Fenster-Ausstellung:
Artenreiche Wiesen, bunt blühende Wiesen, gibt es auch in der Ammersee-Region immer weniger. Das Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil des BUND Naturschutz möchte über deren Wert informieren und lädt Spaziergänger und Fahrradfahrer am Seeweg von Herrsching nach Fischen recht herzlich zu einem Besuch ein. Es handelt sich um eine Informations- und Mitmachausstellung von 28.06. – 30.07.2021.
Der pädagogische Leiter des Naturschutz- und Jugendzentrums, Axel Schreiner hat sich in den letzten Tagen mit dem Fahrrad auf den Weg gemacht (STAdtradeln) und artenreiche Wiesen und Weiden in der Region fotografiert und regt an, es ihm gleich zu tun. Frei nach dem Volkslied „Gehe aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerszeit …“ sollen artenreiche Wiesen und Weiden fotografiert werden und die bestehende Ausstellung mit regionalen Beispielen ergänzen. „Insbesondere Landwirtinnen, sind eingeladen uns Bilder von ihren Wiesen zur Verfügung stellen“, so Schreiner. „Denn schließlich handelt es sich bei Wiesen und Weiden ja nicht um Natur, sondern um einen Kulturlandschaftsbestandteil der ohne Pflege so nicht zu bestaunen wäre …“
Neben den elf Rollups, auf denen der Betrachter Vieles rund um bunt blühende Wiesen, Weiden und deren ökologischen Wert oder um die Bewirtschaftung erfahren kann, entsteht in Wartaweil eine im Ausstellungszeitraum wachsende „Kulturschönheiten-Ausstellung“.
Die Ausstellung wird vom 28.06 bis zum 30.07.2021 vor der Bootshalle des Naturschutz- und Jugendzentrums zu besichtigen sein.
Einsendungen bitte per Post (Wartaweil 76/77, 82211 Herrsching) oder per E-Mail an axel.schreiner@bund-naturschutz.de oder gerne auch persönlich vorbeibringen.
Hintergrund:
Wiesen und Weiden sind mit 16 Prozent der Landesfläche nicht nur die größte Blühfläche, die Bayern zu bieten hat, extensiv genutzte Wiesen gehören zu den artenreichsten Biotopen überhaupt. Über ein Drittel der in Deutschland heimischen Farn- und Blütenpflanzen haben ihr Hauptvorkommen auf Wiesen und Weiden. Artenreiche Wiesen sind darüber hinaus ein wichtiger Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Arten von Insekten, Amphibien, Vögeln und Kleinsäugern. Wiesenblumen bieten auch einer Vielzahl von Insekten, wie z.B. Tagfaltern und ihren Raupen oder Wildbienen Nahrung, darunter Arten, die auf sehr spezielle Wirtspflanzen angewiesen sind, um überleben zu können. Grünland ist ein guter Schutz vor Bodenerosion und auch für unser Trinkwasser wichtig. Anders als Maisäcker gibt es hier kaum Probleme durch überhöhte Nitrateinträge. Wiesen und Weiden sind gut fürs Klima. Über die Pflanzen und den Humus im Boden werden europaweit jährlich mehrere Millionen Tonnen Kohlendioxid gebunden. Besonders wertvoll sind nicht entwässerte Moorwiesen, da nasse Moorböden die Freisetzung des im Boden gespeicherten Kohlenstoffs verhindern – ein kostengünstiges und sofort einsatzbares Mittel zum Klimaschutz. Wiesen bieten wertvolles Raufutter für Kühe und Schafe. Je besser die Grundfutterleistung aus Gras und Heu, umso weniger zusätzliches Kraftfutter ist nötig. Nicht zuletzt sind blumenbunte Wiesen und Weiden Orte zum Innehalten und Erholen. Sie prägen die bayerische Kulturlandschaft und sind Garanten für Lebensfreude.
Klar von Wiesen zu unterscheiden sind auf Ackerstandorten angesäte sog. Blühmischungen oder Brachen. Diese können den Lebensraum der dauerhaft genutzten extensiven Wiesen mit ihrer ganz speziellen Pflanzenzusammensetzung nicht ersetzen. Klatschmohn, Kamille oder Kornblume sind beispielsweise wertvolle Wildkräuter, aber keine Wiesenpflanzen
Insektenfreundliche Wiesennutzung besser honorieren
Mit dem Artenreichtum landwirtschaftlich genutzter Flächen steht und fällt die von vielen Bürgern gewünschte Insektenvielfalt. Neben zurückhaltender Düngung und Verzicht auf Pestizide sind Schnitthäufigkeit und Mahdtechnik entscheidend: Etwa 10 Prozent der Grünlandbestandes auf einem Betrieb sollten extensiv bewirtschaftet, d.h. maximal zweimal im Jahr gemäht werden – im Idealfall mit naturschonender Balkenmäher-Technik, die bereits im bayerischen Vertragsnaturschutzprogramm zusätzlich honoriert wird. Die Zunahme von Wiesenflächen, die erst nach dem 15.6. gemäht werden, sieht der BN als positives Signal, jedoch sind die 10 Prozent selbst bayernweit noch nicht erreicht und regional starke Defizite zu beklagen. Artenreiche Wiesen und Weiden sind unverzichtbare Elemente für einen funktionierenden Biotopverbund, wie er im Artenschutz-Volksbegehren verankert, bisher aber nicht hinreichend umgesetzt wurde.
Generell müssen Maßnahmen, die einen messbaren Mehrwert für die biologische Vielfalt haben, besser honoriert werden. Das wichtigste Förderinstrument zum Erhalt der bunten Wiesen ist das Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm (VNP). Für die erschwerte Bewirtschaftung naturschutzfachlich wertvoller Flächen werden die Besitzer vom Freistaat, kofinanziert von der EU, finanziell entschädigt. Defizite gibt es derzeit insbesondere noch bei der Förderung der extensiven, Weidewirtschaft in schwierigem Gelände (Ausbau von Weideprämien).
„Bei vielen, oft kleineren Betrieben fehlt nach wie vor der Überblick zu den angebotenen Fördermöglichkeiten und Hilfestellungen, wie sie die Landwirtschaft fortführen können, ohne auf den Wachstumszug aufzuspringen“, so BN- Agrarreferentin Marion Ruppaner. Auch deshalb fordert der BN eine neue, auf Naturschutzziele fokussierte Ausrichtung der Beratung und Forschung sowie ein eigenständiges bayerisches Grünlandsicherungsgesetz unabhängig von der Agrarförderung der EU. Und Axel Schreiner, pädagogischer Leiter des Naturschutz und Jugendzentrums: „Bayern sollte den Schatz seiner artenreichen Bauernwiesen retten! Damit können auch die Ziele des Volksbegehrens Artenvielfalt in Bayern noch besser umgesetzt werden“.
Axel Schreiner, Pädagogische Leitung, Naturschutz- und Jugendzentrum,
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