L wie … Licham

Irmgard Deml, Weilheim

Ende Mai feierte die Katholische Kirche Fronleichnam. In der Predigt wurden Herkunft und Bedeutung dieses Begriffes erläutert und mit einem Leichnam, einem toten Körper, hat das nichts zu tun! »Vrone licham« aus dem Mittelhochdeutschen heißt so viel wie »Des Herren Leib«. Also wieder etwas dazugelernt!

So wie bei der Europawahl, bei der diesmal auch hierzulande ab 16 Jahren gewählt wurde. Vorab zeigten Umfragen, dass viele der Erst- und auch andere Jungwähler einer Partei ihre Stimme geben würden, die mit ihren Ansichten – wie ähnliche Parteien in anderen (europäischen) Ländern – der Menschheit insgesamt nicht guttun werden. Wobei: Gelernt habe ich das hier nicht einmal, weil es für mich irgendwie klar war. Mich beschleicht oft das Gefühl, dass Menschen, die vom Dritten Reich logischerweise durch ihr Geburtsjahr immer weiter entfernt sind, darüber entweder nichts wissen oder nichts wissen wollen. Und das, was ihre Vorfahren aufgebaut haben, zwar für sich genießen, doch nicht mit jenen teilen wollen, deren Länder für »unseren Wohlstand« nach wie vor ausgebeutet werden. Ein Dauerbrennerthema …

Deren gibt es ja viele von »Klimawandel« bis »Migration«. Doch mir geht es häufig so, dass mir die Fülle der Schlagzeilen und Informationen zu viel ist. „I mecht doch bloß mei boarische Ruah!“ Ja, wenn das so einfach wäre.

Im Radio hörte ich vor Kurzem morgens auf Bayern 2 den Beitrag einer Sprecherin zur wieder aktuellen Widerspruchsvariante bezüglich Organspende, die auch den Licham, also den Leib, betrifft. Dieser Punkt hatte mich im Oktober 2018 das erste Mal dazu veranlasst, für den OHA einen Artikel zu schreiben und meine Ansicht dazu hat sich nicht geändert. Die Dame ist sehr dafür, beschreibt auch weshalb, doch ich persönlich möchte gerne bei Derartigem eine Zweitmeinung mit Gegenargumenten hören. Mich erinnerte das fatal an die C-Zeit, in der oft nur einseitig über die Impfung berichtet wurde. Diese Frau meinte, dass die Impfpflicht damals nicht gekommen ist, die dazu geführt hätte, dass nicht geimpfte Menschen von Veranstaltungen und anderem ausgeschlossen worden wären, was bei der Widerspruchsregelung zur Organspende nicht der Fall sei, wenn jemand hier »Nein« sagt. Ja, hat sie denn einen Dornröschenschlaf hinter sich und die C-Jahre verpennt? Natürlich waren impffreie Personen von allem Möglichen ausgeschlossen und teils diskriminiert!

Was mich zudem schon länger stutzig macht: Bei Aldi, Lidl und Co. sind immer mehr Kleidungsstücke im Angebot, die für so wenig Geld zu bekommen sind, dass ich nur den Kopf schütteln kann. Ein Sommerpyjama mit T-Shirt und kurzer Hose für Damen kostet gerade mal € 2,59! Und das ist nur eines von vielen Beispielen. Wie ist das möglich? Rohstoffe, Stofffertigung, Nähen, Versenden, alles das kostet Geld! Wer bezahlt denn die Zeche für derartiges Geschäftsgebaren? Sicher nicht die Konzerne!

Ein weiteres Thema: Im »Echo Weilheim-Peißenberg« vom 12. Juni 2024 stand etwas über Opfer von häuslicher Gewalt zu lesen: „Immer sind die anderen schuld.“ Andreas Schmiedl, Leiter des Münchner Informationszentrum für Männer (MIM), berichtet, dass Gewalttäter sich ihre »Legende« zurechtlegen, mit der sie ihr Handeln rechtfertigen wollen und in der immer die anderen schuld sind. „Sie sind einem überlegen, haben angefangen und die Gewalt somit verdient. Oder sie waren »respektlos«, haben die falsche Herkunft oder finden den »falschen« Fußballverein gut. Mit der gleichen Begründung werden übrigens auch Kriege geführt – ganz gleich ob aktuelle oder vergangene.

Im Bereich der häuslichen Gewalt gibt es zwei Probleme mit dieser Argumentationskette: Erstens: Die Person, gegen die sich die Gewalt richtet, hat sich der Mann für seine soziale Beziehung selbst gewählt. Zweitens ist die Frau laut unserer gesellschaftlichen Logik immer schwächer. Schlägt »Mann« also zu, hat er zwei Probleme nebeneinander: Sie kommt aus dem sozialen Umfeld und ist Frau. Diese Form der Gewalt wird als feige angesehen, sie ist schambesetzt und damit schlecht nach außen kommunizierbar. … Partnerschaftsgewalt … zieht sich durch alle Kulturen und Schichten. …“

Ebenfalls auffallend in den letzen Wochen: Mit dem Kreisboten kommt oft das Werbeblatt eines Schmuck- und Antiquitätenhändlers ins Haus. Hier wird stets – Nur 6 Tage gültig! – dafür geworben, dass von Gold über Pelze und Tabakspfeifen bis hin zu Uhren alles Mögliche bewertet und eventuell angekauft wird. Allerdings: Winzig klein steht in einem der Fotofelder: »Alles in VB mit Gold«. Also ohne Opas oder Omas Licham, dafür mit deren Goldzähnen oder Ähnlichem dort hinfahren, sofern man noch etwas anderes verkaufen möchte!

Abschließend geht es um Mähroboter und den Licham von putzigen Tieren. Dass Baby-Igel von den Mähern teils geschreddert werden und so manchem hinter dem Kopf die Stachelhaut abgezogen wird – wer weiß das schon? Dabei ist es doch so wichtig, dass wir auf alles Lebende und vermeintlich Tote im Universum achtgeben.

Irmgard Deml, Weilheim

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