Gesunde Medizin der Zukunft

Erfahrungsmedizin, Hausmittel, Naturheilmittel, Homöopathie, Pflanzenheilkunde – wie viel von diesem segensreichen Wissen ist heute noch bei Medizinern vorhanden? Mit jedem Arzt, der sich aus dem Berufsleben zurückzieht, geht ein großer Erfahrungsschatz verloren und es besteht die Gefahr, dass am Ende nur noch eine Pharma- und Apparate-Medizin überbleibt.

Dazu beigetragen hat ein jahrzehntelanger Feldzug gegen die Naturheilkunde, der vor Kurzem in der Diskussion über das Verbot von Heilpraktikern gipfelte.

Es begann bereits im Jahr 2004, als fast alle nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel für Patienten ab dem 13. Geburtstag nicht mehr von den Krankenkassen erstattet wurden. Betroffen davon waren neben den pflanzlichen Heilmitteln auch die homöopathischen Mittel. Einige Präparate verschwanden daraufhin ganz vom Markt, ein großer Teil der Naturheilmittel wurde aufgrund des geringeren Absatzes deutlich teurer als vorher.

Patienten mit gutem Einkommen konnten sich das leisten und sich somit frei für oder gegen die Behandlung mit Naturheilmitteln entscheiden. Menschen mit geringem Einkommen mussten darauf hoffen, von ihrem Arzt ein verschreibungspflichtiges Medikament zu bekommen, auch wenn die Erkrankung dies gar nicht unbedingt erforderlich machte.

Also lieber gleich mal ein Antibiotikum, ein Cortison-Präparat usw., als es zunächst einmal mit nebenwirkungsfreien oder -armen Naturwirkstoffen probieren, die man selbst bezahlen müsste.

Dazu kommt noch, dass naturheilkundliche Behandlungsmethoden immer wieder verteufelt wurden und werden. Erleidet z. B. ein Bluthochdruck-Patient trotz medikamentöser Behandlung einen Schlaganfall, dann wird das hingenommen. Wurde er mit naturheilkundlichen Methoden therapiert, dann war das verantwortungslos. Stirbt ein Krebspatient trotz Bestrahlung, Chemo und anderer schulmedizinischer Medikamente, dann heißt es: „Man konnte ihm leider nicht mehr helfen.“ Passiert das Gleiche bei einer alternativ-medizinischen Behandlung, dann wird sofort unterstellt, dass den Behandler eine Schuld am Tod des Patienten trifft.

Eine Zusammenarbeit aller Medizin-Richtungen zum Wohle des Patienten fand und findet in Deutschland nur in Ausnahmefällen statt.

Renate Müller, Schongau


Natürlich Gemeinsam: Naturmedizin & Schulmedizin

Unter dem Motto: »weil’s hilft!« Naturmedizin & Schulmedizin gemeinsam hat sich mit 2019 ein Bürger- und Patientenbündnis gegründet, das daran etwas ändern will. Inzwischen sind zu den drei Bündnispartnern GESUNDHEIT AKTIV, KNEIPP-BUND und NATUR UND MEDIZIN noch weitere dazugekommen. „Gemeinsam vertreten wir bereits jetzt die Interessen von mehr als 200.000 Menschen“, heißt es auf der Homepage von »weil’s hilft!«

Es geht ums Ganze
Manifest für eine gesunde Medizin

Unter diesem Motto läuft die aktuelle Kampagne von »weil’s hilft!«

Hier die Pressemeldung dazu:

Unser Gesundheitssystem braucht dringend neue Impulse. Das Bürger- und Patientenbündnis weil’s hilft! hat deshalb ein Manifest für eine gesunde Medizin veröffentlicht: Rund 160 Erstunterzeichner:innen fordern auf der Seite www.es-geht-ums-ganze.de eine Wende in unserem Gesundheitssystem: weg von der zunehmenden Ökonomisierung und Standardisierung, hin zu einer patientenorientierten, vielfältigen, integrativen Medizin, die den Menschen und die Gesundheit in den Fokus stellt. Es geht jetzt ums Ganze.

Herzstück der Kampagne ist ein Kurzfilm, in dem ganz unterschiedliche Personen (Jüngere und Ältere, Bekannte und Unbekannte etc.) die Vision des Manifests zum Leben erwecken. Mit dabei sind die bekannte Ärztin und Buchautorin Dr. Franziska Rubin, Chefarzt und Univ. Professor Dr. Andreas Michalsen sowie die Staatssekretärin für Gesundheit a.D. Prof. Dr. Christiane Dienel ebenso wie der Regisseur und Musiker Robert Gwisdek, die Medizinstudentin Antje Brameyer oder die Schauspielerin und Hebamme Janina Schauer.

