F wie … Franziskus

Irmgard Deml, Weilheim

Jorge Mario Bergoglio. Papst Franziskus. Ein Papst, wie es ihn nie zuvor gegeben hat. Einer, der die Dinge beim Namen nennt, weshalb der Filmtitel »Ein Mann seines Wortes« von Regisseur Wim Wenders und anderen sehr treffend gewählt wurde. Ja genau: Er sagt was er denkt, er tut was er sagt, er lebt es. Natürlich hat dieser Mann, geboren und sozialisiert in einem Staat, in dem teils für uns unvorstellbare Dinge vor sich gingen und gehen, eine reichhaltige Biografie, die nicht zuletzt seinem Alter geschuldet ist. Die aus vielerlei Erfahrungen und wohl auch persönlichen Fehlern gewonnenen Erkenntnisse haben ihn zu dem geformt, der er heute ist.

Allgemein betrachtet gibt es vermutlich nicht so sehr viele Menschen, die derart authentisch sind, sich dies zu sein trauen und/ oder es sich im wahrsten Sinne des Wortes leisten können. Denn viele von uns ertragen nicht einmal offensichtliche Wahrheiten, schließen am liebsten Augen und Ohren, möglichst noch die Nase, um damit nicht konfrontiert zu sein.

Sehr bewusst trägt Señor Bergoglio als erster Pontifex den Namen Franziskus. Franziskus, der seit Jahrhunderten für den Schutz und die Unterstützung der Armen und der Schöpfung steht. Wer sich mit »Laudato si«, der Enzyklika des Papstes befasst, findet dort die aktuellen großen globalen Themen wieder, die uns in der »Sorge für das gemeinsame Haus« weltweit verbinden. Wie er schreibt: »für«, nicht »um« das gemeinsame Haus. So wie wir für uns selbst und unsere Lieben sorgen, sollten wir auch für unsere Mitgeschöpfe und den Erhalt aller Lebensgrundlagen sorgen. Im Grunde eine Selbstverständlichkeit. Oder?

Der historische Franziskus wuchs als Sohn eines reichen Geschäftsmannes im Überfluss auf und frönte in jungen Jahren ebenso gedankenlos dem Vergnügen wie seine gesellschaftlich gleichgestellten Freunde. Nach einigen mehr oder weniger massiven Denkanstößen – wie es wohl viele von uns kennen – stellte er fest, dass sein bisheriges Leben hohl und leer war. Natürlich könnte man ihn aus heutiger Sicht als religiös Besessenen bezeichnen. Wenn jedoch der Körper eines sehr gläubigen Menschen die Wundmale Jesu aufweist, übersteigt das alles menschlich Fassbare.

Francesco, wie ihn sein Vater, ein Freund alles Französischen, statt Giovanni genannt haben wollte, ging durch Gefangenschaft und Krankheit, um seinen Weg zu finden. So wie es auch uns manchmal ähnlich ergeht, bis wir den Sinn des eigenen Lebens erkennen, der sich vielleicht nach einiger Zeit sogar wieder wandeln mag. Wir haben die Möglichkeit, uns weiterzuentwickeln und immer bewusster zu werden. Auch in Hinblick auf das, was wir persönlich an Heilsamem in die Welt bringen können. Denn es ist ein riesengroßer Unterschied, ob wir etwas wissen oder ob es uns tatsächlich bewusst ist. Wir wissen sehr wohl, dass in der uns gegebenen Überflussgesellschaft Rohstoffe und Energie nicht selten sinn- und maßlos verschwendet sowie Unmengen von Müll produziert werden. Inwieweit ist uns jedoch tatsächlich bewusst, was diese Sinnfreiheit und Maßlosigkeit im Endeffekt bewirken?

»Sünd-Flut«

Vor einigen Jahren erschien eine Zeitungsannonce von »Brot für die Welt« mit der Überschrift »Sünd-Flut«. »Brot für die Welt«-Partnerin Farida Akhtar aus Bangladesh: „Wir fordern Geburtenkontrolle auch für Autos im Norden und nicht nur für Familien im Süden.“

„Nicht viele Menschen auf unserer Erde haben ein eigenes Auto. Die wenigen leisten sich dafür aber umso mehr: 14 Prozent der Weltbevölkerung fahren 77 Prozent aller Fahrzeuge dieser Erde, hergestellt und betrieben mit Rohstoffen aus den Ländern des Südens.

Der Preis für diese Mobilität: Im Norden erschwinglich, im Süden teuer erkauft – mit Pestiziden und Giftmüll, »guten« Ratschlägen und einem verschwenderischen »way of life« als Vorbild. »Brot für die Welt« kämpft mit seinen Partnern für soziologische und ökologische Arbeits- und Lebensbedingungen in den Ländern des Südens und für bewusstes Konsumverhalten in den Ländern des Nordens. Denn wir leben nicht in der ersten oder dritten, sondern in einer Welt.“ – Darüber eine Zeichnung von »Bauer«, die eine herabstürzende Tsunamiwelle aus Autos über einem kleinen Boot darstellt.

Wie die Prozentzahlen derzeit aussehen, ist mir nicht bekannt. Aber: Was damals galt, hat sich fatalerweise durch die rasante Entwicklung der Technologiebranche mit Handys, Smartphones, Tablets, Kameras und dergleichen noch vielfach verstärkt. Denn hierfür werden zusätzliche Rohstoffe benötigt, deren Abbau ebenfalls häufig nur noch völlig zerstörte Natur und ihrer Zukunft und Lebensgrundlagen beraubte Menschen hinterlässt.

Wann fangen wir an, folgende Worte aus der Antike zu begreifen: »BEDENKE DAS ENDE«? Wobei ich mich selbst hier nicht ausnehme. Als »normaler« Mensch bin auch ich nicht stets sozial, ökologisch und biologisch korrekt. Aber zumindest versuche ich es – soweit es mir möglich ist – zu sein.

Im Folgenden möchte ich noch einen Liedtext mit Ihnen teilen, der mir bei der Vorbereitung eines Pilgertages »zugefallen« ist, an dem Franziskus »unser Begleiter« war. Hierzu passt die Melodie von »Lobe den Herren«.

Irmgard Deml, Weilheim

 

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