Ernährungskultur heute: Über Schlankheitskuren – »… mehr ist manchmal mehr …?!« (12)

Florian Reistle Koch, Diätassistent und Heilpraktiker, Weilheim

Florian Reistle
Koch, Diätassistent und Heilpraktiker, Weilheim

Eigentlich ist der Begriff »Diät« irreführend. Denn in der Fachsprache beschreibt er lediglich eine Kostform. Und jeder Mensch hat eine solche eigene Kostform – seine individuelle Diät. In der Umgangssprache werden unter »Diät« aber meistens diverse Abnehm-Manöver verstanden. Damit beschreibt man einen unübersehbaren Dschungel an gegensätzlichsten Empfehlungen, wie man seine Kilos loswerden soll: mal wenig Kohlenhydrate, mal kein Fett, mal abends dies nicht, dann wieder morgens jenes nicht … Bei diesem ganzen Durcheinander darf man eine ganz prinzipielle Sache nicht aus den Augen verlieren: es gibt eine gesunde Art abzunehmen und es gibt eine eher pathologische Art abzunehmen. Patienten, die an Krebs, AIDS oder ähnlichen chronischen Erkrankungen leiden, verlieren meistens Gewicht; aber eben auf Grund ihrer Erkrankung. Es gibt demnach auch pathologische Arten abzunehmen.

Was kennzeichnet nun eine gesunde Art abzunehmen? Unsere Nahrung besteht aus den drei Hauptnährstoffen Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate. Wie drei große stabile Säulen tragen sie die Nährstoffversorgung und die Gesundheit unseres Körpers. Wenn Sie auf eine dieser drei Säulen verzichten, wie das z. B. in den letzten Jahren häufig bei kohlenhydratarmen Diäten empfohlen wurde (»Schlank im Schlaf«, »Logi-Diät«, »Steinzeitdiät«, »Atkins Diät«), fehlt eine Säule und unsere Gesundheit wird mehr oder weniger langsam destabilisiert. Unter Umständen nehmen Sie mit einer dieser kohlenhydratarmen Diät auch ab. Wenn Sie jeden Abend für drei Stunden auf einem Bein durch ihre Wohnung hüpfen, dann nehmen Sie ja auch ab. Fragt sich nur, wie lange das gutgeht?

Was sind denn nun die Kennzeichen des gesunden Abnehmens? In der Ernährungstherapie zählt die energiereduzierte Mischkost zu den Standardtherapien. Es handelt sich dabei um eine abwechslungsreiche und vielseitige Kost, reich an energiearmen aber gleichzeitig nährstoffreichen Lebensmitteln, wie es bevorzugt ballaststoffreiche Lebensmittel (Gemüse, Obst, Vollkornprodukte) sind. Außerdem ist eine rhythmische, etwa  dreimal tägliche Einnahme der Mahlzeiten von Vorteil, da sich dann Immunsystem, Verdauung und Stoffwechsel gut auf die Nahrung einstellen können und gleichzeitig 3- bis 4-stündige Erholungspausen zwischen den Mahlzeiten bekommen. In diesen Pausen kann man es sich zur Aufgabe machen, das Hungergefühl mit distanzierter Neugier wahrzunehmen und ihm nicht sofort nachzugeben (was die zahllosen Backshops und Süßigkeitenautomaten nicht gerade leicht machen).

Insgesamt sind eine vielseitige Lebensmittelauswahl, eine Mäßigung gegenüber zu sehr fettiger oder süßer Kost, ein guter Essrhythmus mit Erholungspausen sowie ein selbstbewusstes Sich-Gegenüberstellen zum Hungergefühl die besten Garanten für eine Gewichtsabnahme und der anschließenden Vermeidung des »JoJo-Effekts«.

 

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