Welches Licht brauchen wir?

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Es werde Licht! – Es ist einfach wunderbar, wenn uns ein Licht aufgeht. (Foto: Sigi Müller)

Foto: Reinhard Gerl

Reinhard Gerl

Ist Energiesparen wichtiger als die Gesundheit?

Weilheim erhält neue LED-Lampen für die Straßenbeleuchtung. Auch in vielen anderen Orten werden zurzeit alte Straßenlampen gegen neue ausgetauscht. Aber: Ist dieses Licht wirklich gut für uns?

Erst vor kurzem wurden in Weilheim 225 Natriumdampflampen durch LED-Lampen ersetzt. In Merkur online ist ein Beitrag aus dem Jahre 2006 zu finden, wo die damalige Maßnahme der Erneuerung von Lampen (die nun zum Teil ausgetauscht wurden) mit der Einsparung von 16.000 €uro pro Jahr genannt wurde (bei einer Investitionssumme von 30.000 bis 40.000 €uro).

Die Investitionskosten für die aktuelle Installation belaufen sich auf zirka 50.000 €uro. Diesem Betrag steht eine jährliche Ersparnis von zirka 3.500 €uro (13.306 KW/h) gegenüber.

War es wirklich notwendig, die erst vor acht Jahren erneuerten Natriumdampflampen tatsächlich schon zu ersetzen? Diese Lampen haben durchaus eine als zufriedenstellend zu bezeichnende Energieeffizienz und vor allem auch eine viel angenehmere (gelbe) Lichtfarbe. Aber noch viel entscheidender ist es zu hinterfragen, ob das neue LED-Licht auch an den chronobiologischen Rhythmus von Menschen und Tieren angepasst ist.

Licht: Ein wesentlicher Faktor für die Gesundheit

Über Jahre machten sich Forscher kaum Gedanken über den Einfluss von Licht auf die Gesundheit, geschweige denn über den Einfluss der Farbtemperatur, beziehungsweise deren spektralen Zusammensetzung. Doch spätestens seit den 1970er Jahren tauchen immer mehr Erkenntnisse aus den verschiedensten Wissenschafts-Bereichen auf, die deutlich machen, dass Licht eine viel größere Rolle für das Leben spielt als angenommen und dass der Komposition von Licht eine besondere Bedeutung zukommt.

Kunstlicht ist unnatürliches Licht

Während die Glühbirne noch ein eher rötliches Licht abgab, welches durch die langwelligen Rot- und Infrarotanteile augenschonend und regenerationsfördernd ist, strahlen die meisten modernen Lichtquellen ein Licht ab, das starke Anteile im Blaubereich aufweist. Insbesondere Computer-Flachbildschirme, aber auch viele LED-Lampen strahlen blaues Licht in großer Helligkeit ab. Das hat auch Vorteile. Es ist mittlerweile erwiesen, dass blaues Licht genauso effektiv ist wie eine starke Tasse Kaffee: Es macht wach und kann die Konzentration fördern, aber auch nachteilig wirken.

Augen – Sehen – Melatonin

Die Aufnahme von Licht und der Sehvorgang in unseren Augen wird durch zwei unterschiedliche Zelltypen – Zapfen und Stäbchen – gesteuert. Auf welche Weise sich Licht aber auf Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit auswirkt, war hingegen lange unklar. Amerikanische Neurowissenschaftler entdeckten im Jahre 2002 einen weiteren »Photorezeptor« – die blauempfindlichen Ganglionzellen. Dieser dritte Zelltyp löst über eine komplexe chemische Reaktion elektrische Impulse aus, die an die biologische Uhr im Gehirn, den sogenannten »Suprachiasmatic Nucleus« und die Zirbeldrüse gesendet werden, und so den Tag-Nacht-Rhythmus steuern, unter anderem durch die Ausschüttung der Hormone Melatonin (»Schlafhormon«) und Cortisol (»Stresshormon«). Über diesen Steuerungsmechanismus beeinflusst Licht, ob Menschen wach oder müde sind. Durch blauhaltiges Licht wird der Körper auf »Tag« eingestellt; die Produktion von Melatonin wird unterdrückt und die Ausschüttung von Cortisol angeregt. Mangelnde Melatoninausschüttung führt zu Einschlafstörungen und geringerer Qualität der Erholsamkeit des Schlafes.

Das Hormon Melatonin gilt darüber hinaus auch als ein wesentlicher Schutzfaktor gegen bestimmte Krebserkrankungen. „Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass das blaue Licht am Abend oder in der Nacht einen Einfluss auf die Gesundheit hat und Krankheiten wie Krebs begünstigt“, bestätigt der Schlafmediziner Dieter Kunz von der Berliner Charité im Interview mit dem »Tagesspiegel«.

Zum Autor: Reinhard Gerl ist Inhaber der Firma Innovative Eyewear und ganzheitlicher Seh- und Augentrainer.
Kontakt: Telefon 0881-13594070

Weitere Aspekte zum Thema »Licht« werden auch im nächsten OHA behandelt.

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