Zu Fuß unterwegs

Foto Landsberg Zebrastreifen

Landsberg – eine Stadt mit hoher Aufenhaltsqualität (Foto: Sigi Müller)

Schützt die umweltfreundlichsten Verkehrsteilnehmer!

Der Fußgängerverkehr wird zu Recht als umweltfreundlichste Fortbewegung bezeichnet. Aber immer öfter legen die Menschen heutzutage auch ganz kurze Strecken mit dem Auto zurück. Wenn ich zu Fuß unterwegs bin und den motorisierten Verkehr vorbeirauschen sehe und höre, kann ich es kaum glauben, dass – statistisch betrachtet – immer noch rund ein Viertel aller Wege zu Fuß zurückgelegt wird. Ich fühle mich als Fußgänger immer mehr an den Rand gedrängt. Denn die Straßen haben längst ihre ursprüngliche Aufenthaltsfunktion verloren. Und wo der Autoverkehr unaufhörlich vorbeidonnert, da will ich mich nicht unbedingt länger als nötig aufhalten. Hinzu kommt, dass die breiten, manchmal nur schwer überquerbaren Straßen Leben und Gesundheit bedrohen. Zudem werden den Gehenden oft lange Wartezeiten und Umwege zugemutet, um einigermaßen sicher auf die andere Straßenseite zu gelangen. Angesichts dieser unangenehmen Umstände wird nachvollziehbar, warum sich viele Menschen entmutigt entschließen, solche Orte – wann immer möglich – zu meiden. Sie steigen dann doch lieber selbst ins Auto, um die unangenehmen Strecken möglichst rasch zu überwinden.

Der renommierte Verkehrsexperte und Verhaltensforscher Prof. Dr. Hermann Knof­lacher hat diese fatale Entwicklung so dargestellt: „Wir ziehen uns mehr oder weniger freiwillig in abgedichtete Häuser mit Lärmschutzfenstern zurück, um den Außenraum dem Krach, dem Staub und den Abgasen der Autos zu überlassen.“

Vor hundert Jahren hatten Straßen und Plätze in den Städten noch eine völlig andere Funktion. Da pulsierte das Leben mit »autofreien« Menschen, die sich dort trafen und aufhielten. Die Straße hatte vor allem eines – eine soziale Funktion! Diese lässt sich heute in manchen modernen Städten zumindest noch in abgespeckter Form in den »Ghettobereichen« für Fußgänger beobachten. Man spricht gewöhnlich von »Fußgängerzonen«. Aber man kann diese Abschottungsbereiche vom Autoverkehr etwas positiver auch »Fußgängerinseln« nennen.

Foto: Älterer Herr versucht die Straße zu überqueren

An der Unterführung in Schongau West

Ansonsten haben zu Fuß Gehende in unseren Lebensräumen, sprich in unseren Dörfern und Städten, nicht viel zu melden. Maßnahmen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität sind höchst umstritten. Da ist die Rede von Querungsmöglichkeiten, die sicher, halbsicher und unsicher sind. Für absolut sicher halten die Verkehrsexperten (z. B. Polizei und Verkehrswacht) die Unterführungen. Die Erfahrung zeigt, dass zu Fuß Gehende diesen Umweg jedoch entweder nicht machen wollen bzw. nicht machen können. In Schongau gibt es zwei typische Beispiele, die zeigen, dass diese sündteuren Maßnahmen nicht funktionieren. Fußgänger-Ampeln (Fachjargon LSA = Lichtsignalanlagen) werden in unserem Landkreis stellenweise befürwortet, aber oft – im Vergleich zur »sicheren« Unterführung – nur als »halbsicher« eingeschätzt.

Vom Fachpersonal im näheren Umkreis am massivsten abgelehnt wird der Zebrastreifen (Fachjargon FGÜ = Fußgängerüberweg). Positiv äußert sich dagegen der Fachverband Fußverkehr Deutschland (FUSS e. V.): „Zebrastreifen bieten eine eindeutige, sehr fußverkehrsfreundliche Vorrangregelung und die kürzesten Wartezeiten. Die Kombination von Zebrastreifen mit Mittelinseln, vorgezogenen Seitenräumen und/oder Teilaufpflasterungen ist besonders zu empfehlen.“

Bei meiner Recherche habe ich deutliche Unterschiede in Bezug auf den Einsatz von Zebrastreifen festgestellt. Mit 26 Zebrastreifen liegt die Stadt Landsberg an der Spitze. Die Stadt Kaufbeuren hat 15, die Stadt Füssen 4. Auffällig ist, dass unser Landkreis den Zebrastreifen offenbar nicht als fußverkehrsfreundlich einstuft. In Weilheim, Peiting und Schongau gibt es nur jeweils einen (!) Zebrastreifen. Wen wundert’s! Unsere »Experten« verteufeln ihn unisono als »Scheinsicherheit« und »Fußgängerfalle«.

Sigi Müller

1 Kommentar

    • Josef Walter auf 19. November 2014 bei 13:59
    • Antworten

    Hinter diesem Artikel kann ich nur voll stehen. Allerdings wird das Zufußgehen oftmals durch Radfahrer die sich auf Gehwegen flott voranbewegen, obwohl altersmäßig oder nicht vorhandenem Radweg aufhalten. Dies dann meist noch ohne Licht, so dass eine Begegnung dem Fußgänger ein große Freude bereitet.

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