Mit Schildbürgerstreichen an die Börse
Regionale Belange hat die Bahn bisher ignoriert, indem sie viele Güterabfertigungen geschlossen und somit noch mehr Gütertransporte auf die Straße verlagert hat. Bahnhöfe wurden verkauft, und in vielen Fällen die Gemeinden – wie beispielsweise in Peiting – nicht mal informiert. Bahnübergänge werden geschlossen und manche Gemeinde an den Kosten für neue Straßen beteiligt.
Nach eigenen Aussagen will die DB pünktlicher werden (durch mehr Ausweichstellen) und dazu manche vielbefahrenen Strecken zweigleisig ausbauen – auch die Hauptstrecke von München nach Garmisch und Mittenwald mit 17.000 Kunden pro Tag (im Jahr 2007). Um die erhöhten Fahrgastzahlen zu den Ski-Weltmeisterschaften 2011 und den erwarteten Olympischen Spielen 2018 bewältigen zu können fordern seit vielen Jahren bayerische Politiker den kompletten zweigleisigen Ausbau zwischen München und Garmisch-Partenkirchen.
Seit 1998 wird durch das City-Bahn-Konzept (durch Pro Bahn) der zweigleisige Ausbau dieser Strecke gefordert. In einem Positionspapier der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) von 2008 war nur noch von einem zweigleisigen Ausbau zwischen Tutzing und Diemendorf sowie zwischen Huglfing und Uffing die Rede, mit dem Zusatz „noch keine Finanzierung vorhanden“.
Pro Bahn Weilheim – eine unabhängige Organisation – schreibt auf meine Anfrage zur Situation am 22.3.2010: „Leider ist die Situation ernüchternd: bis 2011 wird es minimale Verbesserungen geben (Oberleitung u. ä.), zur Betriebsaufnahme des neuen Betreibers(?) 2013 wird es den „zweigleisigen Ausbau“ südlich von Tutzing geben (d. h. das Kocheler Gleis wird durch Einbau einer Weiche für Garmischer Züge mitbenutzbar), und selbst das ist noch nicht mal 100 Prozent sicher. Bis 2018 wird es vielleicht ein paar Zweigleisinseln geben (nördlich von Murnau ein paar km), aber auch hier „?“ … Wenn sich nichts grundlegend ändert, dann müssen Bahnfahrer „noch ewig“ auf substanzielle Verbesserungen warten. Auf der alten Trasse zwischen Huglfing und Murnau sollte eigentlich relativ problemlos wieder ein zweites Gleis aufgebaut werden können; dass es da kontraproduktive Maßnahmen gibt, ist uns bekannt (siehe Foto und Bildtext »Huglfing-Engstelle«).
Seit 2008 gibt es da einen Schildbürgerstreich auf etwa 400 Meter Länge: Die Bahnstrecke München-Garmisch war von 1936 (zu dem Olympischen Spielen in Garmisch) bis 1942 zweigleisig ausgebaut. Im Bereich Huglfing ist ein Ausbau der 2-gleisigen Bahnstrecke seit 2008 erschwert, da der bis dahin vorhandene Gleisunterbau aus dem Jahre 1936 für das zweite Gleis einer kurzen Verbindungsstraße weichen musste. Sie wurde erforderlich, da die DB einen kleinen Bahnübergang zu dem ehemaligen DB-Gebäude (Bahnwärterhaus, jetzt privates Wohnhaus) geschlossen hatte.
Allerdings hat technisch die Möglichkeit bestanden, neben dem zweiten Gleiskörper diese Straße zu erstellen. Musste denn der Bahnübergang zu einem ehemaligen DB-Gebäude in Huglfing beseitigt werden?
Die Deutsche Bahn sollte ein öffentliches Verkehrsmittel bleiben für den Geldbeutel und die Bewegungsfreiheit der Bürger im eigenen Land, anstatt ein weltweites Unternehmen mit Gewinnen für ausländische Spekulanten zu werden. Wenn es nach dem Willen führender Politiker geht, wird der Staatsbesitz DB und damit unser Volksvermögen an der Börse verklopft und dazu den Gemeinden und den Bürgern das Geld aus der Tasche gezogen.
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