Als ich vor vielen Jahren das erste Mal von einem »Friedwald« hörte, war ich sofort an dieser Art von »Friedhof« interessiert. Im November 2004 stellte ich dann im OHA diese – damals in Deutschland relativ neue – Bestattungsmöglichkeit vor.
Zu diesem Zeitpunkt gab es nur ganz wenige Standorte in Deutschland – in Bayern gar keinen! Ich halte mich sehr gerne in der freien Natur auf und so war mir schnell klar, dass ein Platz unter einem schönen Baum mitten im Wald einmal mein letzter »Wohnort« sein sollte. Ein Ort ohne Friedhofsordnung, ohne Grabpflege – die Blumen, die ich aufs Grab gepflanzt habe, wurden immer umgehend von den Schnecken vernichtet – und ohne dass irgendwann jemand die Entscheidung über eine Grabauflösung treffen muss. Einen Baum im Friedwald erwirbt man für 99 Jahre (ab Eröffnung des jeweiligen Standorts), und die »Grabpflege« übernimmt die Natur und der Förster des Waldes.
Einen ganz anderen Grund, sich für einen Baum im »Friedwald« zu entscheiden, bekamen wir schon vor Jahren von OHA-Lesern genannt: In der Regel ist eine Beerdigung auf einem örtlichen Friedhof nur für Einwohner des jeweiligen Ortes möglich. Heute haben sich die Mitglieder einer Familie oft in weit voneinander entfernten Orten niedergelassen. Bei einer Beerdigung im »Friedwald« spielt der Wohnort keine Rolle und somit können dort Familienmitglieder jederzeit unter dem selben Baum beigesetzt werden.
Inzwischen gibt es 75 Standorte in Deutschland, nur Bayern ist da immer noch ein fast weißer Fleck auf der Landkarte.
Das war auch Anfang 2017 der Fall, als meine Mutter verstarb und sich unser Familienrat dann dafür entschied, in dem doch etwas weiter entfernten Pappenheim einen Familienbaum im dortigen »Friedwald« zu erwerben. Neben meiner Mutter können dort rund um eine schöne Buche noch weitere neun Mitglieder (oder auch Freunde) unserer Familie beerdigt werden.
Pappenheim ist eine kleine Stadt im Altmühltal. Die Gegend lädt zum Wandern, Radln, Boot fahren und Fossilien suchen ein. Auch andere Orte in der Gegend sind absolut sehenswert, wie z. B. Weißenburg mit seiner wirklich besonderen Stadtmauer und den alten Fachwerkhäusern. So lässt sich ein »Besuch« bei meiner Mutter unter unserem Baum sehr gut mit dem Erkunden der bayerischen Landschaften und Sehenswürdigkeiten verbinden.
Der »Friedwald Pappenheim« liegt auf einer der Anhöhen rund um die Stadt und ist ein schöner Mischwald mit altem Baumbestand – viele Laubbäume aber auch Kiefern, Tannen und wenige Fichten. Ein schöner Ort zum Verweilen. Aber es ist natürlich ein ganz normaler, öffentlich nutzbarer Bereich. So sind dort auch Wanderer, Jogger und Spaziergänger unterwegs, die ganz selbstverständlich Rücksicht darauf nehmen, wenn bei einem Baum eine Bestattung stattfindet oder Trauernde Ruhe möchten.
Der »Stille Wald«
Seit Kurzem gibt es bei Mittenwald ein ähnliches Angebot, das sich »Der erste Alpennaturfriedhof Deutschlands« nennt und ein »Stiller Wald« der Bayerischen Staatsforsten ist. „Am Unteren Kranzberg zwischen Elmau und Schloss Kranzbach liegt der idyllische Alpennaturfriedhof Stiller Wald Mittenwald,“ so beginnt der einleitende Text auf der Homepage mit allen Informationen. www.stillewaelder.de/standorte/stiller-wald-mittenwald
Vielleicht ein guter letzter Ort für so manchen Bergliebhaber.
Renate Müller, Schongau
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