M wie … Meinung

Irmgard Deml, Weilheim

Nein, danke, keinen mehr! Seit einiger Zeit lese ich wieder öfter und zwar »querbeet«. Das letzte war ein Krimi, da mich die menschliche Psyche sehr interessiert. Er trägt einen Aufkleber »Spiegel-Bestseller«. Doch der Inhalt ist einfach nur grausig.

Dieses eine Werk des weltweit erfolgreichen Autoren hat mir gereicht, auch wenn er – psychologisch  geschickt – in den letzten Zeilen einen der »Übeltäter« wieder auftreten lässt, wohl damit möglichst der Folgeband ebenfalls gekauft wird. Für mich sind jedoch drei verrückte – dazu noch mindestens zwei weitere Täter – zu viel. Zudem sind die sehr detailliert beschriebenen Untaten teils keinem der Täter wirklich zuzuordnen. Scheinbar ist es Derartiges, was viele von uns fasziniert und sie die neuen »Werke« des Schreibers kaufen lässt. Ich gehöre hier jedenfalls nicht dazu.

Ebenso wenig wie ich die Sieger eines Musikwettbewerbs gewählt hätte. Wie kann es sein, dass die Juroren, die die Teilnehmer der Endrunde festgelegt haben, ein Lied wählen, in dem vorkommt: „… ich glaub, ich häng‘ dich an‘ Ast“…,  „… ich glaub, ich schmeiß dich vom Mast“…, schließlich noch „… ab jetzt wird ewig gehasst …“? Das wurde – für mich unverständlich – Sieger des Wettbewerbs! Die Menschheit braucht vor allem eines: Frieden. Die Bandmitglieder, sehr sympathisch und gute Musiker, weisen darauf hin, dass sie damit nicht zu Gewalt aufrufen wollen, was ich ihnen sogar glaube. Doch vielleicht denkt jemand ganz anders darüber?

Ebenso wie bei dem Thema, große Wildtiere bei uns wieder heimisch werden zu lassen. Mit einer Frau sprach ich darüber und stellte fest, dass hier unsere Ansichten völlig auseinandergehen. Ich persönlich finde es nicht gut, wenn Wölfe oder gar Bären in unseren Wäldern unterwegs sein sollen. Bei beiden Arten handelt es sich um Raubtiere, die – vor allem Bären – heute wie früher Menschen verletzen oder gar töten. Da hört sich für mich der Tierschutz auf. Mir reicht es schon, dass in unseren Wäldern Wildschweine unterwegs sind, die sicher genauso scheu sind wie Bär, Wolf, Fuchs, Reh, Hase und so weiter. Doch die Sauen, vor allem wenn sie Frischlinge haben und erst die Eber, können Wanderern ebenso gefährlich werden.

Besagte Dame, aufgewachsen in Ostdeutschland, meinte, sie sei das von Kindertagen her gewohnt und würde sich Glocken umhängen, um Geräusche zu machen, damit die Tiere sie früh genug hören und ihr so nicht zu nahe kommen. Geht es Ihnen hier vielleicht so wie mir? Wenn ich in die Natur hinausgehe, freue ich mich an der Ruhe, oft an der Stille, die ich dort genießen kann und bin nicht erpicht darauf, selbst Lärm machen zu müssen, um mich zu schützen. Zudem gibt es leider nicht nur verrückte Menschen, sondern auch verrückte Tiere. Der Mensch an sich ist ja biologisch gesehen ein Säugetier.

Sich eine eigene Meinung zu bilden hängt stets von den eigenen Erfahrungen und dem bisher erworbenen Wissen ab. Und das bekommen wir kaum geschenkt, sondern dürfen es uns mehr oder weniger aufwendig erwerben. So wie Lisa Fitz in ihrem neuesten Programm »Avanti Dilettanti!« sagt, dass es schon nicht einfach ist, im Alltag mit Dilettanten zu tun zu haben, kommt sie von ihrem Programmtitel zum »Gehampel der Ampel«. Und wer sie kennt, weiß, dass sie sich sehr gut mit den von ihr angesprochenen Themen befasst. Im Radio war vor Kurzem ein Ausschnitt aus ihrer Darbietung zu hören. Hier ein Teil daraus:

„… Und: Hand auf’s Herz: Demokratie, Demokratie ist nicht »Wahrheitssuche«, sondern »Mehrheitsfindung«. Soll ich Ihnen einen Moment Zeit lassen? Der braucht a bissl. Demokratie ist eigentlich auch, wenn vier Füchse und ein Hase abstimmen, was es zum Abendessen gibt. Aber: Wenn eine Mehrheit, die nicht denkt, bei Wahlen ihre Gunst verschenkt, ist das nicht automatisch allein schon demokratisch. Und: Verwechselt bitte nicht, verwechselt nie die »Mehrheit« mit der »Wahrheit«. Soi is nomoi song? Ja, i weiß schon. Der braucht auch wieder a bissl. Nie die Mehrheit mit der Wahrheit verwechseln. Die Erfinder der Demokratie, die alten Griechen – also einer, alle waren da ja auch nicht gescheit – aber der Platon, der hat wortwörtlich Folgendes gesagt. Er hat gesagt: „Wer in der Demokratie die Wahrheit sagt, wird von der Masse getötet.“  Moment, es geht noch weiter. „Getötet von jenen, die »Autorität als die Wahrheit« betrachten anstatt »Wahrheit als die Autorität«. …“

Demokraten suchen Mehrheiten für ihre Überzeugungen. Nomoi: Demokraten suchen Mehrheiten für ihre Überzeugungen. Wenn Sie ganz genau aufpassen – und Mehrheiten lassen sich halt einfach leichter finden, wenn das Suchfeld nicht zu sehr von eigenen Überzeugungen eingeengt wird. Klar? Wir Politexperten sprechen hier auch gerne von »Meinungs-Söderalismus«. Jeder hat ein Recht auf eine eigene Meinung, das gilt für jedes Thema und für jeden Tag. Das nennt man – ich weiß net, wie nennt man des? –  Pluralismus? Ja, Man könnt’ natürlich auch sagen: »a Fahndl im Wind«. Schönen Tag noch!

Irmgard Deml, Weilheim

1 Kommentar

    • Siegfried Klar, 82362 Weilheim auf 13. August 2024 bei 12:02
    • Antworten

    Zitat von Lisa Fitz: „… Und: Hand auf’s Herz: Demokratie, Demokratie ist nicht »Wahrheitssuche« …,
    Ja, die Frau Fitz trifft den Nagel auf den Kopf!

    Erweiternder Vorschlag: W wie … WAHRHEITSSUCHE

    Dazu Thomas Mayer, Bürgerrechtler und Autor:
    »Es war erschreckend für mich zu erleben, dass viele Menschen beim Thema Ukraine-Krieg völlig dicht machten. Ihre Urteile waren gefällt, obwohl sie offensichtlich die allergrößten Wissenslücken hatten – dicke Vorurteile. Sie wollten aber auch keine Sachverhalte hören, die sie in ihrer vorgefertigten Haltung irritierten. Sie wollten keine Verunsicherung ihrer festen Positionierung und scheuten das Erleben einer kognitiven Dissonanz, die geistigen Schmerz verursachen kann. Da war nur noch Glauben statt Denken.

    Wer selber denkt ist diskussionsfähig, wer im bloßen Glauben seine Identität hat, muss jeden Widerspruch gnadenlos ablehnen. Oft kam die NATO-Kriegspropaganda aus den Mündern wie giftgrüne Drachen herausgeflogen. Doch das fiel den Menschen selbst nicht auf. Sie fühlten sich als die „Guten und Gerechten“, denn „Waffen sind Nächstenliebe“ oder „Frieden schaffen mit noch mehr Waffen“. «

    aus:
    https://www.thomasmayer.org/fileadmin/media/Buecher/2023_10_17_Leseprobe_Wahrheitssuche_im_Ukraine-Krieg_Thomas_Mayer.pdf

    treffend zitiert er weiter aus Goethes Faust:
    »„Den Teufel spürt das Völkchen nie, selbst wenn er es am Kragen hätte,“ sagt in Goethes „Faust“ der Mephistopheles zu Doktor Faust in Auerbachs Keller in Leipzig. Sodann demonstriert er seine teuflische Macht an den dort feiernden Studenten, die sich für die geistige Elite der Bevölkerung halten. Binnen weniger Minuten bringt er sie durch vorgegaukelte Trugbilder dazu, dass sie vollständig den Bezug zur Realität verlieren … «

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