2. Teil zu »Weckruf des Papstes« – OHA-Titel im April 2016
Das stetige Streben nach Wachstum beginnt uns um die Ohren zu fliegen!
Natürlich ist der Papst kein Fachmann zur »Lösung« der praktisch anstehenden Weltfragen des 21. Jahrhunderts.
Wenn er sich aber als Institution in die durchaus nachvollziehbare Lage von aktuell knapp einer Mrd. Armen[1] versetzt und den Klimawandel als eine „nie dagewesene klimatische Veränderung samt einer beispiellosen Zerstörung der Ökosysteme“ erkennt, mit schweren Folgen für uns alle, insbesondere für die Armen, dann ist das in der Tat ein Weckruf!
„Die Politik muss ihre »armseligen Reden« hinter sich lassen und sich endlich in den Dienst der Menschen stellen“, so Papst Franziskus in seiner Öko-Enzyklika »Laudato sì«, „denn die Welt steht vor Zukunftsfragen, die keinen Aufschub dulden“.
Die Ursachen dieser ökologischen Krise? Für den Papst ist es die exzessive Selbstbezogenheit (Anthropozentrismus), bei der der Mensch die vielfältigen Beziehungen missachtet, in die er eingebunden ist.
Mit diesen Beurteilungen schließt Franziskus den methodisch-klassischen Dreischritt von »Sehen–Urteilen–Handeln« ab, also die eingehende Analyse vielfältiger Umwelt-, Sozial-, Wirtschafts-, und Kulturbeziehungen des 21. Jahrhundert und wendet sich dann dem »Handeln« zu. Die Lösung – so Papst Franziskus – kann nur in einer »ganzheitlichen Ökologie« oder »Humanökologie« liegen.
»Schneller, höher, weiter« ist kein hinreichendes Konzept für Fortschritt. Als Alternative setzt hier die ethisch-politische Leitidee der Nachhaltigkeit an, quasi als neue Definition der Voraussetzungen, Grenzen und Ziele von Fortschritt. Diese Krise verlangt, dass man auf sie mit der Förderung einer integralen Ökologie antwortet, die ein Wachstum anstrebt, das nicht nur wenigen vorbehalten ist, sondern das wirtschaftliche Wachstum mit dem sozialen Fortschritt aller in Einklang bringt.
Pragmatisch gesehen, muss das Konzept der Humanökologie – in Kenntnis aller bisher beschriebenen jahrzehntelangen Fehlentwicklungen – fast schon logischerweise die Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie aufgreifen.
Alle Skeptiker, die das gemeinwohlorientierte Wirtschaften pauschal für unvereinbar mit dem Grundgesetz (Art. 14 und 15) halten, müssen an dieser Stelle Folgendes zur Kenntnis nehmen: Im Art.14 heißt es auch »Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.« Die Bayerische Verfassung legt in Art. 151 fest, »Alles Wirtschaften dient dem Gemeinwohl.«
Wenn also Städte und Gemeinden, darunter auch Weilheim, in ihren Leitbild-Fortschreibungen für die nächsten 20 Jahre diese Form von Humanökologie zum Bestandteil zukunftsfähigen Handelns machen, in Absprache mit ihren Bürgen, wäre das ein wesentlicher Schritt zu mehr Verantwortung vor Ort, um das alltägliche Miteinander solidarisch, sozial gerecht und ökologisch-nachhaltig gestalten zu können.
Alfred Honisch
Weilheim
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- lt. Weltbank-Statistik v. 2015 … verfügen Arme über weniger als 1,25 $/Tag↵
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