Tag des Wassers: Wasser-Akteure der Region treffen sich in Wartaweil

Im Rahmen des vom Bayerischen Umweltministerium geförderten Modellprojektes „Wasser in Zeiten des Klimawandels“ fand am „Internationalen Tag des Wassers“ ein Austausch verschiedener Akteure der Region statt. Bei der Diskussion wurde klar, dass sich unser Umgang mit Wasser grundlegend ändern muss.

v.l.n.r.: Georg Scheitz, Axel Schreiner, Birgit Geurden, Elisabeth Kreuz, Christiane Lüst, Ines Bethge, Isabella Schrank, Korbinian Zanker, Wolfgang Schneider, Regina Full (Funktionen am Ende des Artikels); (Foto: Angelika Giese)

Es ist allgemein bekannt: Der Klimawandel wird mit teils massivem Wassermangel einhergehen – das ist unumstritten. Deshalb müssen Wassersparmaßnahmen für Industrie, Landwirtschaft und Privathaushalte umgesetzt werden. Der Landschaftswasserhaushalt muss künftig so gestaltet werden, dass das Wasser in der Fläche gehalten und nicht möglichst schnell in den nächsten Bach oder Graben abgeleitet wird.

„Der Klimawandel wird die Extreme verschärfen, auch bei uns in Oberbayern. Flusshochwasser, Starkregenereignisse, aber auch Trockenheit und Dürre werden in den kommenden Jahren zunehmen. Wir müssen daher entsprechend Vorsorge betreiben“, so der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Weilheim, Korbinian Zanker. „Der vergangene Winter fällt nach dem Trockenjahr 2022 erneut zu warm, zu schneearm und zu trocken aus. Mit Hinblick auf die Bedeutung des Winters für die Grundwasserneubildung stellt die gegenwärtige Niedrigwassersituation in den Grundwasserkörpern des Voralpenlandes keine gute Ausgangslage für den Sommer dar.“

Der BUND Naturschutz hatte zu dem Treffen anlässlich des „Internationalen Tages des Wassers“ eingeladen. Ziel war ein Austausch über die aktuelle Situation in der Region aber auch weltweit.

Über das Thema „Wasser“ wird derzeit in verschiedenen politischen Gremien diskutiert. Das Bundeskabinett hat am 15. März 2023 die Nationale Wasserstrategie beschlossen und mit einem umfassenden Aktionsprogramm ergänzt. Darin ist vorgesehen, dass die Maßnahmen zum gemeinsamen und gleichzeitig nachhaltigen Schutz der globalen Wasserressourcen kurzfristig beginnen werden.

Für starke Irritationen bei Naturschutz- und Verbraucherverbänden, Wasserversorgern, deren Verbände, sowie dem Städte- und Gemeindetag hat ein Antrag einiger Abgeordneten der CSU und Freien Wählern geführt, die am 13.02.2023 eine Änderung des Landesentwicklungsprogrammes beantragt haben. Hier ist geplant, die bisherige Priorisierung der Grundwassernutzung zur Trinkwasserversorgung hinsichtlich einer kommerziellen Nutzung durch Lebensmittel- und Getränkehersteller aufzuweichen. Es waren sich alle Anwesenden einig, dass in diesen Zeiten Resilienz das Gebot der Stunde ist und dass die geplanten Änderungsvorschläge das Gegenteil bewirken würden. Ines Bethge von der AWA-Ammersee wünscht sich, „dass der vorsorgende Grundwasserschutz gesetzlich verankert wird. Die Nutzung des Grundwassers zur Trinkwasserversorgung der Bürger als Daseinsvorsorge muss vor anderen Nutzungen klar priorisiert werden. In den Wasserschutzgebieten soll der Schutz des Grundwassers an erster Stelle stehen, um die hohe Wasserqualität zu erhalten und das Grundwasserdargebot gegenüber konkurrierenden Nutzungen abzugrenzen.“

Als Verwaltungsratsvorsitzender der Wassergewinnung Vierseenland hat Andechs’ Bürgermeister Georg Scheitz eine Vision: „Ich würde die Wasserschutzgebiete gern besser vermarkten.“ Wenn der Bürgermeister aber von Vermarktung spricht, ist freilich nicht die Rede davon, Teile der Wasserschutzgebiete zu versilbern. Scheitz will vielmehr die Landwirtschaft mehr einbinden. Schon aktuell unterstützt die Wassergewinnung Vierseenland konventionelle Landwirte finanziell, wenn sie auf den Austrag von Gülle verzichten. Dadurch konnten zu hohe Nitratwerte kontinuierlich in den Griff bekommen werden.

