Plastik – mehr Chance als Fluch?

Roland Greissl

Kleiner Vorab-Hinweis: Dieser Artikel darf auf keinen Fall so verstanden werden, dass wir immer mehr Plastik produzieren sollten. Die Vermeidung von Plastik, wo es nur irgend möglich ist, hat natürlich oberste Priorität.

Fakt ist jedoch, dass die »Plastikinseln« in den Weltmeeren inzwischen ein Ausmaß erreicht haben, dass sie nach manchen Studien bereits jetzt den Bestand aller Fische übertreffen. Und die Mikro-Plastik-Partikel gelangen unaufhaltsam in unsere Nahrungskette – mit all den bekannten Folgen. Für Langzeitstudien- oder Planungen ist es längst zu spät. So gibt es nur eine Lösung: Wir müssen, wie so oft, eine Notsituation zu einer Chance zu machen.

Das niederländische Unternehmen Volker Wessels experimentiert seit 2015 damit, Straßen aus Plastikmüll zu bauen. Diese sollen einfacher und günstiger herzustellen sein als Straßen aus Asphalt, drei Mal so lange halten und daher weniger Wartungsarbeiten erfordern – ohne Verformungen in Temperaturbereichen zwischen minus 40 und plus 80 Grad. Frostschäden sowie Blow-Ups wären also fast ausgeschlossen! Zudem soll der Belag geräuschärmer sein als herkömmliche Beläge, dem »Flüsterasphalt« vergleichbar. Weil die neuartigen Straßen auch deutlich weniger Feinstaub produzieren, will zum Beispiel Rotterdam innerstädtische Fahrbahnen nach diesem Prinzip bauen, sobald möglich.

Die Elemente dieser »Plastic Road« sind hohl und kastenförmig geplant, so dass in ihnen Rohr- und andere Leitungen verlegt werden können; sie sollen ferner deutlich leichter als Asphaltstraßen sein, was weniger aufwändige Fundamente zur Folge hätte. Auch wenn die Firma Wessels primär an die gigantischen Plastikmüllinseln aus den Weltmeeren denkt, kann jede Form von Plastik dieser Verwendung zugeführt werden.

Erste Versuchsstrecken sind angedacht. Daher kann es nur einen dramatischen Appell an alle deutschen und europäischen Ingenieure geben, ihr Know-How ab sofort in dieses fundamentale Projekt einzubringen! Die vorhandenen150 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Meeren, die jährlich um weitere 15 Millionen Tonnen »bereichert« werden, müssen schon vorab einer sinnvollen Verwendung zugeführt werden. Vorteil für uns: Unsere Müllgebühren müssten nicht steigen, sie könnten sinken.

Wenn China unser »wertvolles Plastikmaterial« nicht mehr abnimmt – dann verbauen wir es eben selbst!

Roland Greißl, Fuchstal

 

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