Mobilitätswende: Argumentationshilfe für Kommunen

Faktenblatt von Agora Verkehrswende mit vielen Illustrationen und Praxisbeispielen / Förderung von Alternativen zum Pkw reicht nicht aus / Erfolgreiche Städte und Gemeinden bauen auch überholte Auto-Vorrechte ab

Aachen und Amsterdam, Böblingen und Barcelona: Es gibt mittlerweile viele Beispiele für Städte, die den Verkehr attraktiver und klimagerechter gestalten. Der Thinktank Agora Verkehrswende hat einige von ihnen im Faktenblatt „Mut zur lebenswerten Stadt“ zusammengetragen und mit Infografiken aufbereitet, um weiteren Städten und Gemeinden in Deutschland Anregungen für den Dialog und die Entscheidungen vor Ort zu geben. Deutlich wird dabei vor allem, dass es nicht ausreicht, die Alternativen zum privaten Auto wie Bus, Bahn, Fahrrad und Fußverkehr zu fördern.

„Wer lebenswerte und klimagerechte Städte gestalten möchte, muss auch bereit sein, die über Jahrzehnte gewachsenen Vorteile und Vorrechte des Autoverkehrs abzubauen“, sagt Wiebke Zimmer, stellvertretende Direktorin von Agora Verkehrswende. „Es lohnt sich, den Menschen als Maßstab der Verkehrspolitik zu nehmen, denn eine solche Politik führt zu mehr Lebensqualität, mehr Sicherheit und mehr Teilhabe für alle. Das Ergebnis überzeugt dann meist auch jene, die anfangs noch skeptisch waren, und wird bei Wahlen honoriert.“

Zusammenspiel von Anreiz und Nachdruck

Aachen wird als Vorbild genannt, weil die Stadt ihre Ausgaben für den Radverkehr nach langer Unterfinanzierung innerhalb von vier Jahren um das 17-Fache gesteigert hat: von 5,3 Euro pro Kopf im Jahr 2018 auf 88,7 Euro im Jahr 2022. Amsterdam hat innerhalb eines Jahres 1.100 Parkplätze für neue Zwecke umgewandelt, zum Beispiel für Gehwege, Spielflächen, Wohnungsneubau, Fahrradstellplätze oder Begrünungen. Barcelona konnte den Verkehr in einem Stadtquartier mit Hilfe von Pollern so beruhigen, dass der Autoverkehr um 40 Prozent zurückging, während der Radverkehr um 30 Prozent und der Fußverkehr um 10 Prozent zunahm.

Mit den Beispielen und Illustrationen macht Agora Verkehrswende deutlich, wie erst das Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen zum Erfolg führt: die einen dienen dazu, neue Angebote zu fördern, zum Beispiel durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs oder die Einrichtung neuer Radwege und Begegnungszonen; die anderen zielen darauf ab, das private Auto weniger attraktiv zu machen und öffentlichen Raum zurückzugewinnen, zum Beispiel durch Parkraummanagement, konsequentes Abschleppen von falsch geparkten Fahrzeugen und Rückbau von Kfz-Fahrspuren. Die Kombination dieser Ansätze, von Anreiz und Nachdruck, wird in Fachkreisen auch Englisch als Push-and-Pull-Politik bezeichnet. Berechnungen der Stadt Dresden machen dagegen deutlich, dass Anreiz-Maßnahmen allein nicht ausreichen: Wird neben dem Ausbau von ÖPNV, Fuß- und Radverkehr zusätzlich auch der Autoverkehr gefördert, nimmt die Summe der Pkw-Kilometer weiter zu.

Wolfgang Aichinger, Projektleiter Städtische Mobilität bei Agora Verkehrswende: „Mit unserem Faktenblatt geben wir den Verantwortlichen in den Kommunen anschauliche Argumente für eine ganzheitliche Verkehrspolitik an die Hand. Ziel sollte es sein, die mit dem Pkw zurückgelegten Kilometer in Großstädten in den kommenden Jahrzehnten um gut 50 Prozent zu senken; bundesweit ist bis 2045 ein Rückgang um rund ein Drittel notwendig.“

Pressemeldung Agora Verkehrswende

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