Müssen wir bald mit schmutzigem Frackinggas heizen?

Mit Entsetzen habe ich am letzten Wochenende auf Seite 1 der »Heimatzeitung« Merkur gelesen: »Habeck setzt im Notfall auf US-Erdgas«. Mit »Putin dreht uns den Gashahn zu« oder ähnlichen Parolen wird uns in den Leitmedien suggeriert, wer schuld ist an dem Dilemma. Wohl ganz im Sinne der Schmutziggas-Lieferanten und deren Geostrategen. Unsere »Heimatzeitung« titelte gar am 24. Oktober 2021: „Russland drosselt Lieferung – Experte sieht »Kriegserklärung an die EU«“. Russland ist bisher stets als zuverlässiger Geschäftspartner aufgetreten und hatte immer Interesse an guten Geschäftsbeziehungen, vor allem zu Deutschland: Deutsche Technologie gegen (saubere) Energie. Das sollte ein Grund sein, mal hinter die Kulissen zu schauen und folgende Fragen zu stellen: 

• Wer ist verantwortlich für die fast leeren Erdgasspeicher in unserem Land? 
  
• Und was wird denn als »Notfall« angesehen? 
  

Die Nachfrage bei einem ESB-Mitarbeiter ergab, dass das Auffüllen der Gasspeicher vom Großhandelspreis abhängig gemacht wird. Je niedriger der Einkaufspreis desto größer der Gewinn. Dabei ist wohl die Preisspekulation nicht ganz aufgegangen. – Zum Zweiten ist im letzten Jahr der Verbrauch deutlich gestiegen. Auch wegen der langen Heizperiode im Frühjahr 2021.
Wenn man also genau hinschaut, wurde lediglich eine EU-Anfrage zur Erhöhung der Liefermenge von Russland zögerlich behandelt, was die Preise weiter in die Höhe trieb.

Russlands Verhalten wird verständlich in dem Debakel um die Pipeline »Nordstream 2«, die ja schon lange von der Jetzt-Außenministerin massiv bekämpft wurde. Atom- und Kohleausstieg bei gleichzeitiger Ablehnung von natürlich gewonnenem Erdgas? Verbrauchs-Einsparungen sind ohnehin unpopulär. Da drängt sich doch die Frage auf: „Hat die Ampel noch alle Tassen im Schrank?“ Zudem spitzt sich nun der Konflikt mit der Ukraine zu, in welchem sich unsere unerfahrene olivgrüne Außenministerin von ihrem US-Kollegen gründlich einseifen lässt. Offenbar ließ sich der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck unter diesem Druck auf das Angebot unserer amerikanischen »Freunde« ein.  Dumm nur, wenn man gleichzeitig Klimaschutzminister ist.

Nun erinnere mich wieder an den 72-minütigen Vortrag eines US-Geostrategen der Beraterfirma STRATFOR vom 03.02.2015, in dem dieser klipp und klar beschrieb, dass Beziehungen zwischen Deutschland und Russland nicht im Interesse der USA seien. Ferner empfahl er, Russland zu isolieren durch einen »Cordon Sanitaire«, eine Art »Keuschheitsgürtel«. Die Nachdenkseiten hatten damals ein Transscript angefertigt. Als Einzige wagte es Sahra Wagenknecht, diesen brisanten Vortrag im Bundestag anzusprechen, worauf sie von Claudia Roth mit dem Schimpfwort »Verschwörungstheorie« öffentlich abgewatscht wurde.

Nach den baltischen Staaten Polen und der Ukraine, denen der Hass auf die ehemalige Sowjetunion noch in den Knochen steckt, könnten bald Belarus und Kasachstan folgen. Man könnte jetzt spekulieren, dass, sobald Russland unter US-Kontrolle fallen würde, russische Gaslieferungen wieder ungebremst möglich sind. Sollen wir auf dieses Abenteuer hoffen?

Siegfried Klar, Weilheim