„Naturidylle Südtirol. Nicht für die Bürger von Mals. Sie machen mobil, wollen giftfrei leben. Ihre Gegner: die Apfel-Bauern der Region. Die aber setzen weiter auf Pestizide“, so lautet der einleitende Text zum Film »Gegen Gift – Apfelstreit in Südtirol« von Bernd Wendt, der bis 18.10.2026 in der Mediathek des ZDF zu sehen ist.
www.zdf.de/dokumentation/planet-e/planet-e-gegen-gift-100.html
Berichtet wird in dem Film über die Problematik des Pestizideinsatzes in Südtirols Apfelplantagen, den eigenen Weg der Gemeinde Mals und über Karl Bär vom Umweltinstitut München, der von Südtiroler Obstbauern wegen »übler Nachrede« und »Markenschutzverletzung« verklagt wurde und Ende Oktober 2021 das 4. Mal deswegen vor Gericht stand. Bis dahin werten Karl Bär und seine Mitarbeiter am Umweltinstitut Spritzhefte von rund 1300 Südtiroler Apfelbauern aus, die sie vom Bozener Landesgericht bekommen haben. Die Datenauswertung will Karl Bär veröffentlichen und durch sie belegen, dass gefährliche Mittel eingesetzt werden und häufig gespritzt wird.
Außerdem berichtet im Film der Biologe Prof. Johann Zaller aus Wien über den Rückgang der Artenvielfalt durch den übermäßigen Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln. Bei der Entnahme von Bodenproben auf Spielplätzen in der Nähe von Apfelplantagen fand er Rückstände von bis zu 32 unterschiedlichen Pestiziden, die der Wind dort hingeweht hatte.
Die Imker in der Region klagen ebenso über die Auswirkungen der intensiven Bewirtschaftung der Obstplantagen.
Benannt werden aber auch Ursachen für diese Art des Apfelanbaus: z. B. vom Handel vorgegebene Mindestgrößen, Makellosigkeit, der Preisdruck und die Erwartungshaltung der Verbraucher. Hinterfragt wird zudem, ob die 35 Millionen EU-Agrarsubventionen für die Apfelwirtschaft nicht auch für eine umweltgerechte Landwirtschaft genutzt werden könnten. Subventionen, die nach Aussage vom Direktor des Verbands Südtiroler Obstgenossenschaften, Dr. Walter Pardatscher, bisher vor allem dafür genutzt wurden, die Infrastruktur zu bauen (z. B. 4 Millionen Euro für das Produktionsgebäude der Vintschgauer Obstgenossenschaft).
„Anlass der Klage gegen Karl Bär vom Umweltinstitut München war die provokative Kampagne »Pestizidtirol« im Sommer 2017. In deren Rahmen platzierte die Münchner Umweltschutzorganisation ein Plakat in der bayerischen Landeshauptstadt, das eine Tourismus-Marketing-Kampagne für Südtirol sowie die Südtiroler Dachmarke satirisch verfremdete (»Pestizidtirol« statt Südtirol). Zusammen mit einer Website hatte die Kampagne zum Ziel, auf den hohen Pestizideinsatz in der beliebten Urlaubsregion aufmerksam zu machen. In den Apfelplantagen Südtirols werden nachweislich große Mengen an natur- und gesundheitsschädlichen Pestiziden ausgebracht. Bis zu zwanzig mal pro Saison werden dort die Apfelbäume gespritzt. Für den Text auf der Website und die Verfremdung des Südtirol-Logos steht Bär seit September 2020 in Bozen vor Gericht,“ so die Hintergrundinfo des Umweltinstituts.
www.umweltinstitut.org/home.html
Der ebenfalls angeklagte Filmemacher und Buchautor Alexander Schiebel – »Das Wunder von Mals« – war Ende Mai 2021 vom Vorwurf der »üblen Nachrede« gegen die Südtiroler Bauernschaft freigesprochen worden.
Renate Müller, Schongau
Die neueste Entwicklung (Stand 2.2.2022) beim Prozess finden Sie hier:
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