„Je größer der Dachschaden, desto schöner und ungestörter die Aufblicke gen Himmel.“
Karlheinz Deschner starb 89-jährig am 8. April 2014. Deschner ist nicht der Begründer der Kirchenkritik, er steht in einer langen Reihe der Aufklärer, angefangen mit Giordano Bruno. Für manche war er der Größte aller Kirchenkritiker und hat sich mit seiner zehnbändigen Kriminalgeschichte verewigt.
Noch vor Beginn seiner 10-bändigen kolossalen Ermittlungen zur Kriminalgeschichte des Christentums war mir Karlheinz Deschner mit detaillierten Büchern (»Oben ohne«) über die so unsäglichen Vergangenheit des Christentums ein Begriff und hat mir den endgültigen Abschied von allen traditionellen Glaubensmodellen erleichtert, indem er die Herrschaftsfunktion der Kirchen immer und immer wieder mit detailgenauen Recherchen herausarbeitete.
Er beleuchtete die unheilvolle Dreifaltigkeit aus Diktatur, Dogma und Demut gezeugter Kreuzzüge, Kriege, Vernichtungswerke und andere Verbrechen gegen Gläubige, Andersgläubige und Nichtgläubige, sofern diese nur in irgendeiner Weise dem universalen und totalen Machtanspruch der klerikalen Klüngelherrschaft im Wege waren. 1971 stand er gar wegen »Kirchenbeschimpfung« vor Gericht. Das Verfahren wurde eingestellt. Der Grund: »Geringfügigkeit«.
Und die Liste der Verbrechen ließe sich unendlich weiterführen: Inquisition, Hexenwahn, Unterstützung faschistischer Regime und und und.
Aber nicht nur trockene Anklagen und Verbrechen sind in seinen Büchern nachzulesen. Auch viel Erheiterndes war da dokumentiert: von den 17 vollständig erhaltenen Vorhäuten Jesu Christi als Reliquien in christlichen Kirchen, alle anerkannt von der Kirche, oder von dem überdimensionalen Kreuz, an das Jesus genagelt wurde. Zählt man die ganzen »originalen« Splitter zusammen – über 10 Meter Höhe und etliche Tonnen schwer…
All das hat Deschner zusammengefasst und niedergeschrieben.
Ich danke ihm für einen götterlosen Himmel und eine priesterfreie Welt.
„Aufklärung ist Ärgernis, wer die Welt erhellt, macht ihren Dreck deutlicher.“
Reinhard Böttger
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IN MEMORIAM KARLHEINZ DESCHNER
Aus: Bissige Aphorismen
- Am wenigsten widerstehen kann ich dem Zweifel. Ich bezweifle alles, selbst meinen Zweifel. Ich glaube wenig und auch das nicht ganz. Skepsis ist für mich keine der »schönen Künste«, sondern Teil meiner Existenz. (S.36)
- Ich lasse mich bezahlen, nicht kaufen. Ich brauche keine Arbeit, um Geld zu bekommen, sondern Geld, um arbeiten zu können. (S.44)
- Allmählich unterscheide ich immer schwerer, wo auf dieser Welt das Theater endet und die Wirklichkeit beginnt. (S.45)
- Ein Aufwiegler taugt manchmal mehr als alle Abwiegler zusammen. (S.56)
- Das Schweigen der Massen ist das Verbrechen, wofür sie büßen. (S.57)
- Moderne Regierungen brauchen keine Hofnarren mehr. (S.61)
- Politik ist die Kunst, für viele möglichst wenig und für wenige möglichst viel zu tun. (S.63)
- Demokratie ist die Kunst, dem Volk im Namen des Volkes feierlich das Fell über die Ohren zu ziehn. (S.64)
- Auch der Besitz besitzt. Und macht besessen. Je mehr Besitz, desto mehr Besessenheit. (S.80)
- Volkseigentum heißt es, wenn den meisten das wenigste, Privateigentum, wenn den wenigsten das meiste gehört. (S.80)
- Noch schlimmer als da, wo es kein Geld gibt, geht es dort zu, wo es viel Geld gibt. (S.81)
- Dass wir, nach Voltaire, die Welt bei unsrem Ausgang genauso dumm und erbärmlich zurücklassen, wie wir sie bei unsrem Eintritt fanden, wäre noch erträglicher, als sie auch in zweitausend Jahren noch genauso dumm und erbärmlich vermuten zu müssen, wie sie schon vor zweitausend Jahren war. (S.76)
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