Wieder zum Mond

Personen: Karl Schreiner und Robert Hoffmann Samstag Vormittag im Schongauer Brauhaus in Schongau

R: Grüß dich, Karl. Darf ich mich zu dir setzen?

K: Selbstverständlich, Robert. (legt die Schongauer Nachrichten zur Seite)

R: (während er sich setzt) Steht was Interessantes in unserer Zeitung?

K: Im Wirtschaftsteil schreibt einer über die weltweiten Raumfahrtabsichten.

R. Das hab ich in der Früh wohl überblättert.

K: Schad’ nix. Ich find ja sowieso, dass wir uns vorrangig um unsere Erde kümmern sollten.

R: Mein ich auch. Wir müssen auf jeden Fall einen Weg finden, der unseren Enkeln und deren Nachkommen ein gutes Leben sichert.

K: Also muss ein Teil der Menschheit einen neuen Weg einschlagen.

R: (Nachdem er sich ein alkoholfreies Weizen bestellt hat) Wir brauchen unbedingt einen neuen Weg, Karl. Aber wenn ich mich so umschaue, unsere Zeitung lese und Nachrichten höre, dann schaut es diesbezüglich ganz schlecht aus.

K: Seh’ ich auch so. Statt Flüge zum Mond und Mars anzupeilen, müssen wir erst einmal das Raumschiff Erde ertüchtigen.

R: Auf jeden Fall. Du, ich meine ja sogar, dass wir es umbauen müssen, damit es langfristig das unsere sein kann.

K: Du willst damit wohl sagen, dass die Passagiere des Raumschiffs Erde ihre Lebensweise gravierend ändern müssen.

R: Genauso mein’ ich das, Karl.

K: Das sagen kluge Köpfe schon seit Jahrzehnten, und trotzdem rumpelt die halbe Welt im Wachstumswahn mit Vollgas weiter.

R: Leider. Es gibt zwar überall auf der Welt kleine Ansätze in Richtung neuer Weg, aber vor allem die Großen in der Wirtschaft sehen offenbar für sich keine Möglichkeit, da mitzugehen. Ihre Grundausrichtung steht dem wohl entgegen.

K: So ist es vermutlich. Und so muss man befürchten, dass einige wenige Passagiere des Raumschiffs Erde den jungen Menschen an Bord die Zukunft vermasseln.

R: Das darf einfach nicht passieren, Karl!

K: Mein’ ich auch. Aber, Robert, wie wollen wir das verhindern? Die vielen, kleinen Ansätze, die du vorhin erwähnt hast, sind doch nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein. Wenn die Großen auf dem Erdball sich nicht dazu durchringen können, persönlich und mit ihren Unternehmen auf einen nachhaltigen Weg einzuschwenken, dann wird die Mehrheit in den Völkern keinesfalls bescheidener leben wollen.

R: So läuft es derzeit. Die Menschheit hat sich seit dem Beginn der Industrialisierung in eine schwierige Lage hineinmanövriert, aus der sie vielleicht nicht herauskommt, wenn sie sich nicht einen gewaltigen Ruck gibt.

K: Der muss einfach kommen, Robert. Der moderne Mensch muss auf allen Ebenen ein erheblich ruhigeres Leben ins Auge fassen, damit ihn die Natur wieder tolerieren kann.

R: Wenn ich so etwas in meinem Freundeskreis sage, dann kommen mir alle umgehend und giftig mit dem Thema Arbeitsplätze.

K: Das ist nicht verwunderlich, Robert. Sie können nicht sehen, dass ein erheblich ruhigeres und einfacheres Leben auch mit Arbeit verbunden ist, aber nichts mehr mit Gigantismus zu tun hat. Wenn wir in Zukunft nur mehr für das elementar Notwendige arbeiten, werden wir darüber hinaus erleichtert feststellen, dass so ein Leben von einem absolut überzeugenden Sinn getragen wird.

R: Du, Karl, könnte es sein, dass wir zwei jetzt arg fantasiert haben?

K: Könnt schon sein, Robert. Aber vielleicht ist unser Blick in die Zukunft viel angebrachter als der, den die neuen Verfechter der Raumfahrt in sich tragen.

R: Du, wir sollten jetzt unbedingt auf unseren Blick anstoßen.

Guggera

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