Im Rahmen meiner sehr aufwändigen langjährigen Recherchen musste ich feststellen, dass in Südbayern seit 2013 bis heute jeweils nur die Hälfte aller dort erlegten Wildschweine überhaupt einer Radiocäsium-Messung zugeführt wurde!
Und diese Hälfte, das waren immerhin in den letzten 6 Jahren, die immense Zahl von durchschnittlich rund 13 000 Sauen pro Jahr! Fallwild, das ja üblicherweise nicht gemessen wird, habe ich dabei schon abgezogen. Diese 13 000 nicht gemessenen Sauen stellen ein erhebliches gesundheitliches Problem für viele Jägerfamilien dar. Da nur gemessenes Wildschweinfleisch unter 600 Bq/kg in den Handel kommen darf, bedeutet dies, dass diese Wildschweine unwissentlich ihrer – zum Teil sehr hohen Belastung – nur von nachfolgendem Personenkreis verzehrt wurden. Jäger dürfen nämlich zum Eigenverzehr ein Wildschwein erlegen und müssen es nicht messen lassen, wenn sie es nur im eigenen Haushalt mit ihren Familienangehörigen verzehren.
Wie komme ich nun zur untenstehenden Dosisbelastung der Jäger?
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bezeichnet diese Jägerfamilien als »Extremverzehrer« und kommt durch Studien bei diesen Jägerfamilien auf einen Verzehr von 13 kg pro Kopf und Jahr! Ich habe mal nur mit einer Verzehrmenge von 12 kg pro Kopf und Jahr gerechnet. Das ergibt bei 12 kg und einer Belastung von 6 000 Bq/kg eine vergleichbare Dosisbelastung von 46 Röntgenaufnahmen der Lunge pro Kopf und Jahr!
Hier die Rechnung für Interessierte:
➡ 12 kg x 6 000 Bq = 72 000 x 0,013 ( Dosisfaktor des Cäsium 137 ) = 936 mikrosievert
➡ (1 Röntgenaufnahme der Lunge entspricht 20 mikrosievert)
➡ 936 mikrosievert : 20 = 46 Röntgenaufnahmen der Lunge!
Mit Hilfe des oben angegebenen Dosisfaktors für radioaktives Cäsium 137 kann man die von inkorporierten Radionukliden hervorgerufene Dosis im Körper berechnen. Es soll hier nicht beurteilt werden, ob die vergleichbare Dosis von 46 Röntgenaufnahmen der Lunge gesundheitliche Folgen hat, ein Risiko ist es allemal. Und dieses Risiko ist durch vorheriges Messen leicht vermeidbar.
Diese für meine Berechnung zugrundegelegten 6 000 Bq/kg, bis hin zu dem Maximalwert von 16 704 Bq/kg, wurden beispielsweise im Jahr 2018 bei 150 Sauen in Südbayern gemessen. Ich habe also jeweils die gemessenen Wildschweine als Vergleichsmaßstab für meine Berechnung herangezogen. Da die nicht gemessenen aus dem gleichen Gebiet und dem gleichen Zeitraum wie die gemessenen stammten, war statistisch auch mit ungefähr den gleichen hohen Belastungen zu rechnen.
Die oben angeführten 13 000 Wildschweine habe ich durch Vergleich aller erlegten Sauen mit der Anzahl aller Messungen in Südbayern ermittelt. Recherchiert habe ich in allen Landkreisen und kreisfreien Städten der Regierungsbezirke Oberbayern, Niederbayern und Schwaben. Ausgewertet habe ich daraus insgesamt rund 12 000 Messwerte. In Südbayern habe ich deshalb recherchiert, weil dieses Gebiet durch den Fallout erheblich höher belastet wurde als Nordbayern und unbedingt alle dortigen Wildschweine hätten gemessen werden müssen.
Ausblick auf die nächsten 2 Jahre:
Die Belastung der Wildschweine wird nur sehr langsam abnehmen, im wesentlichen bestimmt durch das allerdings sehr langsame Eindringen des Cäsium 137 in tiefere Bodenschichten. Es verschwindet also mit den Jahren extrem langsam aus dem Wühlbereich der Wildschweine.
Es kann lediglich mit einem Rückgang der Belastung der Wildschweine von etwa 10 Prozent pro Jahr gerechnet werden – und das ist leider sehr wenig.
Es ist also weiterhin Vorsicht geboten.
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