Auf den Punkt gebracht

Das Manifest bringt die Nöte und Herausforderungen für die Bürger:innen und Patient:innen auf den Punkt, unter anderem das Auseinanderbrechen unseres Gesundheits- und Sozialsystems, die Überforderung von Ärzt:innen und Pflegenden in den Krankenhäusern, die an vielen Stellen sinnentleerte Arbeit, den fehlenden Fokus auf Prävention und Gesundheitsförderung. Viele Patient:innen fühlen sich in einem ökonomisierten, standardisierten System nicht ausreichend gesehen, pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen werden allein gelassen. Während die Kosten weiter explodieren, nimmt die Qualität der Versorgung ab, das Vertrauen unter den Patient:innen schwindet.

Integrative Medizin als Brücke

Die Unterzeichnenden eint die Überzeugung, dass eine Integrative Medizin, also bewährte komplementäre und natürliche Heilverfahren im Verbund mit der konventionellen Mainstream-Medizin, eine Brücke zu einer wahrhaft menschlichen, gesunden Medizin der Zukunft schlagen kann. “Eine deutliche Mehrheit der Patient:innen wollen solch eine gesunde, ganzheitliche Medizin, die ihre eigentlichen Bedürfnisse und Präferenzen ernst nimmt und in der eine Vielfalt der Methoden und Zugänge unabdingbar ist”, ist Dr. Stefan Schmidt-Troschke, Initiator von weil’s hilft! und geschäftsführender Vorstand des Bürger- und Patientenvereins GESUNDHEIT AKTIV, überzeugt. “Das in den letzten Jahren in manchen Medien und bei einigen Politiker:innen in Mode gekommene Bashing beliebter und hilfreicher naturmedizinischer Methoden, wie Homöopathie, Akupunktur, Anthroposophische Medizin oder bestimmte Verfahren der Naturheilkunde ist wohl eher eine hilflose Reaktion auf ihren Erfolg. Hier wird eben nicht von oben verordnet, sondern gemeinsam mit den Patient:innen reguliert und das passt für viele nicht ins Bild einer modernen Medizin”, so Schmidt-Troschke. Und Dr. Anna Paul, Vorstandsvorsitzende des Fördervereins Natur und Medizin, ergänzt: “Es ist gar nicht auszudenken, wie unser Gesundheitssystem aussähe, würden nicht so viele Patient:innen selbstverantwortlich für ihre Gesundheit sorgen und mit naturmedizinischen Ansätzen ihre Selbstheilungskräfte fördern. Denn sogenannte Volkskrankheiten, die wachsende Zahl psychischer Erkrankungen, um sich greifende Antibiotikaresistenzen und die aktuell steigende Anzahl von Covid-Langzeiterkrankten lassen sich mit den Mitteln der konventionellen Medizin allein nicht beikommen.”

Ins politische Handeln kommen

Dennoch: In Zeiten leerer Kassen eignet sich die Naturmedizin immer wieder als Sündenbock, obwohl die komplementären Verfahren lediglich einen minimalen Anteil an den Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenkassen ausmachen. “Es gibt hervorragende Studien aus der Versorgungsforschung renommierter Universitäten, die zeigen, dass eine Integrative Medizin unser Gesundheitssystem entlastet,” erläutert Christina Haubrich, Präsidentin des Kneipp-Bundes. Patient:innen würden durch naturmedizinische Verfahren wirksam und teilweise deutlich kostengünstiger versorgt als durch eine konventionelle Therapie allein. “Statt die immer gleichen falschen Behauptungen fehlender Studien zu reproduzieren, wäre es so viel konstruktiver, das innovative Potential der Integrativen Medizin für die Lösung drängender medizinischer und gesundheitspolitischer Probleme zur Kenntnis zu nehmen und selbstverständlich ins politische Handeln einzubinden” so Haubrich.

Viele Menschen sehen mittlerweile die Notwendigkeit von Veränderungen im Gesundheitswesen, wollen eine ganzheitliche Sicht auf den Menschen und echte Vielfalt therapeutischer Verfahren. Das Manifest mit den Erstunterzeichner:innen, den Film sowie weiterführende Informationen, Neuigkeiten und Aktivitäten finden Interessierte auf der Webseite www.es-geht-ums-ganze.de. Mitstreiter:innen können unterschreiben sowie für die Kampagne spenden.

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