Im Lebensmittel- & Finanzmarkt – Transparenz Fehlanzeige
Welche Ähnlichkeiten haben Lebensmittelmarkt und Finanzmarkt? Die spontane Antwort lautet wahrscheinlich: Keine! Thilo Bode, Leiter der Verbraucherrechtsorganisation »foodwatch«, sieht deutliche Parallelen und hat eine andere Antwort parat: „Beide Märkte sind hochgradig intransparent“.
Das beginnt bei den täglich »ofenfrisch« aufgebackenen Brezen und endet in absolut verfeinerter Form im Billig-Discounter bei den Produktpaletten von Nestle, Danone, Dr. Oetker & Co.
Veränderungen im Bäckerhandwerk
Brezen aus tiefgefrorenen Teiglingen, die häufig aus Billiglohnländer wie Polen, Tschechien, Litauen oder sogar China kommen, werden zunehmend in Pseudo-Backstuben aufgebacken und als »frische Backwaren« angepriesen. Echte Bäckereien, die mit viel Handarbeit ihre Produkte selbst frisch herstellen, werden entweder aus dem Markt gedrängt oder greifen zu Arbeit und Zeit sparenden Hilfs- bzw. »Backmitteln«. Die darin enthaltenen Zusatzstoffe können unter anderem dafür sorgen, dass die Teigkonsistenz maschinenfreundlicher ausfällt und somit Arbeitskraft einspart. Zudem können diese Mittel die Gärung beschleunigen und sorgen oft auch für die vom Kunden gewünschte längere »Brotfrische«. Dass Backmittel inzwischen vermehrt auch an kleinere Bäckereien geliefert werden, solche Infos bestätigen die Hersteller dieser Zusatzstoffe gerne. Will der Kunde aber über deren Inhaltsstoffe und Rezepturen Näheres erfahren, findet die Auskunftsfreudigkeit der Hersteller ein jähes Ende. Die chemische Mixtur bleibt »streng geheim«. Der Kunde hat laut Gesetz zwar das Recht zu wissen, was im Brot drin ist. Er muss sich allerdings bei der Verwendung von Zusatzstoffen in der Regel mit der Bezeichnung »Backmittel« abfinden.
Undurchschaubare Rezepturen und Verbrauchertäuschung in Fertigprodukten
Bei industriellen Fertigprodukten gelangen wir in die noch unheimlicher anmutende Welt der Aromen, Emulgatoren, Stabilisatoren, E-Nummern usw. Die Palette der Mogelpackungen ist unüberschaubar. Und offenbar lohnt es sich auch, Etikettenschwindel zu betreiben. Ein aktuelles Beispiel: Auf der »Pur Choc«-Packung von Dr. Oetker steht »75% Kakao in der Schokolade«. Das klingt nach viel Kakao. Tatsächlich enthält ein Becher aber gerade einmal 2,5% Schokolade. Der Kakaoanteil aus Tansania (»edelbitter«) schrumpft damit pro Becher auf 1,875%. Aufgrund von Protesten wurde im August 2010 aus Dr. Oetkers Schokopudding »Pur Choc« ein Pudding namens »Pur Crema Choc«. Aus dem Werbeslogan »75% Kakao in der Schokolade« wurde »Schokolade mit 75% Kakao«.
Fazit: Unveränderte Rezeptur, irreführende Verpackung – die Verbrauchertäuschung bleibt auch nach dieser »Umgestaltung« in vollem Umfang erhalten – „Pur Crema Choc“ ist und bleibt ein dreister Etikettenschwindel.
(Quelle: foodwatch)
Glücklicher Schongauer Westen: Auf Anfrage erfahre ich, dass dort bei Aldi, Penny, Netto, Edeka der Schokopudding »Pur (Crema) Choc« nicht im Angebot ist. Ein ähnliches Produkt habe ich aber bei Netto entdeckt. Dany Sahne (siehe Foto) für 1,29 Euro der Viererpack. »70 Prozent Kakao in der Schokolade«, steht auf der Packung. Nur zu dumm, dass nicht draufsteht, wie viel von dieser »dunklen Schokolade« drin ist. Sigi Müller
Die globalen Finanzjonglöre lassen es krachen!
Credit Default Swaps (CDS) sind Derivate. Damit können Kredite gegen Ausfall versichert werden. „Es ist so, als würde man ein fremdes Haus gegen Brandschäden versichern“, sagen Kritiker. Mit Derivaten lässt sich so gut wie auf alles wetten: Ernteausfälle, Hurrikane, Wahlen – oder auch Staatspleiten.
Neueste Kommentare