Plastik – es gibt kein Zurück (1)

Der einst so gefeierte Segen erweist sind heute als Fluch

Von den alten Griechen haben wir vieles übernommen: Auch der Begriff »Plastik« stammt aus dieser Sprache. »Plastiké téchne« – die Kunst des Verformens – meinte damals natürlich andere Werkstoffe, die (ver-)formbar waren. In der Kunst wird dieser Begriff noch in seiner ursprünglichen Form verwendet: Eine »Plastik« ist ein dreidimensionales Objekt der bildenden Kunst, weitgehend synonym mit dem Begriff »Skulptur«.

Was wir heute im Alltag unter »Plastik« verstehen, sind Kunststoffe, die seit 1907 industriell hergestellt werden. Ihre spezifischen Merkmale, die ihren weltweiten Siegeszug ab den 1950er-Jahren möglich gemacht haben, sind ihre kostengünstige Herstellung, ihre unbegrenzten Einsatz-Möglichkeiten auf allen Gebieten, in allen Formen, Farben und Größen sowie – nicht zuletzt – ihre Langlebigkeit. Und genau dieser einst so gefeierte Segen erweist sich heute als Fluch, dessen Folgen seit Langem bekannt sind. Aber erst jetzt ist Plastik zum Thema für die Mainstream-Medien geworden, dessen sich auch die Politik schüchtern anzunehmen beginnt.

Ursache dafür sind schockierende Meldungen, zum Beispiel über jenen Pottwal, der im Januar 2018 an der spanischen Küste angespült wurde, weil er an 30 Kilogramm Plastikmüll in seinem Magen verendet war (Tüten, Fischernetze, Benzinkanister u. a.). Oder jene »Grüne Meeresschildkröte«, die vor wenigen Tagen an Thailands Küste an einem Zuviel an Plastik verendete – wie übrigens 300 weitere Meerestiere jährlich allein an derselben Küste, vor allem Delfine und Wale.

Dennoch sind diese medienwirksamen Vorfälle nicht das entscheidende Problem. Weit gravierender werden wohl die Folgen des »unsichtbaren« Plastiks sein: Forscher des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven fanden vor wenigen Wochen heraus, dass sich in jedem Liter Wasser (bzw. Eis) der Arktis mehr als 12 000 Partikel Mikroplastik befinden. Das ist es, was uns erschauern lassen muss.

Ob der fast Mitleid erregende Versuch der EU, durch ein Verbot von Q-Tips, Plastiktrinkhalmen oder Einweggeschirr des Problems Herr zu werden, Sinn macht, möchte ich erst am Ende dieser kleinen Serie über Plastik bewerten.

Roland Greißl, Fuchstal

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