Trotz Klimawandel: Die Schneekanonen müssen ran

Der dafür erforderliche Energie- und Wasserverbrauch ist gigantisch

Anfang Januar kam er also doch noch, der Schnee. Aber so lange kann der ungeduldige Mensch von heute natürlich nicht auf den Winter warten und der gewinnorientierte Skiliftbetreiber schon gar nicht. Also muss die Schneekanone ran und der Natur schon im November auf die Sprünge helfen. Wie kürzlich zu lesen war, werden über die Saison in der Schweiz mittlerweile 50 Prozent der Pisten künstlich beschneit, in Österreich sind es 70 und in Südtirol gar 90 Prozent! Der dafür notwendige Energie- und Wasserverbrauch ist gigantisch und so werden die Skikanonen Teil des Problems Klimawandel, als dessen Lösung für die Skigebiete sie betrieben werden. Und sie kosten enorm viel Geld: Je nach Temperatur sind 3 bis 5 Euro pro Kubikmeter Kunstschnee zu veranschlagen, für die 82 Hektar Pistenfläche des Wintersportortes Leogang im Salzburger Land beispielsweise werden zirka 600 000 Kubikmeter Schnee benötigt, für die 2,4 Millionen Euro aufzuwenden sind! Hochgerechnet auf alle Pisten des Skizirkus Saalbach-Hinterglemm sind es mehr als zehn Mal so viel! Und für ein Skirennen im österreichischen Kitzbühel wurden kürzlich 4 000 Kubikmeter Schnee vom Großglockner mit Lastwagen herangefahren. Wie reich müssen wir sein, dass wir uns solchen Luxus leisten können – und wie dumm, dass wir so massiv in die Natur eingreifen! Kleine Skigebiete, vor allem in mittleren Lagen, werden von dem sich beschleunigenden Klimawandel besonders betroffen und können nicht mehr mithalten. Laut Klimaforschern ist es absehbar, dass bald nur noch Skigebiete über 1 500 Meter genug Schnee haben werden. In Bayern wären nur noch das Nebelhorn im Allgäu und die Zugspitze für Wintersport geeignet. Wie in der gesamten Wirtschaft also auch hier: Ungebremste Tendenz zur Größe, zur kapitalintensiven Wirtschaftsweise nach der Devise: »Nach uns die Sintflut!« Dabei ist für mich die Vorstellung, in einer aus braunen Wiesen bestehenden Umgebung auf einem schmalen Band aus Kunstschnee den Hang herunterzurutschen, nicht besonders attraktiv. Vielen aber ist Winterzauber offensichtlich nicht so wichtig, entscheidend ist »Äktschen« – nach dem Motto: »Hauptsache ihr habt Spaß!«

Wolfgang Fischer

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