Misere der ambulanten Versorgung »SOGesund« ist selbst verschuldet

Landkreis Weilheim-Schongau hat auf
»Nichts« gesetzt

Die Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern kritisiert in scharfer Form die Schließung des Krankenhauses Schongau und anschließende Umsetzung der ambulanten Versorgung »SOGesund«. 1 Die Misere der ambulanten Versorgung »SOGesund« ist selbst verschuldet und war vorhersehbar.

Klaus Emmerich, Klinikvorstand im Ruhestand:
Klinikleitung und Landkreis haben auf eine Krankenhausreform gesetzt, deren Umsetzung und inhaltliche Ausgestaltung in Abstimmung mit kontrovers diskutierenden Bundesländern noch gar nicht fest steht. Mit Recht haben wir in unseren Pressemitteilungen gefordert: „Warten Sie die Perspektiven ab, die sich aus der Diskussion um eine neue Krankenhausreform oder mögliche Gesetzesalternativen abzeichnen.‘‘ Landkreis und Klinikleitung wussten es – trotz aller Warnungen – offenbar besser. Nun zeichnet sich ein Desaster ab, das größer kaum sein könnte.

Die Aktionsgruppe erklärt hierzu: Die Schließung des Krankenhauses Schongau zum 1. März 2024 mit anschließender Implementierung …

  • kostete 290 klinische Arbeitsplätze im Landkreis Weilheim-Schongau 2
  • den Verlust einer durchgehenden und stationären Notfallversorgung innerhalb von 30 Fahrzeitminuten für mehr als 28.000 EinwohnerInnen.
  • verursacht „massive Einnahmeausfälle am Standort Schongau“ 3
  • beseitigt keine Millionendefizite 4
  • und gefährdet am Ende vielleicht auch dieses ambulante Gesundheitsangebot.


Die berechtigte Frage lautet:

Verbleibt in Schongau am Ende ein absolutes gesundheitliches Loch,

stationär und ambulant?

Die Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern hat die geplante Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit der Umwandlung gut funktionierender Allgemeinkrankenhäuser einschließlich Basisnotfallversorgung wiederholt scharf kritisiert. 5 Für eine zu früh getroffene Entscheidung einer ambulanten Versorgung »SOGesund« ohne gesicherte gesetzliche Grundlage tragen Klinikleitung und Landkreis die alleinige Verantwortung. Mit Defiziten in Millionenhöhe hätte man das bedarfsnotwendige Krankenhaus Schongau alternativ weiterbetreiben können. Jetzt verbleibt ein irreparabler Scherbenhaufen.

Unsere Forderung:

Kehren Sie zur stationären Behandlung durch Wiedereröffnung

des Krankenhauses Schongau zurück.

Pressemitteilung Aktionsgruppe Schluss mit dem Kliniksterben in Bayern


1 Merkur, Krankenhaus Schongau, „SOGesund“ ein Pflegefall? Bund lässt Landkreis hängen, neues Millionendefizit droht, https://www.merkur.de/lokales/schongau/schongau-ort29421/sogesund-ein-pflegefall-bund-laesst-landkreis-haengen-neues-millionendefizit-droht-93230496.html

2 Merkur, Krankenhaus GmbH: Kündigung für knapp 290 Mitarbeiter kurz vor Weihnachten,
https://www.merkur.de/lokales/weilheim/weilheim-ort29677/krankenhaus-gmbh-kuendigung-fuer-rund-290-mitarbeiter-weilheim-schongau-92713017.html

3 Merkur, Krankenhaus Schongau, „SOGesund“ ein Pflegefall?, ebenda

4 Merkur, Krankenhaus Schongau, „SOGesund“ ein Pflegefall?, ebenda

5 Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern, Zukunft der Krankenhäuser – Auswirkungsanalyse zum Referentenentwurf des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG), https://kliniksterben.jimdofree.com/app/download/13299277799/Zukunft+deutscher+Krankenh%C3%A4user+-+Auswirkungsanalye+zum+Referentenentwurf+des+Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz+%E2%80%93+KHVVG.pdf?t=1710843641

1 Kommentar

    • Klaus Emmerich, 95502 Himmelkron auf 15. August 2024 bei 14:55
    • Antworten

    In den letzten Tagen wurde viel über die wirtschaftlichen Misere der Gesundheitseinrichtung SoGesund, Nachfolgekonzept des geschlossenen Krankenhauses Schongau, diskutiert. Wiederholt wurde die Frage aufgeworfen, wie ein langjähriger klinischer Geschäftsführer Thomas Lippmann auf Vorhaltevergütungen für SoGesund setzen kann, deren gesetzliche Grundlage strittig ist und noch nicht einmal gesetzlich verabschiedet wurde.

    Ich setze als ebenfalls erfahrener ehemaliger Klinikvorstand die Frage hinzu: Wer hat jemals vor Einführung der Gesundheitseinrichtung einen validen Zeitplan für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbachs Vorhaltevergütung vernommen. Darauf hat Geschäftsführer Herr Lippmann doch angeblich so sehr gesetzt, und den fordert er so vehement ein! Warum eigentlich hat er das – wie vernünftige Geschäftsleute – nicht vorher geklärt? Nun, auf eine Anfrage des CSU-Gesundheitspolitikers und Bundestagsabgeordneten Stephan Pilsinger liegt laut Ärzteblatt eine konkrete und wenig überraschende Auskunft des Bundesgesundheits­ministeriums vor. Ich zitiere „In den Jahren 2025 und 2026 sollen die Bundesländer ihre neuen Krankenhauspläne aufstell­en und die Krankenhäuser den 65 Leistungsgruppen zuweisen. Erst ab 2027 wird die geplante Vorhaltefinan­zie­rung, die eng an die Leistungsgruppen geknüpft ist, greifen.“

    Jetzt haben wir also einen Zeitplan – 2027! Bis dahin, so ist zu befürchten, ist Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach „Schuld“ an einer Schließung der Gesundheitseinrichtung SoGesund, oder? Ich als erfahrener ehemaliger Klinikleiter behaupte: Die Entscheidung für die Gesundheitseinrichtung SoGesund war entweder grob fahrlässig. Oder hat Geschäftsführer Herr Lippmann hat etwa gehofft, der Zeitplan für Vorhaltevergütungen komme so spät, dass er SoGesund mit Verweis auf ausbleibende Pauschalvergütungen schließen kann? Diese Frage wird nur er oder seine Aufsichtsrätin, Landrätin Andrea Jochner-Weiß, beantworten können.

    Himmelkron, 15.08.2024
    verantwortlich:
    Klaus Emmerich
    Klinikvorstand i.R.
    Egerländerweg 1
    95502 Himmelkron
    0177/1915415
    http://www.schlusskliniksterbenbayern.jimdofree.com
    klaus_emmerich@gmx.de

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