Schongauer Ulme ist Naturdenkmal

Foto: Bettina Buresch

Bettina Buresch

Rückblick: Lichtblick!

Seit einiger Zeit erkranken massenhaft Eschen – sie können aus noch ungeklärten Gründen einem seit jeher von einer Käferart übertragenen Pilz nichts mehr entgegenhalten und sterben vom Trieb her ab. Im Stadtgebiet werden sie bereits und demnächst noch viel mehr aus Gründen der Verkehrssicherheit abgeholzt. Eschen können uralt und riesengroß werden. Ein solches Exemplar stand bis Ende August 2012 an einem Parkplatz unterhalb des Maxtores. Die Fällung war abzusehen und überraschte mich nicht. Dennoch löste sie in mir den dringenden Wunsch aus, mal einen von diesen Baumriesen dauerhaft geschützt zu sehen. Nicht vor Schädlingsbefall, sondern vor Gedankenlosigkeit und Nichtbeachtung.

Die Flatterulme im Schlossgarten hatte ich selbst noch in meiner damaligen Funktion als 2. Vorsitzende des Gartenbauvereins durch die Kreisgartenfachberaterin Frau Grosser kennengelernt. Beeindruckt von Seltenheit und Größe dieses Baumes machte ich ihn zu einem Teil mehrerer Führungen, die ich für den Bund Naturschutz im Stadtgebiet angeboten hatte. Immer waren die Teilnehmer verblüfft, selbst als eingesessene Schongauer nichts von diesem gigantischen und trotzdem versteckt stehenden Baum gewusst zu haben.

Ich habe mich also bei der Unteren Naturschutzbehörde informiert, wie so ein »Inschutznahmeverfahren« abläuft und wurde durchaus von der Institution selbst ermutigt, dieses in Angriff zu nehmen. Zunächst verfasste ich einen Antrag, in dem ich die Besonderheiten, die diese Flatterulme aufweist, zusammenfasste und die die Kriterien für eine Ausweisung zum »Naturdenkmal« darstellen: Seltenheit, Eigenart und Schönheit. In meinen Augen erfüllte sie offensichtlich alle Voraussetzungen. Sie wächst hier im Garten des Schongauer Stadtschlosses auf über 700 m – und nicht in Auen, wie gewöhnlich, wo sie monatelange Überflutung toleriert. Sie befindet sich in unseren Breiten am südlichsten Ende ihres Verbreitungsgebietes. Sie hat beachtliche Brettwurzeln aus­gebildet, die ihr starken Halt geben. Ihr Stammumfang beträgt über 6 Meter. Die Baumart ist bei uns, aber auch allgemein, sehr selten.

Anfang September 2012 ging mein Schreiben bei den Weilheimer Behörden ein. „Gut Ding will Weile haben“ heißt es … Viele einzelne kompetente Personen, Kommissionen, Interessengruppen und Verantwortliche haben so einen Antrag zu prüfen, zu bewerten und zu bescheiden. Sie taten es – für mich Ungeduldige über einen recht langen Zeitraum hin – aber schließlich und vor allem: wohlwollend und positiv.

Am 12.11.2013 endlich wurde der Baum als Naturdenkmal der örtlichen Presse präsentiert und am 15.11.2013 als solches im Amtsblatt veröffentlicht.

Ich freue mich jeden Tag, wenn ich die Ulme von meinem Fenster aus über die Stadtmauer ragen sehe und ich bin froh und glücklich, dass ich diese Inschutznahme durchsetzen konnte. Besonders, weil ich schon so oft vergeblich für den Erhalt von alten Bäumen gekämpft habe.

Nicht jede Stadt hat neben so vielen schönen historischen Gebäuden auch ein lebendiges Naturdenkmal innerhalb einer nahezu intakten Stadtmauer aufzuweisen. Schongau darf stolz sein und sollte seine Schätze sorgsam hüten.

Bettina Buresch, Schongau

Foto: Schongauer Ulme Naturdenkmal

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