Radioaktive Belastung von Wildschweinen in Bayern

Datenschutz vor Verbraucherschutz!

Extrem hohe Messwerte bleiben nach wie vor geheim!

Foto: WildschweinIm Juni-OHA dieses Jahres habe ich bereits über die nach wie vor extrem hohen radioaktiven Belastungen von Wildschweinen in Bayern berichtet. Ursache der Strahlenbelastung: die Atom-Katastrophe vor 28 Jahren in Tschernobyl! Inzwischen habe ich weitere Recherchen durchgeführt und kam zu noch höheren Messwerten, bezogen diesmal auf nur ein einziges Jahr, das Jagdjahr 2012/13:
2078 Proben lagen über dem Grenzwert von 600 Bq/kg!
141 Proben zeigten Messwerte über 10 000 Bq/kg!

Davon lagen 10 Werte zwischen 16 351 und dem Höchstwert 27 790 Bq/kg! 300 mal wurden Werte von mehr als 4 000 Bq/kg festgestellt!

Das eingesetzte Messgerät misst nur bis 9 999 Bq/kg. Würde man alle Fleischproben über 10 000 Bq/kg beim Landesamt für Umweltschutz (LfU) mit einem Gammaspektrometer messen, läge ein gewisser Prozentsatz sogar im Bereich von 10 000 bis 20 000 Bq/kg. Ich wiederhole, alle hier aufgezählten Messwerte liegen innerhalb eines Jahres (Jagdjahr 2012/13)! Von diesen Werten haben die Bürger keinen einzigen erfahren. Durch meine Recherche und der Recherche des Bayerischen Fernsehens steht nun Folgendes fest: Das Umwelt- und Verbraucherschutzministerium hat selbst keinen kompletten Überblick über die Belastungssituation in Bayern! Grund: es lässt sich die Messergebnisse der 102 Messstellen (in Becquerel pro kg) gar nicht melden! Auch nicht das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)! Auch nicht das Landesamt für Umweltschutz (LfU)! Also keine Behörde in Bayern! Und nicht einmal der Bayerische Jagdverband (BJV), der mittlerweile 102 Radiocäsium-Messstellen betreibt, die übrigens auch mit Steuergeldern finanziert wurden. Nach eigenen Angaben liefert nur ein Teil davon Messdaten in Bq/kg an den BJV. (So die Antwort auf meine und die Recherche des Bayerischen Fernsehens Anfang Juli 2014.)

Zudem antwortete das Ministerium auf entsprechende Forderungen, sowohl an mich als auch ans Fernsehen: „Aus datenschutzrechtlichen Gründen können die Messdaten nicht veröffentlicht und auch nicht ins Internet gestellt werden.“ Dies wurde jedoch von einem Datenschutzexperten im Filmbeitrag sofort widerlegt!

Ich verweise hier auf den Beitrag »QUER« des Bayerischen Fernsehens vom 10. Juli 2014.

»GEHEIMNIS UM WILDSCHWEINVERSTRAHLUNG«

oder in der Mediathek von QUER. Diesen Fernsehbeitrag habe ich angeregt, indem ich die Daten meiner Recherche übermittelt habe. Leider wurden meine Extremwerte infolge eines Autoren-Wechsels nicht gesendet. Aufgrund meiner Kritik hierzu sollen nun die Extremdaten doch noch in den Internet-Beitrag integriert werden.

Was noch fehlt: Die Messdaten der 47 Radiocäsium-Messstellen der Staatsforsten sind bei den oben aufgeführten Werten noch nicht einmal berücksichtigt. Sie sind absolut nicht zu bekommen!

Fazit: Wenn man bedenkt, dass derart extreme Messwerte noch heute – 28 Jahre nach dem »Fallout« durch Tschernobyl – auftreten, dann ist es dringend nötig, die Messwerte ins Internet zu stellen, damit wir als Betroffene Vorsorge treffen können. Ohne Kenntnis der Messwerte kann man dies nicht.

Helmut Rummel, ehemaliger Strahlenschutzbeauftragter

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