Doch nicht nur regionale und bayerische Themen standen bei dem Gespräch auf der Agenda, sondern ebenfalls die Verfügbarkeit von sauberem Wasser und der Zugang zu sanitären Einrichtungen auf der ganzen Welt. Zum Wasserfußabdruck Deutschlands nennt das Umweltbundesamt einen konsuminduzierten Wasserverbrauch täglich von rund 7200 Liter pro Kopf oder für ganz Deutschland 219 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Davon stammen nur 14 Prozent des Wassers aus Deutschland, aber 86 Prozent aus dem Ausland. Deutschland trägt damit mit seiner Produktion und seinem Konsum eine Mitverantwortung an der weltweiten Übernutzung von Wasserressourcen und der Verschmutzung von Gewässern. Dies zeigt sich beispielhaft in Brasilien, wo Nahrungsmittel oder Tierfutter für den deutschen Markt produziert werden.

„Wasser ist auch ein globales Thema“, so Axel Schreiner, der pädagogische Leiter des Naturschutz- und Jugendzentrums. „Mit unserem Konsum hier in der Region entscheiden wir über die Verfügbarkeit von sauberem Wasser auf der ganzen Welt. Es handelt sich um die Lebensgrundlage von Mensch, Pflanze und Tier!“ Deshalb wurden beim Internationalen Tag des Wassers in Wartaweil auch drei Schulklassen aus Wessling und Seefeld eingeladen. Sie lernten bei der „WasserWeltWartaweil“ die Lebewesen des Ammersees kennen, befassten sich beim „Lebendigen Wasser“ mit der Wasserversorgung in der Gemeinde und diskutierten beim „Unsichtbaren Wasser“ über das Wasser, das in Produkten des täglichen Lebens steckt.

Christiane Lüst: „Die Menschenrechtscharta wird dieses Jahr am 10. Dezember 75 Jahre alt. Das Recht auf Zugang zu sauberem Trinkwasser ist zunehmend auch in Europa bedroht! Die aktuelle Politik kommt hier ihren Pflichten nicht nach – Glyphosat und weitere Pestizide zu verbieten, Fluchtursachen zu reduzieren und den Plastikkonsum massiv einzuschränken – sowie unseren Recyclingmüll (gelber Sack) – statt hier zu trennen und korrekt zu entsorgen – nicht in weit entfernte Länder zu verschiffen.“

Elisabeth Kreuz von der Indienhilfe Herrsching stellte die Zusammenarbeit des Vereins mit der Gemeinde Chatra in Indien vor, wo in Zusammenarbeit mit einem Berliner Büro und der TU München eine Trinkwasseranlage gebaut wurde. Die Indienhilfe und der BUND Naturschutz sind im Gespräch mit Vertreterinnen der Gemeinde Herrsching und wollen, dass die Gemeinde ein Zeichen setzt und der internationalen Bewegung Blue Community beitritt, die für Trinkwasserschutz und internationale Zusammenarbeit einsetzt. Die Voraussetzungen für ein derartiges Zertifikat würde die Gemeinde bereits jetzt schon, ohne zusätzlichen Aufwand erfüllen.

