Manchmal geht mir der Turmbau zu Babel durch den Kopf, wenn ich die heutige durch Internet und Globalisierung (wobei wir das morphogenetische Feld einmal außer Acht lassen) verbundene Menschheit betrachte. Die Bibel erzählt im Alten Testament davon, dass die Menschen einen Turm bauen wollten, dessen Spitze bis an den Himmel hinauf reicht. Vermutlich wissen die meisten Leser*Innen, was bei diesem Größenwahn, der heute in mannigfaltiger Form ausgeprägt ist, herauskam: die sprichwörtliche babylonische Sprachverwirrung, bei der sich keiner mehr mit dem anderen verständigen konnte, so dass es nicht zur Vollendung des geplanten Werkes kam. Die Menschheit kennt beides ja auch aktuell sehr gut; ob es den meisten allerdings bewusst ist, wage ich zu bezweifeln.
Bleiben wir hier bei Letzterem: Wie oft reden wir schlicht im Alltag aneinander vorbei, ohne klar zu sagen, was wir wirklich meinen, sofern auch nur ein Hauch von Unverständnis beim Gegenüber auftaucht? Ganz abgesehen davon, dass weltweit einfach sehr viele verschiedene Sprachen existieren, die zwar in ihrem Grundverständnis erlernt werden können, aber … mir fehlt schon manchmal eine optimale Übersetzung vom Bayerischen ins Hochdeutsche. Und so wie mir geht es vielen anderen auch, wobei von manchen Schriftsteller*Innen immer wieder betont wird, dass sich Vieles nur in den Worten der Muttersprache ausdrücken lässt. Das kann ich sehr gut nachvollziehen und vielleicht geht es Ihnen ja hin und wieder genauso.
In jungen Jahren hätte ich gerne Sprachen gelernt, aber manchmal verläuft das Leben halt ganz anders als geplant. Dabei fällt es mir heute noch leicht, »Fremdsprachen« verstehen und sprechen (singen) zu lernen, wenn ich mich damit näher beschäftigen kann. Vor allem wurde mir bei meiner Heilpraktikerausbildung 2004 bis 2006 ganz klar: Die sogenannte »tote« lateinische Sprache spielt für unser heutiges Leben eine enorm wichtige Rolle. Obwohl sich die Fachleute darüber streiten, wie sinnvoll es ist, diese weiterhin am Gymnasium zu lehren. Vor allem in Medizin und Botanik wird Latein allerdings international gebraucht. Und dass sich bei Lateinkenntnissen weitere romanische Sprachen leichter lernen lassen, ist für mich sehr gut nachvollziehbar.
Es weist ja auch das Deutsche viele Begriffe auf, die im Lateinischen wurzeln. Gerade jetzt in der Erntezeit sind doch einmachen, einwecken, konservieren hochaktuell. Conservare – erhalten, bewahren. Die sinnvollste Art ist meiner Meinung nach, Obst Gemüse etc. in Gläsern zu sterilisieren, denn auch wenn der Gefrierschrank eine bequeme Methode ist: Er frisst unwahrscheinlich viel Strom und mir persönlich ist es lieber, einfach ein Glas Eingewecktes aus dem Vorratsregal nehmen zu können. Ergänzend gibt es trocknen, sauer einlegen oder Weiteres, das einmalig (Energie-)Aufwand bedeutet und dann bleiben Gartenfrüchte, -kräuter et cetera oft jahrelang haltbar. Persönlich habe ich dieses Jahr die Herstellung von Sirup für mich entdeckt. Angefangen von Hollerblüten über Minze und Zitronenmelisse bis hin zu Schafgarbe. Ingwer steht noch an. Dabei ist mir wie beim Kuchenbacken ein abwandelbares Grundrezept am liebsten. Zum Beispiel: Ein Liter Wasser, ein Kilo Zucker (eventuell Xylit oder halb und halb), 50 ml Zitronensaftkonzentrat, eine von Schale und weißer Haut befreite und in Scheiben geschnittene Bio-Zitrone, dazu mengenmäßig ein bis zwei Handvoll Blüten oder feingewiegte Blätter in ein Bügelverschlussglas geben, immer wieder mal durchrühren und 24 Stunden bis 7 Tage in der Sonne durchziehen lassen. Kurz aufkochen, abfüllen und genießen.
Von »conservare« kommt auch der Begriff »konservativ«, der von Vielen schlicht mit altbacken und unmodern gleichgesetzt wird. Dabei ist er an sich völlig neutral und wertfrei und meiner Meinung nach sogar ungemein wichtig für das menschliche Zusammenleben. Wenn jemand konservativ ist, heißt das ja nicht, dass er alles Mögliche aus der Vergangenheit zurückhaben möchte, obwohl es auch solche Zeitgenossen gibt. Für mich bedeutet dieses Wort vor allem, Werte von früher, die nicht nur gefühlsmäßig immer mehr verloren gehen, zu leben. Gerade, aber nicht nur, hinsichtlich der sogenannten (a-)sozialen Medien, in denen sich »dank« Anonymität wohl immer mehr davon verliert. Respekt, Anstand, Scham, Fairness, Demut, Güte, Fleiß, Menschlichkeit, Integrität, Loyalität, Treue, Redlichkeit, Weisheit und anderes mehr.
Irmgard Deml, Weilheim
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