Beschluss nach kontroverser Diskussion – gegen den Widerstand der Grünen
Der Stadtrat der Stadt Penzberg hat am 28.07.2015 gegen die Stimmen der Grünen die Abschaffung der 2011 eingeführten Baumschutz-Verordnung beschlossen. Die Begründung war, dass die meisten Anträge auf Baumfällung genehmigt wurden und der Vollzug der Verordnung zu aufwändig wäre. Die Stadtverwaltung wolle sich dafür lieber auf die städtischen Bäume konzentrieren, bei deren Pflege und Erhalt es noch deutliche Defizite gibt. Diese Argumentation ist für die Penzberger Grünen nicht nachvollziehbar:
Dass die Baumschutz-Verordnung keinen positiven Effekt hätte, weil die meisten Anträge zur Fällung genehmigt werden, trifft so nicht zu, denn viele Anträge werden erst gar nicht gestellt, weil die Bürger wissen, dass sie ohne triftigen Grund keine Aussicht auf Erfolg haben bzw. die Landschaftsgärtner die Baumbesitzer darauf hinweisen, dass in Penzberg ältere Laubbäume nicht ohne weiteres gefällt werden dürfen. Diese Ansicht teilt auch die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamts.
Der Aufwand für den Vollzug der Baumschutz-Verordnung wurde mit 6 Stunden pro Monat beziffert! Da für Pflege und Erhalt der städtischen Bäume ohnehin ein Baumkontrolleur am Bauhof etabliert werden soll, hätte dieser den wahrlich geringen Aufwand problemlos mit bewältigen können.
Auch das Argument, die Pflege städtischer Bäume wäre ein sinnvoller Ersatz für die Baumschutz-Verordnung, ist nicht nachvollziehbar, denn der Erhalt der städtischen Bäume sollte selbstverständlich sein, hier hat die Stadt eine Vorbildfunktion. Es kann nicht sein, dass die Stadt regelmäßig Bäume verliert aufgrund von mangelnder Pflanzung, Pflege sowie durch unsachgemäße Bauaktivitäten.
Es wurde auch argumentiert, eine Baumschutz-Verordnung sei nicht zeitgemäß, da nur drei Städte im Landkreis eine solche Verordnung hätten, nämlich Penzberg, Seeshaupt und Bernried. Daran kann man aber erkennen, dass vor allem moderne Städte mit starkem Zuzug diese Verordnung haben, denn gerade durch die Verdichtung des Wohnraums gehen wertvolle Grünflächen im Stadtgebiet verloren und moderne Siedlungsstrukturen lassen kaum noch Platz für Bäume. Umso wichtiger ist die Erhaltung des vorhanden Baumbestands.
Ein kleiner Trost mag sein, dass der Penzberger Stadtrat in derselben Sitzung einem Antrag der Grünen auf Erhalt und Förderung von Grün in der Stadt zugestimmt hat. Damit soll nicht nur umgehend ein Baumkontrolleur am Bauhof eingestellt werden, der sich um städtische Bäume kümmert, sondern auch bei der Aufstellung von Bebauungsplänen soll ein Mindestbestand an Bäumen in Abhängigkeit von der Größe des Baugebiets festgelegt werden.
Bäume sind nicht nur eine ökologische und ästhetische Bereicherung für eine Stadt, sondern sie beeinflussen auch das städtische Klima positiv und steigern damit die Lebensqualität für die Bürger. Einer Entgrünung unserer Städte sollte unbedingt entgegengewirkt werden.
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