Viel Material mit Wahlversprechen, Sprechblasen … und anderes, woran man sich erfreuen könnte
NÜCHTERNE BETRACHTUNGEN VON SIGI MÜLLER
Seit 1951 lebe ich in Schongau, bin aber bedauerlicherweise nicht hier geboren. Wie wichtig solche Angaben im Wahlkampf für manche Kandidierenden sind, ist schon erstaunlich, für mich aber kaum nachvollziehbar. Denn seit ein gewisser Dr. Zeller als Auswärtiger bzw. – schöner ausgedrückt – »Neubürger« in Schongau 1996 Bürgermeister werden konnte, ist die »Gnade der hiesigen Geburt« wohl keine Garantie mehr, im Wahlkampf zu punkten. Bei Kandidierenden – vor allem der CSU – scheint der Verweis auf Herkunft und Bodenständigkeit besonders wichtig zu sein. Aber es gibt halt inzwischen immer mehr „Herauf- und Heruntergekommene“ – diese Begriffe hab ich mal im Kabarett gehört –, die bei der Gestaltung des Gemeinwesens, der »Kommune«, auch mitmachen wollen.
Um möglichst viele der Wählenden positiv zu stimmen, darf man sich offenbar nicht allzu sehr aus dem Fenster lehnen und konkrete Ziele hinausposaunen. Da wirbt man einfach mit „Schenken Sie mir Ihr Vertrauen“ oder mit ziemlich allgemein und vielseitig interpretierbaren Sprüchen. Ganz beliebt sind da zum Beispiel Begriffe wie „sachgerecht, sachorientiert, kompetent, transparent, möglichst unbürokratisch, familienfreundlich“ … und natürlich „bürgernah“!
Es gibt auch überraschende Überschneidungen bei Gruppierungen, die in der Vergangenheit ideologisch durch tiefe Gräben getrennt waren. Die Grünen wollen „die Gemeinwohl-Ökonomie in Weilheim etablieren“. Das will der Bürgermeisterkandidat der UWV, Ralf Schnabel, in Schongau jetzt auch. Ob die UWV bereit ist, diesem Vorhaben zu folgen, bleibt allerdings bisher noch im Dunkeln.
Noch nie war unser Landkreis so schön wie jetzt. Wir leben in „einer der schönsten Regionen Deutschlands“. So etwas zu lesen macht mir und wahrscheinlich auch den allermeisten Menschen ganz viel Freude. Dennoch muss unser Landkreis „weiter fit“ gemacht werden „für die Anforderungen der Zukunft“. Und da gibt es durchaus noch „viel zu bewältigen“. Aber „unsere Andrea kann’s“. Das erinnert mich stark an den alten Schlager „aber mei Hans, der kann’s“. Der ist übrigens kostenfrei noch im Internet zu hören. Da heißt es: „Ja, mancher lernt’s nie …“ usw.
Konkrete Ziele gesucht
Unsere Krankenhäuser und unser Trinkwasser sollen auf alle Fälle in kommunaler Hand bleiben. Ich finde das super. Diese Forderung könnte auch von mir sein. Hoffentlich pfuscht da niemand dazwischen, z. B. die GroKo oder die EU mit ihrem (Un)freihandelsabkommen.
In Schongau gibt es ein ganz heißes Eisen: die Schaffung einer Fußgängerzone im Zentrum der „schönen Altstadt, um die uns viele beneiden“. Der Begriff „Fußgängerzone“ taucht aber in den Schongauer Flyern nicht auf – halt! Nur die Alternative Liste hat sich getraut, diese Forderung in ihrem »Verkehrskonzept« konkret zu benennen. Das zweite heiße Eisen betrifft das Gewerbesteuer-Aufkommen, das auf dem Niveau der 1980er Jahre zwischen 6 und 7 Millionen Euro eingefroren zu sein scheint. Darüber findet eine Diskussion nur statt, wenn sie eingefordert wird. Wer das tut, wird aber sofort in die Schranken gewiesen. Das sei die letzte Schraube, an der gedreht werden sollte. Man müsse Schongau durch andere (Spar-)Maßnahmen voranbringen, war zu hören. „Wir wollen die Stadt zum Wohle aller weiterentwickeln“, hieß es oft. Das hört sich doch gut an!
Ein Aufklärungsversuch noch
Bitte nicht vergessen! Machen Sie Ihr Kreuzzeichen unbedingt ganz oben auf dem Wahlzettel bei der Partei Ihrer Wahl, „damit keine Stimme verloren geht“, so ähnlich heißt es auch ganz oft, fast penetrant, in vielen Flyern. Trotzdem weise ich hier – vielleicht zum Verdruss einiger Gruppierungen – darauf hin, dass es auch ohne Listenkreuz möglich ist, einen gültigen Stimmzettel abzuliefern. Man kann ja auch bis zu drei Stimmen vergeben, „wenn Sie einzelnen Kandidierenden besonderes Gewicht verleihen wollen“.
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