Eine Nachricht, die dem Fass den Boden ausschlägt!

Maurice de Coulon

Maurice de Coulon, Schwabsoien

Facebook- und andere Internet-Community-Sucht: Das war die volle Absicht der Gründer!

Wir sollten nichts merken. Einige haben es zwar gemerkt, die meisten aber nicht.

Nämlich, dass alle (a-)sozialen Medien, allen voran Facebook, Instagram & Co. nicht aus Versehen – und nicht nur als Nebeneffekt ihrer Verwendung durch labile Persönlichkeiten, Digitaljunkies und sonstige Suchtgefährdete – zu »Räubern von Lebenszeit« geworden sind, sondern dass dies von ihren Gründern bewusst mit beabsichtigt wurde. Nichts anderes gab unlängst der frühere Präsident von Facebook, Sean Parker, einer der größten »Profiteure« dieser Egomanie fördernden Plattform, unumwunden zu. Nach munterem Milliardenscheffeln mit Facebook sagt also einer der geldgierigsten Verführer, ohne rot zu werden: Ätsch, wir haben eure Schwachstelle, eure psychische Labilität schamlos ausgenutzt, und ihr seid uns sauber auf den Leim gegangen! Ja, sogar denjenigen, die ihm gegenüber anfangs schon Bedenken über den Sinn der Plattform äußerten und beim Mitmachen noch Widerstand leisteten, sagte Parker, genüsslich lächelnd: „Passt auf, euch kriegen wir noch!“

Neulich ist auch Sean Parker Vater geworden, und er stellt daraufhin erschrocken fest, dass seine Kinder durch sein Geldscheffel- und Suchtförderinstrument genauso gefährdet sind, wie die Kinder aller anderen Väter. Diese Kinder, welche allesamt schon Opfer geworden sind, nämlich Opfer nicht nur ihrer eigenen narzisstischen und sonstigen Persönlichkeitsstörungen, sondern gleichzeitig und vor allem des Missbrauchs ihrer Verführbarkeit durch die Gründer und Betreiber dieser Tummelplätze für emotional Verhärmte und krankhaft Anerkennungsbedürftige. Und im Handumdrehen wird der Missbrauchsprofiteur zum – nicht einmal reumütigen – Warner und Rufer in der selbst geschaffenen (a-)sozialen Medienwüste, wo sich fast nur noch egomane Selfies gegenseitig mit »Likes« bauchpinseln oder mit wütenden Hasstiraden bewerfen.

Die Meldung über die »Umkehr« Sean Parkers kam – gar nicht so verwunderlich – Anfang November in ganz unauffälliger Größe und bisher kaum kommentiert in einer Tageszeitung heraus. Wir sollten ja weiter nichts merken!

Natürlich wussten intelligente Beobachter der Entwicklung in der medialen Landschaft, auf was es hinauslaufen würde, und haben deshalb schon früh – vor dem Auftreten der Facebook-Mania – gewarnt. Aber selbst in den ehrenhaftesten Bildungseinrichtungen wie den Universitäten sind unreife Persönlichkeiten nicht davor gefeit, einer Selbstspiegelung versprechenden Plattform, oder auch noch sexbesessenen charismatischen Verführern, zum Opfer zu fallen.

Dumm gelaufen! Oder? Nicht nur! Es lohnt sich wirklich zu fragen, ob es immer so laufen muss, weil der Mensch eben so ist, wie er ist, und vor allem zu fragen, was geschehen muss, damit unsere auf der Suche nach integren Identifikationsfiguren und uneigennützigen »Entwicklungspartnern« befindlichen Kinder nicht dem Unfug von geldgierigen »Scharlatanen« und egozentrischen Verführungskünstlern auf den Leim gehen.

Ich sehe da zwei Bereiche, auf die wir unsere Aufmerksamkeit richten sollten. Es geht einerseits um die Tragfähigkeit des realen, primären sozialen Umfeldes der potenziellen Opfer, und andererseits um die persönliche, emotionale und geistige Unabhängigkeit, ja um das Selbstbestimmungspotenzial des Einzelnen.

Für meine Generation waren die bestimmenden und Werte vermittelnden sozialen Umfelder die Familie, die Religionsgemeinschaft und/oder die interessens-, neigungs- oder traditionspflegenden, ortsgebundenen Gemeinschaften, in denen eine gesunde Balance zwischen den gemeinschaftsdienlichen Interessen und den persönlichen Spiegelungsbedürfnissen die Lebensqualität des Einzelnen auswiesen. Diese Lebensqualität kommt aber nur zustande, wenn – wie ich es in meinem Umfeld erleben durfte – die Selbstbestimmung des Einzelnen nicht eingeschränkt, behindert und gegängelt, sondern als eine legitime und gemeinschaftsdienliche Tugend begrüßt und gefördert wird.

Dieser sowohl Geborgenheit sichernde, als auch Individualität und Mut zum Gehen eigener Wege stärkende, sinnstiftende zweifache Boden als Struktur der Entfaltung des Einzelnen ist aber heute stark gefährdet. Die hohe Mobilität in der Arbeitswelt und die Bereitschaft, sich nicht nur andernorts, sogar im fernen Ausland niederzulassen, ohne sich neu in örtlichen Gemeinschaftsstrukturen zu integrieren, mitbedingt durch die Illusion, die virtuellen »Treff-und Spielbühnen« könnten das bisherige soziale Umfeld ganz ersetzen, fördern die Vereinsamung des Einzelnen und die Verarmung der Gemeinschaftskultur in erschreckendem Maße. Daher müssen sich alle gesellschaftlich relevanten Institutionen und sinnstiftenden Gemeinschaften dieser Herausforderung stellen, um herauszufinden, wie die vor allem in der westlichen Welt stattfindende Atomisierung der Gesellschaft überwunden werden kann.

Maurice de Coulon, Schwabsoien

 

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