Gerade weil der hoffnungsvollen Aktion des Niederländers Boyan Slat mit dem Plastikmüllfänger »Ocean-Cleanup« der Erfolg noch versagt bleibt, wird die Suche nach Alternativen zu Kunststoffen immer drängender. Denn ohne diese geht es so gut wie nicht mehr. Hier eine kleine, völlig willkürliche Auswahl:
Armaturen, Sitzbezüge, Sitzpolster oder Dämmstoffe in Autos, Flugzeugen oder Schiffen aus Kunststoffen sind nur schwer zu ersetzen, weil sie leicht sind und flexibel einsetzbar sein müssen. Angelschnüre haben extrem unterschiedlichen Ansprüchen zu genügen, Kondome sollten sehr zuverlässig, Luftballone extrem leicht und beim Aufblasen stark belastbar sein. Innen- und Außenverkleidungen von Elektrogroß- und Kleingeräten wie Kühlschränken, Waschmaschinen, Monitoren, Druckern, Handys usw., sie sind aus Kunststoffen. Geräte ohne Kunststoffe – heute wohl durchwegs Fehlanzeige. Zuverlässig vor Regen schützende Kleidung besteht aus Kunststoffen. Bei Fußböden mit sehr hoher Belastung werden heute Kunststoffe bevorzugt (PVC, Vinyl, Laminat). Und Millionen Tonnen von Dämmstoffen und Verpackungsmaterial (Styropor, Plastikluftpolster) bescheren der Kunststoff-Industrie jährlich gewaltige Steigerungsraten. Daneben leuchten die gigantischen Folien von Spargel- und Erdbeerfeldern und Heuballen oder – wenn ein Christo mal wieder die halbe Welt mit ihnen verhüllt, um sie sichtbar zu machen, für ein paar Tage. Was sind Alternativen?
Beginnen wir mit den Sitzbezügen. Sitze aus Leder finden sich in teuren Automodellen. Nur: Veganer und Tierschützer mögen nicht gerne auf toten Tieren sitzen. Ein ethisches Problem.
Armaturen aus Aluminium, wie einst im VW-Käfer? Wer einmal Reportagen über den Abbau von Aluminium gesehen hat, mit Kinderarbeit und einer gigantischer Umweltbelastung, sieht hier ein ethisches Problem. Auch Zahnpastatuben gaben, früher aus Zinn und Aluminium, unerwünschte Substanzen in die Pastas ab.
Angelschnüre (und andere Perlonschnüre) sind eine Wissenschaft für sich, je nach Einsatzgebiet. Unerreicht in ihrer Elastizität ist die Spinnenseide als Supermaterial: Vier Mal belastbarer als Stahl, kann es bis auf die dreifache Länge gedehnt werden, ohne zu reißen. Es ist wasserfest, widersteht als biologisches Material Bakterien und ist biologisch abbaubar. Mit der »chemischen Spinndrüse« der schwedischen Forscher Anna Rising und Prof. Janne Johannson vom Karolinska Institutet in Solna scheint hier ein wichtiger Durchbruch für »Kunstseide« gelungen zu sein, der Hoffnung auf die Produktion großer Mengen dieses Materials macht.
Wenig überzeugend ist für mich dagegen, wenn der Forscher Fiorenzo Omenetto als Basis für seine Experimente (im Internet abrufbar) Kokons aus Naturseide nimmt, um zum Beispiel Knochen im Körper zu ersetzen, Seiden-Discs zu kreieren und vieles mehr. Für eine Massenfertigung sind Milliarden getöteter Raupen des Seidenspinners ein ethisches Problem.
Mein nächster Beitrag setzt sich mit folgenden Ersatzmaterialien für Plastik auseinander, die biologisch abbaubar sind: Naturkautschuk, Mais, Reis, Bambus, Seetang (Seaweed), Milchsäure …
Roland Greißl, Fuchstal
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