Auch Wolfgang Schneider, dritter Bürgermeister der Gemeinde Herrsching war mit dem Treffen sehr zufrieden: „Es kann gar nicht genug Veranstaltungen geben, um die Bevölkerung für das Thema „Wasser“ zu sensiblisieren. Ob das nun die Initiativen „Trinken aus dem Wasserhahn“, „sparsamer Umgang mit Trinkwasser“, „Grundwasserstände“ oder „Wiedervernässung der Moore“ sind, um nur einige Aspekte zu nennen. Dafür werde ich mich auch im Gemeinderat Herrsching stark machen.“

Hintergrund:

BN fordert: Wasser sparen und schützen!

Der Weltwassertag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Beschleunigter Wandel“ („Accelerating Change“). Diesen Wandel kann man einerseits auf die notwendige gesellschaftliche Transformation und andererseits auf die immer schneller voranschreitende Klimakrise beziehen. Klar ist, dass die Politik jetzt gefordert ist, denn unser Umgang mit Wasser muss sich grundlegend ändern.
Der Klimawandel wird mit teils massivem Wassermangel einhergehen – das ist unumstritten. Deshalb müssen Wassersparmaßnahmen für Industrie, Landwirtschaft und Privathaushalte umgesetzt werden. Der Landschaftswasserhaushalt muss künftig so gestaltet werden, dass das Wasser in der Fläche gehalten und nicht möglichst schnell in den nächsten Bach oder Graben abgeleitet wird. Wasser wird aber nicht nur mehr und mehr zur Mangelware, auch die Wasserqualität ist besorgniserregend. Nur gut ein Fünftel der bayerischen Fließgewässer sind in einem guten ökologischen Zustand. Gewässerverbauung und Aufstau sorgen neben den Stoffeinträgen für dieses schlechte Ergebnis. Zwölf Jahre Anstrengungen im Rahmen der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie haben hier keine wesentliche Verbesserung erzielt. Der BUND Naturschutz in Bayern appelliert sowohl an die Bayerische Landesregierung als auch an die Bundesregierung: Es müssen die gesetzlichen und personellen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass Gewässer nicht länger mit Stickstoff und Phosphor überdüngt und mit Schadstoffen belastet werden und Wasser unnötig verschwendet wird!

Die konkreten Forderungen des BN lauten:

  • Umbau unseres Abwassersystems in ein Kreislaufsystem
  • Verstärkte Förderung der Forschung und Entwicklung von innovativen, nachhaltigen Verfahren, um die im Abwasser enthaltenen Wertstoffe zu recyceln
  • Anwendung des Verursacherprinzips bei den Kosten der Abwasserreinigung, um die Entwicklung um-weltverträglicher Produkte und Produktionsverfahren zu beschleunigen
  • Die Speicherfähigkeit der Landschaft wiederherstellen
  • Transformation der Landwirtschaft (Umstellung auf ökologische Landwirtschaft – Anpassung der Tierbestände an die eigene Futterfläche – Verschärfung des Düngerechts – Abkehr von synthetischen Düngemitteln – Humusaufbau – Verbot von Pestiziden – Biodiversitätsfördernde und wasserrückhaltende Praktiken z. B. Agroforstsysteme stärken)
  • Lebensmittelverschwendung vorbeugen
  • Stickstoffemissionen aus dem Verkehrssektor reduzieren
  • Deutliche Reduktion der Emissionen aus Industrie-, Energie-, Abfall- und Abwassersektor
  • Renaturierung von Gewässern vorantreiben
  • Sparsamer Umgang mit der Ressource Wasser

Teilnehmer*innen der Gesprächsrunde:

  • Georg Scheitz (Bürgermeister Andechs, Vorsitzender Trinkwasserversorgung Fünf-Seen-Land)
  • Wolfgang Schneider (3. Bürgermeister der Gemeinde Herrsching)
  • Korbinian Zanker, Isabella Schrank, Regina Full (Wasserwirtschaftsamt Weilheim)
  • Ines Bethge (AWA Ammersee)
  • Elisabeth Kreuz (Indienhilfe Herrsching, Mitinitiatorin)
  • Christiane Lüst (Öko & Fair Gauting)
  • Birgit Geurden (Leitung Seminarhaus)
  • Axel Schreiner (Pädagogischer Leiter)

Pressemitteilung Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil

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