Mädchen sind mehr als niedlich, rosa und sexy

Der Bayerische Landesfrauenrat sieht Rollenklischees kritisch

Immer jünger sind die Kinder – Mädchen und auch Jungen –, die sich unwohl in ihrer Haut fühlen. Sie sorgen sich um ihr Aussehen, denn die Werbung suggeriert ihnen, dass sexuelle Attraktivität von höchster Wichtigkeit sei. Dabei steht insbesondere die Farbe »pink« für modebewusst, niedlich und harmlos. Spezielle Mädchen-Ecken in Buchläden oder Spielzeuggeschäften sollen Mädchen und Mütter, Tanten und Omas, zum Kauf von allerlei rosa Zubehör verführen. Und je »pinker« die Mädchen, desto »schwarz-blauer« oder auch »militärgrün« die Jungen. Blumen, Herzchen und Tierchen machen die Mädchen zu verspielten Geschöpfen – und sind für Jungen verpönt. Unternehmen verdienen hervorragend daran, dass Eltern von Söhnen und Töchtern alles in zwei Farben anschaffen müssen – und wenige Möglichkeiten haben, Gender-neutrale Kleidung auszuwählen.

Nicht nur in Werbung, Fernsehen und Kinderliteratur begegnen sie den klassischen Rollenbildern. Auch in Krippe, Kindergarten und Schule wird den Kindern durch die aktuelle Mode vorgeführt, was ein Mädchen zu mögen hat – und viele fühlen sich genötigt, sich anzupassen, um dazuzugehören. In pinkfarbener Umgebung sollen die Mädchen die vermeintlich passenden Accessoires auf der Suche nach ihrer Identität erkennen. In der Münchner Innenstadt hat eine rosa »Wellness-Oase« für „junge Prinzessinnen und solche, die es werden wollen“ eröffnet. Kundinnen von 5 bis 15 Jahren sollen dort „von klein auf den bewussten Umgang mit Beauty-Produkten lernen“. Pink lehrt die Mädchen, dass sie für „hübsch und attraktiv sein“ Lob und Anerkennung bekommen. Casting-Shows für immer jüngere Altersgruppen verstärken dieses Rollenbild. Selbstverständlich dürfen Mädchen sich verkleiden und »Dame« spielen. Doch dafür brauchen sie wirkliche Frauen als Vorbilder, und nicht rosa Prinzessinnen, die stets verfügbar wirken.

Diese rosa Prägung sieht der Bayerische Landesfrauenrat sehr kritisch. Sie ist außerordentlich kontraproduktiv zu den Gleichstellungsbemühungen der letzten 40 Jahre. Der Bayerische Landesfrauenrat geht mit der Initiative pinkstinks.de konform, die die »Pinkifizierung« der Mädchen ablehnt und mit einer Petition gegen Sexismus in der Außenwerbung an den deutschen Werberat herangetreten ist. Der Bayerische Landesfrauenrat möchte das Bewusstsein für die Folgen eines rosa Rollenbildes für Mädchen schärfen und appelliert deshalb an die Konsumentinnen und Konsumenten, Kaufanreizen, die Mädchen klein, rosa und niedlich machen, kritisch zu begegnen.

Hildegund Rüger
Präsidentin des Bayerischen Landfrauenrates
München, 2. September 2013

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