»Pulse of Europe« macht Hoffnung

Eindrücke von den Demonstrationen für Europa in München

Innerhalb weniger Wochen ist eine europaweite Bewegung entstanden, die von Woche zu Woche wächst und beispielsweise in München jeden Sonntagnachmittag tausende Menschen jeden Alters vor der Oper in München zusammen­bringt.

Die Bewegung nennt sich »Pulse of Europe« und hat sich zum Ziel gesetzt, eines der bemerkenswertesten Projekte in der Menschheitsgeschichte – nämlich die Völker eines ganzen Kontinents friedlich zusammenzuführen und auf gemeinsame Werte einzuschwören – vor dem Zerfall zu bewahren. Dabei werden weniger konkrete politische Forderungen erhoben (mit Ausnahme einer stärkeren demokratischen Mitsprache), im Mittelpunkt steht vielmehr das Bemühen, die emotionale Begeisterung für das »Projekt Europa« wiederzubeleben, das im Laufe der letzten Jahre zunehmend zu einem von Wirtschaftsinteressen geleiteten bürokratischen Monster wurde.

Vieles ist bei »Pulse of Europe« anders als bei den Demos, an denen ich in früheren Jahren teilnahm: Viele junge Menschen haben sich unter die »Alt-68er« gemischt, es herrscht Aufbruchstimmung, es wird gesungen, getanzt, gelacht. Keine Aggressionen, keine langen Politiker- oder Funktionärsreden, statt dessen ein »offenes Mikrofon«, in das jeder Bürger drei Minuten lang seine Gedanken und Gefühle mitteilen kann. Auch hier wieder erstaunlich viele junge Menschen, die in zum Teil sehr persönlichen Beiträgen ihre Begeisterung für ein vereintes Europa ausdrücken, aber auch ihre Sorgen, dass dieses Europa zerstört werden könnte von stumpfsinnigen Nationalisten und interessengeleiteten Politikern wie Donald Trump. Da sprechen BürgerInnen davon, dass ihre Großeltern noch in gegnerischen Schützengräben einander umgebracht haben, sie schildern begeistert ihre Zeit als Erasmus-Studenten in Bologna, Barcelona, London … Es wirkt schon absurd, wenn in einem solchen Augenblick ein vereinzelter Wutbürger, der auf einen Laternenpfahl gekraxelt ist, der Menge zubrüllt: „alles Lüge!“ – und damit nur Gelächter und Kopfschütteln erntet. Am Schluss singen die Menschen die Europa-Hymne »Freude, schöner Götterfunken« – bei meinem zweiten Besuch der Demonstration schon um einiges kräftiger als das erste Mal. Das hat bei mir die Hoffnung geweckt, dass das bürokratische, von Wirtschaftsinteressen dominierte Europa von unten wiederbelebt wird und in verbesserter Form aus der gegenwärtigen Krise hervorgeht.

Wolfgang Fischer, Prem

Alles Weitere zu »Pulse of Europe« in München
auf www.pulseofeurope.eu/muenchen oder auch
auf facebook, twitter und youtube.

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