Seilschaften deutscher Gentechnikkonzerne
Die Idee zu dieser Veranstaltung kam vom Arbeitskreis »Gentechnik«. Gemeinsam haben dann ATTAC Weilheim, der Kreisverband des BDM (Bundesverband deutscher Milchviehhalter) und die AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft) die Veranstaltung am 8.11.2012 mit dem Gentechnikgegner und Buchautor Jörg Bergstedt organisiert. Viele Bürgerinnen und Bürger sind der Einladung der Organisationen gefolgt. Der Saal in der Gaststätte »Gögerl« in Weilheim war übervoll.
In einem zirka zweistündigen Vortrag vermittelte der Referent anschaulich, wie es möglich ist, dass in Deutschland, in dem nach Umfragen höchstens 6 Prozent der Bevölkerung Gentechnik in Lebensmitteln für sinnvoll halten, trotzdem die Politik, unabhängig von der politischen Couleur, kräftig Steuergelder für Forschung und Entwicklung an Universitäten und Konzerne ausgibt. Es wird eifrig die Werbetrommel gerührt, obwohl z.B. nach eigenen Aussagen von Monsanto Deutschland, das Verbesserungspotenzial durch Gentechnik bei Pflanzen gering ist. Es ist auch nicht nur der berüchtigte US-Konzern Monsanto aktiv, sondern auch deutsche Konzerne (BASF, Bayer, KWS). Dies ist nur weniger bekannt, da sich nicht wenige Aktivitäten dieser Konzerne hinter kleinen (Briefkasten-)Firmen verbergen.
Interessant war, dass sich gerade auf dem Gebiet der Agro-Gentechnik eine kleine Gruppe von Menschen eine Vielzahl von Funktionen und Ämtern teilt. Dadurch ist es möglich, dass ein und dieselbe Person als Inhaber/Geschäftsführer einer Firma die Versuche plant und durchführt, gleichzeitig als Mitglied eines Gremiums Genehmigung und Finanzierung dieser Versuche durch Steuergelder (z.B. 350 T€ für ein 9,6 qm Versuchsfeld) bewilligt. Behördliche Genehmigung und Kontrolle über die Durchführung kann durch die gleiche Person erfolgen, die auch als Lobbyist in Sachen Agro-Gentechnik unterwegs ist.
In diesem Vortrag wurde auch klar, dass es nicht möglich ist gentechnikfreie und nicht gentechnikfreie Landwirtschaft sauber getrennt nebeneinander zu führen, da es erwiesenermaßen immer zu Auskreuzungen kommt. Es wird also mit der Zeit nur einen Grenzwert geben, unterhalb dem vermischtes Saatgut noch als gentechnikfrei bezeichnet werden kann und wann nicht mehr. Man muss auch damit rechnen, dass diese Grenzwerte immer wieder erhöht werden müssen. Gerade Versuchsfelder, die eine Vielzahl von verschiedenen veränderten Pflanzen beinhalten, führen also zu einer raschen Vermischung von vielen Pflanzenarten. Ist das das Ziel, dass irgendwann die Menschen erkennen müssen, dass es nicht mehr möglich ist zwischen gentechnikfrei und gentechnisch verändert unterscheiden zu können? Will man so der Agro-Gentechnik zum Durchbruch verhelfen?
Denkbar ist es, denn unsere Politik hat in den vergangenen Jahrzehnten alles daran gesetzt, dass die Landwirtschaft industrialisiert und die bäuerliche Landwirtschaft immer mehr verdrängt wird. Die Abhängigkeit der Landwirtschaft von den großen Konzernen mit Saatgut, Düngemittel und Spritzmittel soll unumkehrbar gemacht werden. Der Arbeitskreis Gentechnik Weilheim wird sich weiterhin dagegen wehren.
Manfred Unger
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Hinweis: Wer im Arbeitskreis GENTECHNIK mitmachen will: Treffpunkt jeden 2. Dienstag im Monat um 20 Uhr im PITTWO, Weilheim, Lohgasse 11
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