Professor Irina Hansen, Caroline und Richard Brenner während einer Tagungspause in der evangelischen Akademie Tutzing
C: Im Spätherbst ist der Park einfach traumhaft.
I: Finde ich auch. Und hier auf der Schlossterrasse tun die schrägen Sonnenstrahlen besonders gut.
R: Und da vergisst man auch nur zu gern, was uns jetzt schon zwei Tage lang ungut aufstößt.
C: Du meinst das Weglassen der gravierenden Schattenseiten beim Thema Globalisierung.
R: Ja. Sowohl die Referenten, wie auch die Zuhörerschaft, wollen von Deglobalisierung nichts wissen, sie lassen diesen Begriff konsequent links liegen.
I: Schattenseiten nicht ansprechen, ist eine Volkskrankheit geworden.
C: So ist es, Irina. So mancher, der sich das zur Gewohnheit gemacht hat, verteidigt sich indem er sagt: „Man kann ja eh nichts machen.“
R: Und die großen Befürworter der ausgeuferten Globalisierung lassen Kontras einfach nicht gelten, sie sehen nur deren Vorteile.
I: Den Focus nur auf die Vorteile gerichtet, das finden wir inzwischen auf vielen Ebenen vor. Ich will da nur noch auf unsere motorgestützte Individualmobilität hinweisen. Obwohl deren Schattenseiten schon lange zu spüren sind, hält man daran geradezu schizophren fest.
R: Und das treibt die tollsten Blüten. Da kann man einen Stammtisch erleben, bei dem einmütig über die vollen Straßen gewettert wird. Und wenn sich dieses Treffen schließlich auflöst, musst du feststellen, dass fast alle in ein Auto steigen.
I: Sie wollen einfach nicht sehen, dass sie selbst das Übel sind.
C: Eine Freundin erzählt mir bei jeder sich bietenden Gelegenheit von neuen Erkenntnissen in Sachen Regenwald, vom Schwund der Gletscher und vom Wachsen der Wüsten. Ihre Flugreisen hat sie aber nur in der Kernphase von Corona sein lassen. Und deshalb bin ich mir auch sicher, wenn ich sie wegen dieser Ungereimtheit anspreche, dass ich sie als Freundin verliere. Also lass ich das sein, weil sie ansonsten ein ganz patenter Mensch ist.
I: Und das ist ein fast schon gespenstisches Merkmal unserer Zeit, Freunde. An sich recht positive Menschen hängen an diversen negativen Momenten fest und wollen oder können das nicht sehen.
R: Weil sich das Negative über Jahrzehnte allmählich aufgebaut hat und von starken Kräften getragen wird; Kräfte, denen das Wohl der Massen und der Umwelt wenig am Herzen liegt.
I: So ist es leider.
C: (schaut auf den See hinaus) Und wie kommen wir aus dieser verfahrenen Situation heraus?
I: Ich sehe derzeit keine Lösung auf uns zukommen, weil auch weite Teile der Wissenschaft nicht ernsthaft dafür kämpfen.
R: Dann wird uns halt die Natur den Weg weisen.
C: (wendet sich vom See weg) Mann, Richard, dann ist es aber in vielen Belangen zu spät und auch zu spät für Milliarden von Menschen!
Guggera
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