel laden ein! (Fotos: ISB)

Schöne Handymasten-Welt – Sitzbänke und Reklametafel laden ein! (Fotos: ISB)

»Funklöcher ade« heißt es in einer dieser unsäglichen »guten« Nachrichten, die uns in der Tagespresse eingehämmert werden. Demnach sollen bis 2018 alle lästigen Funklöcher geschlossen sein. Wer das verspricht und stolz verkündet, ist Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt. Er will dafür sorgen, dass wir nicht nur zuhause, sondern auch auf Autobahnen, Bahnstrecken, aber auch in ländlichen Gebieten der Mobilfunkstrahlung nicht mehr entkommen können.

Laut Dobrindt ist den Verweigerern des »strahlenden« Fortschritts ohnehin nicht mehr zu helfen. Denn wer diesen Fortschritt nicht wolle, der könne sich gleich mit Leuten wie den »Amish People«[1] zusammentun.

Aber es geht auch anders. Beispielsweise in Santa Cruz, Teneriffa. Da werden nach massiven Protesten aus der Bevölkerung Mobilfunkantennen wieder abgebaut. Im Bericht von Eloisa Reverón in »La opinión de Tenerife« vom 18. März steht: „Die Stadt Santa Cruz entfernt zirka 50 der 170 in der Stadt installierten Mobilfunk-Antennen.“ Darüber wird hierzulande nicht einmal am Rande berichtet.

Wir erfahren auch nichts von einer neuen Studie eines Schweizer Veterinärmediziners am Tierspital der Universität Zürich über die Auswirkungen von Mobilfunk-Strahlung auf den Organismus von Kühen (»Handystrahlung verändert Blutwerte bei Kühen«). Dazu muss man sich die Zeitung »Schweiz am Sonntag« vom 10. Mai kaufen. Doch im Pfaffenwinkel herrscht Mobilfunk-Euphorie.

Long Term Evolution (LTE-Technik) hat auch Schongau erreicht

»Schongau geht jetzt über die Luft ins Internet«, heißt es in einer Werbeanzeige. Damit gehört auch dieses historisch interessante Städtchen zu den privilegierten Orten in Deutschland, die jetzt beim LTE-Ausbau der Telekom mit dabei sind. Angepriesen wird das schnellere Surfen mit bis zu 50 Mbit/s – dank LTE-Technik! Angeblich »ab sofort« können die Bürger in Schongau ihre Fotos, E-Mails und Musikdateien einfach über die Luft schicken – und zwar in ähnlich hohem Tempo wie im Festnetz.

LTE  – so heißt es in der Werbung – funktioniere „wie ein lokaler Radiosender“, der uns mit dem schnellen Internet versorgt. Weitere positive Aspekte: Moderne Handys, Smartphones und Tablets können LTE standardmäßig empfangen. Außerdem kann mit einem LTE-Router zuhause oder im Büro ein WLAN-Netz aufgebaut werden. Auf diese Weise können sogar mehrere Geräte gleichzeitig ins Internet gehen.

Über Probleme und gesundheitliche Beschwerden durch die LTE-Technik haben wir bereits in der OHA-August-Ausgabe 2012 ausführlich berichtet. „Wie sicher ist LTE?“, fragten damals die GRÜNEN die Bundesregierung. Dazu zitierten wir einige Antworten aus der Bundestagsdrucksache 17/1709. Die „zu erwartende Erhöhung der Exposition der Bevölkerung“ sei derzeit „nicht abschätzbar“, hieß es. Auflagen zur Strahlungsminimierung gebe es keine: „Die Planung und der Aufbau eines Funknetzes liegen (…) in der Verantwortung des Netzbetreibers“.

In einem Leserbrief an OHA klagte ein Leser aus Göttingen: Seit Einführung der LTE-Technik spüre er ein „pulsendes Piepen im Kopf“, er leide an „Schlafstörungen und Kopfschmerzen“, die neue Technik sei eine „Katastrophe“. Sein Zimmer habe er „mit Aluminiumplatten ausgekleidet“. Zudem kündigte er eine Klage gegen die Telekom an.

Mein Fazit: Auf Menschen, die unter Elektro­smog leiden, wird keine Rücksicht genommen. Sie müssen sich einfach mit ihren »Problemchen« abfinden. Die Standard-Begründung, um die zunehmende Verstrahlung nicht stoppen zu müssen, lautet sinngemäß: Bei den Betroffenen handelt es sich lediglich um Einzelfälle. Ein Zusammenhang von gesundheitlichen Beschwerden und Strahlung ist nicht nachweisbar. Deshalb ist auch der häufig vorgebrachte Hinweis der Kritiker auf Art. 2(2) des Grundgesetzes[2] nicht angebracht.

Sigi Müller, Schongau

 

Quellenangaben / Hinweise


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  1. Die »Amish People« bzw. »Amischen« sind vorwiegend in den US-Staaten Pennsylvania und Ohio zu finden. Sie lehnen »moderne Erfindungen« wie Automobilität, Fernsehen usw. ab. Die Akzeptanz technischer Errungenschaften variiert heutzutage allerdings von Gruppe zu Gruppe.
  2. „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“ (…)

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