Zuflucht Oberland e. V. – Ausflug nach München
Von ihrem Erscheinungsbild und komödiantischen Talent erinnert sie an Trude Herr. Die Rede ist von Bally Prell (1922-1982), der Tenörin vom »Platzl«, wie die Münchner sagen.
Im Theater am Platzl gelang ihr 1954 der Durchbruch mit der »Schönheitskönigin von Schneizelreuth«. An diesen Auftritt erinnert ein Brunnen vor ihrem Haus in der »Leo 77« direkt an der Münchner Freiheit.
Lied und Text stammen aus der Feder ihres Vaters, der ihr Talent förderte und sie bei ihren Auftritten musikalisch begleitete. In der »Schönheitskönigin« verballhornt er auf humoristische Weise die in den 1950ern wiederentdeckten Miss Wahlen. Diese Rolle parodiert Bally so sinnbildlich, dass der Bühnenvorhang nach ihrem Debüt über 20 Mal auf- und zugezogen werden musste. Bis 1977 ist sie am »Platzl« zu sehen. Auf der »oidn Wiesn« des Oktoberfestes erinnert das Bierzelt »Zur Schönheitskönigin« an die legendäre Münchner Volkssängerin der Nachkriegszeit, die eigentlich Opernsängerin werden wollte. Mit ihrer tiefen Tenorstimme hätte sie es Jahrzehnte später sicherlich zur »Lucia Pavarotti« gebracht, in ihrer Zeit waren weibliche Tenorstimmen in Konzertsälen jedoch nicht vorgesehen. Sie hat sich deshalb ein Umfeld gesucht, in dem sie ihr Talent und ihre Ziele trotzdem realisieren konnte. Deshalb ist sie insbesondere für Frauen ein wunderbares Vorbild dafür, sich nicht mit den gegebenen – oft begrenzten Möglichkeiten – abzufinden.
Nach dieser Einstimmung schlendern wir durch den nahegelegenen Englischen Garten und unsere neue ehrenamtliche Unterstützerin Andrea lernt die Frauen ein bisschen besser kennen. Seit Frühjahr unterstützt sie eine Frau wöchentlich beim Deutsch lernen.
Am frühen Nachmittag machen wir am Chinesischen Turm Kaffeepause, was in Zeiten von Corona als Gruppe mit dem digitalen Ein- und Auschecken ein Weilchen Zeit beansprucht. Danach flanieren weiter durch Schwabing und lassen uns von der sommerlichen Luft vorbei an Galerien und vollbesetzten Cafés treiben. Am frühen Abend kehren wir im »Sindbad« ein und warten wieder ein Weilchen bis ein großer Tisch frei wird, an dem wir alle zünftig arabisch essen können.
Zum Ausklang des Abends besuchen wir eine Shisha Bar, in der die männlichen Stammgäste an diesem Abend durch unsere Anwesenheit ein wenig verunsichert bis irritiert wirken. Die Frauen sind davon völlig unbeeindruckt und blühen zu vorgerückter Stunden noch mal richtig auf.
Auf der Rückfahrt führt ein Oberleitungsschaden dazu, dass wir auch im Zug wieder ein Weilchen warten müssen, bis wir die letzte Strecke von Tutzing nach Weilheim fahren können. Die Zeit vertreiben wir uns mit einem »Blitzlicht« zum Tag und neuen Plänen für den nächsten Ausflug.
Kerstin Hemme, Vorstand Zuflucht Oberland e.V.
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