Ernährungswende im Pfaffenwinkel – ein Aufruf!

Es reicht nicht etwas zu wissen – wir müssen es tun.

Deutsche Politiker erklären ständig, dass sie das Weltklima schützen wollen. Immer wieder hört der Bundesbürger Sätze wie  „wir werden …, wir müssen …, und wir haben doch … und wir werden noch viel mehr tun …, und mein Ziel ist ein klimaneutrales Europa im Jahr 2050“.

Währenddessen berichtet Klaus Kleber im »Heute Journal« des ZDF in den letzten Wochen mehrmals über die aktuellen katastrophalen klimatischen Zustände in der Arktis und deren wahrscheinliche Auswirkungen auch auf unser Leben in nächster Zeit. So scheint es zumindest, dass die Klimakrise im öffentlichen Fernsehen und somit in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

Die Endverbraucher*innen hören sich die Diskussionen in den politischen Talkshows an, vielleicht nutzen sie auch die ein oder andere Kabarettsendung, die häufig mehr substanzielle Informationen enthält als die Aussagen vieler Talkshow-Teilnehmer.

UN-Agenda 2030

Wirklich bewegt hat sich in Deutschland aus meiner Sicht wenig. Dabei liegen konkrete Beschlüsse zum Klimaschutz seit Jahren vor. Die UN-Generalversammlung hat am 25.09.2015 die UN-Agenda 2030 beschlossen. In dieser sind 17 Ziele und 169 Zielvorgaben für eine nachhaltige Entwicklung festgelegt. Auch Deutschland hat sich verpflichtet, diese umzusetzen. Ähnliches gilt für das Übereinkommen von Paris vom 12.12.2015.

Gemüse vom Sonnenacker – Interessierte können eine vorbereitete Ackerfläche von April bis Oktober zum Gemüseanbau anmieten.

Unter anderem verpflichtet sich Deutschland unter Punkt 28 der UN-Agenda 2030, die Art und Weise, in der unsere Gesellschaften Güter und Dienstleistungen produzieren, grundlegend zu ändern. Von einer grundlegenden Änderung spüre ich nichts. Eher habe ich das Gefühl, dass das herrschende System noch weiter gestärkt wird.

Neben den Themen in der UN-Agenda 2030 wie wirtschaftliche Grundlagen für ein nachhaltiges Wachstum, Migration und Klimawandel wird unter Punkt 17 auch das Thema Ernährungssicherheit und Ernährung behandelt. Damit komme ich zum Pfaffenwinkel und einer möglichen Ernährungswende. Der Anbau von Gemüse, Getreide und Obst in unserer Region bewegt sich nach meiner Beobachtung auf niedrigem Niveau. Energiepflanzen und Weideland /Milchwirtschaft dominieren die Landschaft.

»Unser Land«-Projekt: Sonnenacker

Seit über 10 Jahren gibt es das Sonnenacker Projekt der Solidargemeinschaft WEILHEIM-SCHONGAUER LAND e. V., bei dem Privatleute eine von einem Landwirt pflanzfertig vorbereitete Ackerfläche von April bis Oktober anmieten können, um dort ihr eigenes Gemüse anzubauen. Meine Frau und ich bestellen seit 2014 ein Sonnenackerfeld mit sprichwörtlich wachsender Begeisterung. Kartoffeln, gelbe und rote Rüben, Pastinaken, Petersilienwurzeln, Erbsen, Bohnen, Mangold, Zwiebeln, Salate, Kräuter und auch Tomaten reifen auf unserem Acker.

CO2 Verursacher »industrielle« Landwirtschaft

Nun mag der Eigenanbau von Gemüse nicht jedermanns Sache sein und nicht jeder hat die Möglichkeit dazu. Das ist auch vollkommen in Ordnung. Nicht in Ordnung finde ich, dass im Supermarkt und Discounter Gemüse und Obst aus aller Welt zu niedrigsten Preisen angeboten werden. Die industrielle Landwirtschaft ist ein wesentlicher Verursacher für das Artensterben, die Zerstörung von Lebensräumen und den CO2-Ausstoß. Fachleute gehen von einem Anteil von bis zu 40 % des durch die Landwirtschaft verursachten CO2-Ausstoßes aus. Dabei sind die Auswirkungen von Futtermittel-Transporten, die Rodung von Wäldern zur Umwandlung in Ackerland, das großflächige Pflügen oder die Bodenerosion bedingt durch riesige, schutzlose Ackerflächen berücksichtigt.

Regional angebaute Lebensmittel sind Klimaschutz pur!

