So geschehen in Schongau bei der vergangenen Kommunalwahl. Nur 53,6 % beteiligten sich an der Stadtrats- und Bürgermeisterwahl am 15. März und verschafften damit Schongau den unrühmlichen letzten Platz von 19 Orten bzw. Verwaltungsgemeinschaften im Landkreis Weilheim-Schongau. Die höchste Wahlbeteiligung hatte übrigens Wessobrunn mit 81,7 %.
Auch bei der Bürgermeisterstichwahl, bei der jeder Wahlberechtigte die Briefwahlunterlagen sogar frei Haus bekam, lag die Beteiligung nur bei 59,5 %. Interessant dazu ist die Aussage vom knapp wiedergewählten Bürgermeister Falk Sluyterman im Kreisboten-Interview vom 4. April: „Offenbar sind die Nichtwähler – immerhin rund 40 Prozent – mit den Verhältnissen in unserer Stadt zufrieden und wollen keine Veränderung.“ Würde man diesen Gedanken zu Ende spielen, wäre damit ja das höchste Ziel Sluytermans, dass gar keiner mehr zum Wählen geht.
Als Wahlhelferin sehe ich neben den Endergebnissen aber auch die einzelnen Stimmzettel, was einerseits sehr interessant, andererseits aber auch frustrierend ist.
Interessant weil ich sehe, wieviele Wähler reine Parteikreuze machen und wie andere querbeet Kandidaten wählen, die sie kennen oder in die sie bestimmte Erwartungen setzen.
Frustrierend deshalb, weil ich auch sehe, wie viele Wähler ganz oder teilweise ungültige Stimmzettel abgeben oder Unmengen von Stimmen verschenken. Denn es ist ja kaum vorstellbar, dass jemand von 60 Stimmen, die er bei der Kreistagswahl vergeben dürfte, tatsächlich nur 3 vergeben wollte.
Die Kommunalwahl in Bayern ist die einzige Wahl, bei der Wähler Einfluss darauf haben, welche Kandidaten auf die vorderen Plätze und somit in den Stadtrat oder Kreistag kommen. Allerdings ergeben sich durch die vielfältigen Wahl-Möglichkeiten auch mehr Fehlerquellen. Hier wären neutrale Infostellen vor der Wahl eine wichtige Maßnahme. Wenn ein Wähler schon in der Wahlkabine steht und dann noch eine Frage hat, kann auch ein Wahlhelfer nicht mehr viel erklären.
Eine der wichtigen Aufgaben der kommenden 6 Jahre für alle politisch Engagierten ist für mich, bei den Bürgern wieder mehr Interesse für die Politik in Schongau zu wecken. Eine »echte« Bürgerbeteiligung vor wichtigen Entscheidungen wäre da ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Stadtratswahl Schongau: 4922 Wähler
mögliche Stimmen 118 128
vergebene Stimmen 103 782
ungültige + verschenkte Stimmen 14 346
Kreistagswahl Schongau: 4923 Wähler
mögliche Stimmen 295 380
vergebene Stimmen 243 392
ungültige + verschenkte Stimmen 51 988
Renate Müller, Schongau
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