Teil 2 : Zustände bei der Pfaffenwinkelbahn Weilheim-Schongau – ein verkehrspolitischer Brandbrief

Mein Brandbrief ist gerade erst einen guten Monat alt und ich hätte mir damals nicht träumen lassen, dass es bereits 4 Wochen danach zu Zuständen im Bahnnetz  kommt, die die kritisierten Zuständen an der Pfaffenwinkelbahn noch weit in den Schatten stellen.

Ich will gar nicht die Einzelheiten diskutieren, auch die üblichen Rechtfertigungen helfen den Fahrgästen hier nicht wirklich weiter. Ich bin fassungslos und zutiefst verärgert, in welchem Zustand sich das Verkehrsmittel Eisenbahn befindet. Aus den Reaktionen anderer Fahrgäste sehe ich, dass ich damit nicht alleine bin. Und ich weigere mich, das als „neue Normalität“ hinzunehmen. Andere Länder beweisen es ja, dass ein Bahnbetrieb auch unter widrigen Wetterverhältnissen aufrecht erhalten werden kann. Man kommt sich vor wie in einem Feldversuch für Bahnkunden, bei dem die Grenzen der Zumutbarkeit Stück für Stück immer weiter verschoben werden und man beobachtet, wie lange die Menschen da noch mitmachen. Ein Verkehrsmittel, das im Jahr mehrere Monate – aus welchen Gründen auch immer – nicht oder stark eingeschränkt verfügbar ist, macht sich entbehrlich und kann nicht mehr Teil der Daseinsvorsorge sein, geschweige denn den Anspruch erheben, Teil einer kritischen Infrastruktur zu sein. Die Zuverlässigkeit hat eher den Charakter eines Lotteriespiels.

Jetzt sollen wir Fahrgäste uns für die nächsten Wochen auf einen eingeschränkten Notfahrplan einstellen. Eine Kostprobe der völlig überfüllten Züge konnte ich gestern schon genießen, gerade jetzt, wo die Infektionskrankheiten Hochkonjunktur haben. Ich erwarte jetzt schon, dass entsprechend ausreichend Ersatzzüge, gerne auch mit alten lokbespannten Garnituren, bereitgestellt werden und der veröffentlichte Fahrplan in vollem Umfang und auf allen Strecken gefahren wird. Vom größten Nahverkehrsunternehmen in Deutschland erwarten die Kunden schon etwas mehr Ambition und Ehrgeiz. 

Norbert Moy, PRO BAHN Oberbayern

1 Kommentar

    • Roland Brendel, 82362 Weilheim auf 13. Dezember 2023 bei 15:27
    • Antworten

    Von Anbeginn der Bahn AG wurden Leute ohne Bahn-Erfahrung in leitende Positionen gesetzt. Im Bahnnetz wirkt jeder Einfluß sofort im ganzen Netz. Nichts läuft ohne das Andere. Fällt eine Weiche, ein Fahrdienst, ein Lokführer aus, dann kommt das ganze Netz drumherum zum Stillstand. Bei hohen Geschwindigkeiten und hoher Zugdichte ist der Umkreis immer höher. Das ist auf der Führungsebene nicht bewußt. Beim Auto geht das anders. Diese Bewußtlosihkeit zieht sich inzwischen durch’s ganze Volk. Die „Mächtigen“ entmachten sich (und das Volk mit ihnen) durch mangelndes Bewußtsein selber. Nur die an der Front, ob in Schulen, Krankenhäusern oder anderswo, leiden darunter. Die Mehrheit des Volkes selber ist auch nicht bereit, durch Hand anlegen sich Bewußtheit, Klarheit zu schaffen. Die machen lieber Homeoffice und lassen arbeiten. Wie bei den Römern: Brot und Spiele, also Aldi und Sportschau mit Dahoam is dahoam genügt ihnen.

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