Der Lebensmittel-Einzelhandel bietet seit Jahrzehnten frisches Gemüse und Obst zu jeder Jahreszeit an. Endverbraucher*innen sind daran genauso gewöhnt wie an billigstes Fleisch aus Massentierhaltung. Wenn es uns gelingt, einen größeren Teil der Lebensmittel wieder in unserer Region herzustellen, wird dies positive Auswirkungen auf Naturschutz, Artenschutz, biologische Vielfalt und Biodiversität haben. Voraussetzung ist die Einhaltung der UN-Agenda 2030, in der die Grundsätze für eine nachhaltige, vielfältige und kleinbäuerliche Landwirtschaft verankert sind.

Flächenfraß

Wie kann es sein, dass landwirtschaftliche Flächen und Naturschutzgebiete für den Bau von Straßen weichen müssen? Das ist keine »grundlegende Änderung der Art und Weise, in der unsere Gesellschaften Güter und Dienstleistungen produzieren«. Dies ist schlicht nur ein »Weiter-so« im bisherigen Stil und kann daher auch nur die Resultate bringen, wie wir sie kennen: mehr Straßen führen letztendlich zu noch mehr Verkehr und damit zu noch mehr Zerstörung unserer Lebensgrundlagen.

Lebensmittelverschwendung

Das Thema Lebensmittelverschwendung bewegt viele Menschen zu Recht. Das Risiko eines regional angebauten Lebensmittels in der Mülltonne zu landen, ist weitaus geringer, da die Transportwege viel kürzer sind. Die Identifikation der Endverbraucher zu Lebensmitteln aus der Region, wo sie leben, ist zudem weitaus höher als zu einem »Lebensmittel ohne Herkunft«, das tausend oder mehr Kilometer entfernt gewachsen ist.

Das Thema Ernährung in der Kommunalpolitik?

Wir haben in der Kommunalpolitik Abteilungen für Verkehr, Stadtentwicklung, Bildung, Bauen, Gesundheit und vieles mehr. Das Thema Ernährung fristet auf kommunaler Ebene ein besonderes Schattendasein. Dabei gehört Essen doch zu den Grundbedürfnissen eines jeden Menschen und sollte auch die lokalen Politiker interessieren. Die positiven Effekte einer gesunden Ernährung, die möglichst frisch und aus unbehandelten und unbearbeiteten Rohstoffen bestehen sollte, sind unter Fachleuten unbestritten.

Ernährungswende durch Ernährungsräte und andere Organisationsformen

Es gibt noch viele weitere interessante Aspekte der regionalen Lebensmittel-Produktion. Ich rufe hiermit alle an diesem Thema Interessierten im Pfaffenwinkel auf, sich zu melden, meine Kontaktdaten siehe unten! Es ist höchste Zeit für eine regionale Ernährungswende »von unten«, denn »von oben« scheint das nicht zu gelingen.

Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten. In diversen deutschen Städten existieren bereits sogenannte Ernährungsräte. Vor Kurzem hat Ralf Otterpohl in Weilheim einen Vortrag mit dem Titel »Das Neue Dorf« gehalten, OHA berichtete darüber in der April-Ausgabe auf Seite 2 mit dem Titel »Chance zur Flucht aus dem Hamsterrad«. In den USA und einigen asiatischen Ländern existieren seit vielen Jahren genossenschaftlich organisierte Erzeugerbetriebe.

Ganz gleich wie man solch eine Ernährungswende angeht: es bedarf einer Vielzahl von Menschen, die ihr Wissen einbringen. Ich plane ein erstes Treffen im Oktober 2019. Bitte meldet euch / melden Sie sich am besten per Mail (es geht natürlich auch per Post in Briefform), damit ich die Anzahl der Interessierten einschätzen kann. Ich werde in den nächsten Wochen weiter »Werbung« für die Ernährungswende im Pfaffenwinkel machen. Gerne könnt ihr / können Sie diese Information auch weiter verbreiten. Ende September melde ich mich spätestens mit Informationen, ob, wann und wo ein erstes Treffen stattfindet.

Eine letzte Anmerkung: Dies ist eine lokale Aktion nach dem Motto »global denken, lokal handeln«. Personen, die den Klimawandel leugnen und ausschließlich Lebensmittel für deutsche Staatsbürger anbauen wollen, sind ausdrücklich nicht gewollt und haben in meiner Aktion keinen Platz.

Heiner Putzier
Raistinger Str. 15 in 82362 Weilheim
»SlowFood«
heiner.putzier@t-online.de

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