Der Verzicht auf »Plastikbeutel«, korrekter »Kunststofftaschen«, ist in vielen Geschäften bereits problemlose Realität. Der Verzicht auf die hauchdünnen Kunststoff-Folien dagegen erscheint wesentlich schwieriger.
Diese Folien sind ein idealer Schutz für alles, was für längere Zeit frisch und saftig gehalten werden soll. Aus den Frischhaltetheken der Supermärkte sind sie nicht wegzudenken, weil sie die Ware nicht nur frisch halten, sondern dem Kunden zeigen, was er kauft (siehe Foto). Was aber steckt hinter diesen Folien? Wie ist es möglich, dass Steaks, Geflügel und Filets auch nach Tagen noch rosa und frisch aussehen oder dass sich bei Champignons kein Kondenswasser bildet?
Diese hauchdünnen Folien bestehen aus mehreren Schichten unterschiedlicher Materialien, chemisch in inniger Einheit verbunden. Eine Schicht schirmt den Sauerstoff ab, die andere saugt Wasser auf und gibt es bei Bedarf wieder ab, die andere stabilisiert die Folie.
Für Thomas Probst vom Bundesverband für Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) bedeutet die Komplexität des Aufbaus dieser Folien eine der ganz großen Herausforderungen, denn für das Recycling sind sie kaum geeignet. Für sie ist nur noch ein »Down-Cycling« möglich, also eine Umformung in Gartenbänke, Poller, Bauzäune usw. Immerhin eine sinnvolle Verwertung, bei der nur ein geringer Rest der Folien verbrannt wird. Auch die Gelben Säcke für die Kunststoffsammlung im Landkreis Weilheim-Schongau finden hier wieder eine sinnvolle Verwendung.
Beim Leipziger Unternehmen APK werden die sogenannten Multi-Layer-Folien der Fleischtheke in einem Lösemittelbad aufgelöst: Ein Bestandteil trennt sich dabei ab (Polyamid), ein anderer bleibt fest (Polyethylen), wodurch die Trennung zustande kommt. Ab Herbst 2018 soll eine industrielle Großanlage genau dies leisten. Wie aber sehen Energie- und Ökobilanz aus, wenn diese Lösemittel in einem sehr aufwändigen Verfahren hergestellt werden, und wie sehr belasten diese wiederum unsere Umwelt?
Sicher ist, dass sich dieses Verfahren nur für das Recyceln besonders wertvoller Kunststoffe eignet. Daher ist es zu begrüßen, dass die EU eine neue Ökodesign-Richtlinie plant, die für die Kunststoffproduktion mehr Sortenreinheit, also eine Optimierung für das Recycling, vorsieht.
Roland Greißl, Fuchstal
Anmerkung: Die wichtigsten Informationen dieses Artikels stammen aus einem Beitrag des Senders B5 aktuell vom 20.05.2018, Reihe Wissenschaft und Technik, 13.35 Uhr
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