Die vom Stadtrat mit großer Mehrheit gefasste Entscheidung, bei der Planung des neuen Fußwegs hinauf zum Münztor jegliche Art einer verbesserten Barrierefreiheit vom Tisch zu wischen, wird nach wie vor äußerst kontrovers diskutiert. Dass die Schongauer Topografie jeden Planer bei der Realisierung von Barrierefreiheit vor große Herausforderungen stellt, ist nicht neu. Aber die Art und Weise, wie jegliche Verbesserung zur Überwindung von Steigungen – hier im konkreten Fall die verbesserte fußläufige Erreichbarkeit der Altstadt durchs kleine Münztor – kurzerhand einfach abgelehnt wurde, war durchaus bemerkenswert. Die steilere Variante erhielt den Vorzug. Dafür gab’s viel Lob aus den Reihen der SPD (Zeller: „erstklassige Planung“ – „Ich bin für die Direttissima!“).
Besonders markige Worte für die Ablehnung einer möglichen verbesserten Barrierefreiheit fand auch UWV-Stadtrat Schnabel: Engagiert sprach er von nur etwa 100 Metern Barrierefreiheit. Diese zu realisieren sei „unlogisch und sinnfrei“ – eine solche Entscheidung wäre ein „Schildbürgerstreich“.
Unter den Ratsmitgliedern der CSU setzte sich nur die Behindertenbeauftragte Frau Porsche-Rohrer für mehr Barrierefreiheit ein. Neben den Rollstuhlfahrern, so betonte sie, würden sich Menschen mit Rollatoren und Kinderwagen ebenso über Wege mit geringeren Steigungen freuen. Sie wolle sich nicht abfinden mit Ausführungen nach dem Motto, in Schongau könne ohnehin nicht alles behindertengerecht gestaltet werden. Ihr Fazit: „Der flachere Weg ist für diese Gruppen die bessere Variante.“
Unterstützung erhielt die Behindertenbeauftragte nur von den vier anwesenden Ratsmitgliedern der ALS. Gregor Schuppe fand es „beschämend“, dass die große Mehrheit im Stadtrat kein Verständnis für eine Verbesserung der Barrierefreiheit am Münztor zeige. Er bedauerte zutiefst die fehlende Rücksicht auf die betroffene „schwächste Gruppe in unserer Gesellschaft“.
Sigi Müller, Schongau
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