F wie … Fortschritt

Irmgard Deml, Weilheim

Leben wir in einer sehr fordernden Phase der Menschheit? Ja oder nein? Nachdem wir das, was uns von »früher« durch Forschung und Dokumentation bekannt ist, nicht selbst erlebten, können wir uns diesbezüglich kaum Vergleiche erlauben. Wobei sich mancher »Vergleich« von selbst verbietet. Was unsere Ahnen alles mitgemacht haben, wissen wir doch nur im Ansatz. Vor allem: Keine Revolution, kein Krieg, kein persönliches Schicksal kann mit Ähnlichem verglichen werden. Leid und Zerstörung sind immer tragisch. Dazu – außer bei Naturkatastrophen (?), manchen Unfällen und Erkrankungen – vermeidbar und unnötig.

Die »Moderne« bringt sicherlich viel Positives mit sich, doch vorwiegend für die Menschen in den »reichen« Ländern auf Kosten der »armen« Länder, wie seit Langem am Klimawandel absehbar. Ob dieser menschengemacht ist oder ob dabei kosmische Einflüsse auf Mutter Erde mit eine Rolle spielen – wer kann das schon mit Sicherheit sagen? Jedenfalls sehen wir uns unumstößlichen Tatsachen ausgesetzt, die schon längst von uns entsprechendes Handeln erfordert hätten. Da der Mensch an sich nur sehr langsam lernen kann (oder will?), dazu Negatives oft arg schnell vergisst / verdrängt, bekommen wir auch hier die Rechnung für unser Tun beziehungsweise Lassen.

Gefordert von täglich nötigen Arbeiten und Entscheidungen und eingelullt von allem Möglichen läuft uns das Leben häufig wie der sprichwörtliche Sand durch die Finger. Dabei registrieren wir oft eines gar nicht richtig: Der angebliche Fortschritt führt zu totaler Überforderung durch Sinneseindrücke, die sich gar nicht mehr verarbeiten lassen (Millionen Songs zum Anhören …), dazu nicht nur bei uns zu massivem Überfluss von absolut nicht NOT-wendigen Dingen, was Zerstörung der Umwelt durch Rohstoffförderung sowie Energie- und Wasserverbrauch und im Endeffekt Belastung der Natur mit sehr oft nicht verwertbarem Müll bedeutet.

Als ich mir vor vielen Jahren einen CD-Player mit Radio kaufte, waren dort die Sender einstellbar und auf Anhieb der von mir gewünschte beim Einschalten zu hören. Das nötige Folgemodell – CDs waren nicht mehr abspielbar, das Gerät nicht zu reparieren – braucht vier Batterien in der Größe AA, um das Eingestellte zu speichern. Mit Derartigem rechne ich beim Kauf nicht, weil das für mich nichts mit Fortschritt oder Kundenfreundlichkeit zu tun hat. Hier geht es nur darum, mir Geld aus der Tasche zu ziehen, und das auch noch in Verbindung mit Umweltbelastung.

Was mir dazu immer wieder auffällt: Die Gesellschaft ist nicht gespalten. Nein. Meiner Meinung nach ist sie sogar zerklüftet. Wenn ich als elektro- und strahlensensibler Mensch, wie andere davon Betroffene, für mich WLAN, 5G und den ganzen gesundheitsschädlichen und unverantwortlichen Kram ablehne, bekomme ich sogar in meinem nächsten Umfeld zu hören: „Ja, wenn du das nicht willst, bist du halt außen vor.“ Das tut weh. Wie zu der Zeit, als nur Geimpfte / PCR-Getestete Zutritt zu Kultur, Gastronomie und Geschäften hatten. Warum wird von denen, die meinen, es sei schon richtig so, überhaupt akzeptiert, dass Teile der Bevölkerung ausgeschlossen werden?

Beim Einkauf bekommen teils Kunden mit Kundenkarte des entsprechenden Ladens auf Angebote noch Prozente. Für mich ist das, was diesbezüglich abläuft, schon längst ein Fall für den Verbraucherschutz. Was hat das denn alles noch mit Schutz zu tun, wenn jemand von mir meine persönlichen Angaben fordert, weil ich sonst diskriminiert werde, wenn ich das nicht mitmache?

Völlig indiskutabel: Alles was mit Versicherungen, Steuern, Strom, Gas, Wasser und Gott weiß was zu tun hat, soll möglichst nur noch digital erledigt werden. Warum? Jeder, der sich mit PCs gut auskennt, kann sensible Daten abschöpfen. Von wem ist das gewollt? Von mir sicher nicht. Die Digitalisierung ist ja so toll, da sie hilft, Bäume zu schützen, weil aus ihnen Papier hergestellt wird. Aha. Beim Afghanistan-Untersuchungsausschuss gibt es geheime Dokumente, die nur auf Papier zu sichten sind. Nicht digital. Hallo! Wann begreifen jene, die ach so fortschrittsgläubig sind, was hier vor sich geht?

Sehr weise heißt es außerdem: Nur »Bares ist Wahres«. Einzig Geld, das ich in der Hand habe, habe ich. Was als Bitcoins im Internet unterwegs ist – ja wo ist es denn? Für die Abschaffung des Bargelds gibt es einen einzigen sinnvollen Grund, und zwar den des Schutzes vor – Gott sei Dank seltenen – Überfällen. Gründe für die Beibehaltung gibt es mehrere. Allem voran geht es dabei um lebensnotwendige Freiheit! Alleine für mich selbst ist wichtig, was ich wann und wo einkaufe. Sonst geht das niemanden etwas an! Die Horrorvorstellung, dass das und vieles andere von Hinz und Kunz irgendwo auf der Welt am PC nachvollzogen werden kann – darauf verzichte ich sehr gerne. Und den Ausfall der Möglichkeit von Kartenzahlungen haben wir vor nicht allzu langer Zeit schon erlebt.

Von wegen Fortschritt! Nein danke! So nicht! »Ja bitte« dafür, dass wir alle viel mehr lernen, auch hier vorauszudenken, was sich wie auf unser (Zusammen-) Leben auswirkt.

Irmgard Deml, Weilheim

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