Religionen

Personen: Karin Henke und Corina Müller im Bistro vom Biomichl in Weilheim

K. Du, schau, da kommt gerade die Muslima in den Laden, die seit einiger Zeit bei mir draußen wohnt.

C: Dass du die erkennen kannst, Karin, von einem Gesicht ist da nicht viel zu sehen.

K: Da hab ich kein Problem, Corina. Ich erkenn’ sie alleine an ihrer schlanken Figur und ihrem federleichten Gang. Sie grüßt mich übrigens immer, wenn wir uns sehen. Trotzdem empfinde ich sie als sehr scheu, ich kenn nicht einmal ihren Namen.

C: Du, ich würde das nicht aushalten, so verhüllt unterwegs zu sein.

K: Ich auch nicht. Sie fügt sich wohl ihrem Mann, den ich bisher nur ein paar Mal gesehen habe.

C: Also Karin, das ist doch irre, was ein Teil der Menschheit so alles veranstaltet.

K: Die Religionen halt, Corina. Neben so manchen positiven Seiten schleppen sie fast alle teilweise extrem negative Merkmale mit sich herum.

C: Stimmt, denken wir doch nur an unser Christentum. In der Vergangenheit Kreuzzüge und Hexenverbrennung, und noch heute Ausgrenzung der Frau und so fort.

K: Ja, Corina, es ist wirklich tragisch, dass der Mensch mit seiner Religion einerseits positiv, aber auch verdammt negativ daherkommt.

C: Dafür sorgt vor allem der Mann, Karin.

K: Hast vielleicht recht. Manchmal frage ich mich allerdings, warum hat sich die Weiblichkeit an so manchen üblen Merkmalen beteiligt, und warum toleriert sie manches Üble nach wie vor?

C: Ja, Karin, ich blick da absolut nicht durch. Da kämpfen im Iran inzwischen junge Frauen wie Löwinnen gegen das Männerdiktat, und gleichzeitig wollen ihre Mütter überkommene Inhalte ihrer Gemeinschaft auf Gedeih und Verderb bewahren.

K: Ja, das ist wirklich nicht zu verstehen. Vielleicht hat das etwas mit der Trägheit zu tun, die unter einem bestimmten Blickwinkel der gesamten Natur anhaftet, wie mein Mann immer sagt.

C: Ein Mann schon wieder! Aber vielleicht liegt er damit richtig, dein Physiker in Garching.

K: Eben, denn anders kann man sich das fast nicht erklären, dass die Weltreligionen ihre Grundlinien über so lange Zeiträume beibehalten konnten.

C: Blöderweise eben auch ihre unguten Merkmale, Karin. In der katholischen Kirche z. B. gibt es seit Langem die so genannte Kirchenvolkbewegung, die die verhärteten Strukturen ihrer Glaubensgemeinschaft aufbrechen möchte, bisher allerdings ohne nennenswerten Erfolg. Und leider verhält es sich bei den Katholiken wie beim Islam im Iran. Nicht nur ihre männlichen Führungskräfte wehren entscheidende Änderungen am Konzept ihrer Glaubensgemeinschaft vehement ab, sondern auch viele alte Betschwestern.

K: Über meine direkte Nachbarin bekomme ich dieses Desaster gelegentlich mit. Ja, Corina, und so kann ich mich nur wiederholen; die Weltreligionen wirken in ihrer Einflusssphäre einerseits äußerst positiv, oft als Stütze für die schwachen Erdbewohner, insbesondere für die kleinsten unter ihnen, aber sie wirken leider auch in erheblichem Ausmaß negativ. Die russisch-orthodoxe Kirche liefert der Weltgemeinschaft mit ihrem Kniefall vor Putin gerade ein Beispiel dafür. Sie erteilt seinem mörderischen Kriegszug im Nachbarland Ukraine ihren Segen, obwohl nach meiner Kenntnis »Du sollst nicht töten« eines ihrer zentralen Gebote ist.

C: Du, Karin, jetzt möchte ich auf deinen Mann zurückkommen und auf den bei mir schon weit zurückliegenden Physikunterricht: „Ein träges System kann eine Änderung erfahren, wenn eine Kraft an ihm ansetzt“, haben wir damals wohl sinngemäß gelernt.

K: Du verdienst die Note eins, Corina! Jetzt müsste also in Sachen Religionen nur noch von irgendwoher eine Kraft kommen, die sie alle eine Läuterung erfahren lässt und mit neuem Leben erfüllt.

Guggera

1 Kommentar

    • Roland Brendel, 82362 Weilheim auf 2. März 2025 bei 16:58
    • Antworten

    Die „Läuterung“ ist schon am Wirken. Die kosmische Liebe läßt das Böse als Trainer zu. In der Ukraine ist Europa noch im „Training“ um die Liebe auf allen Gebieten zu lernen. In Syrien haben sie nach einem Jahrzehnt den Höhepunkt des Trainings vielleicht schon hinter sich.

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