„Ein vierspuriger Auerbergtunnel macht unser Loisachtal zum Autobahn-Transittal. Wir fordern, das Tunnelprojekt auf Eis zu legen“

Fünf Parteien- und Verbandsvertreter fordern Moratorium für den Bau des Auerbergtunnels:

GAP/Eschenlohe. – „Wir warnen vor einer Autobahn durch das Loisachtal und vor Millionen-Ausgaben für eine veraltete Verkehrspolitik.“ Mit diesen Worten fordern Garmisch-Partenkirchens Altbürgermeisterin Dr. Sigrid Meierhofer (SPD), Murnaus Bürgermeister Rolf Beuting (ÖDP), Mittenwalds Bürgermeister Enrico Corongiu (SPD), der Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz e. V. Axel Doering und der Regionalvorsitzende des Landesbund für Vogelschutz e. V. Hans-Joachim Fünfstück jetzt ein Moratorium für den Bau des Auerbergtunnels bei Eschenlohe.

„Ein vierspuriger Auerbergtunnel macht unser Loisachtal zum Autobahn-Transittal. Wir fordern, das Tunnelprojekt auf Eis zu legen“, fasst Rolf Beuting den Appell zusammen. Zwar erkennen die fünf Parteien- und Verbandsvertreter an, dass „eine leistungsfähige Bundesstraße 2 (…) für den Landkreis Garmisch-Partenkirchen wichtig“ sei; jedoch müsse „ein Ausbau mit Maß und Verstand erfolgen“.

In ihrem Moratoriumstext nennen Meierhofer, Beuting, Corongiu, Doering und Fünfstück vor allem vier Gründe für ihren „dringenden Notruf“ an die übergeordnete Politik:

  • Der geplante vierspurige Auerbergtunnel „verlängert de facto die Autobahn A 95 von Eschenlohe bis nach Garmisch-Partenkirchen.In der Folge ist mit einer deutlichen Zunahme des Straßenverkehrs zu rechnen. Damit ist der Grundstein für eine neue Transitstrecke München – Italien gelegt, also eine Alternativroute zur regelmäßig überlasteten Inntal-Autobahn samt vor-/nachgelagerter Straßen. Dies widerspricht auch dem Anliegen der Alpenkonvention, immer mehr Verkehr auf umweltverträgliche Verkehrsträger – insbesondere die Schiene – zu verlegen.“
  • Ein vierspuriger Auerbergtunnel „schafft Verkehrschaos in Garmisch-Partenkirchen.Da das größere Verkehrsvolumen auch an vor- und nachgelagerter Stelle bewältigt werden muss, ist in Konsequenz mit neuen und weiteren Straßenausbaumaßnahmen zu rechnen – gerade in und um Garmisch-Partenkirchen. Die geplante Lösung ist weder durchdacht noch hält sie den Kriterien der Nachhaltigkeit stand.“
  • Mehr PKW- und LKW-Verkehr „stellt den Tourismus als wichtiges wirtschaftliches Standbein der Region in Frage. Wer will schon Urlaub in einem Autobahn-Tal machen?“
  • Die Baukosten explodieren, während beim Bahnausbau das Geld fehlt. „Innerhalb weniger Jahre sind die geplanten Baukosten von 102 über 140 auf inzwischen bereits 170 Millionen Euro angestiegen. Gleichzeitig fehlt das Geld beim Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), bei der Stärkung des Radverkehrs und bei der Schaffung ordentlicher Fußwege.“ Nach Ansicht der fünf Unterzeichner des Moratoriums „sollte gerade die Taktverdichtung bei der Werdenfelsbahn und ein damit verbundener streckenweiser zweigleisiger Ausbau südlich von Tutzing – nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes – dringende Priorität haben“.

Meierhofer, Beuting, Corongiu, Doering und Fünfstück appellieren „an Politik und Verkehrsplanung, den Bau des Auerbergtunnels bis auf Weiteres auf Eis zu legen und die Pläne zu überdenken. Moderne Verkehrspolitik setzt auf Verkehrsvermeidung sowie auf eine möglichst intelligente, naturschonende und nachhaltige Verkehrsbewältigung.“ Mit Blick auf den geplanten Auerbergtunnel schlagen sie vor, „schonendere und nachhaltigere Lösungen zu prüfen; es sollten auch zwei- und dreispurige Varianten (z. B. dreispurige Bundesstraße mit einer Mittelspur, die je nach Bedarf für die stärker belastete Richtung freigeschaltet werden kann) in Betracht gezogen werden“.

Ihr Appell endet mit den Worten: „Nutzen wir eine Denkpause! Noch ist es nicht zu spät.“

Wollen „keine Autobahn durchs Loisachtal“ und fordern ein Moratorium für den Bau des Auerbergtunnels (von li.): Hans-Joachim Fünfstück, Vorsitzender der Regionalgruppe des Landesbund für Vogelschutz e. V.; Rolf Beuting (ÖDP), Bürgermeister von Murnau; Dr. Sigrid Meierhofer (SPD), Altbürgermeisterin von Garmisch-Partenkirchen; Axel Doering, Vorsitzender der Kreisgruppe des Bund Naturschutz in Bayern e. V.; nicht im Bild: Enrico Corongiu (SPD), Bürgermeister von Mittenwald.

Hier der komplette Test des Appells:

Appell für ein Moratorium bzgl. Bundesstraße B2 neu bei Eschenlohe / Bau Auerbergtunnel:

Keine Autobahn durch unser Loisachtal – den Auerbergtunnel neu denken!

Eine leistungsfähige Bundesstraße 2 ist für den Landkreis Garmisch-Partenkirchen wichtig. Jedoch muss ein Ausbau mit Maß und Verstand erfolgen. Die schon jetzt – vor Beginn des eigentlichen Baus – explodierenden Kosten für den vierspurig geplanten Auerbergtunnel machen uns sehr nachdenklich. Wir warnen vor einer Autobahn durch das Loisachtal und vor Millionen-Ausgaben für eine veraltete Verkehrspolitik.

Der geplante vierspurige Auerbergtunnel verlängert de facto die Autobahn A 95 von Eschenlohe bis nach Garmisch-Partenkirchen.In der Folge ist mit einer deutlichen Zunahme des Straßenverkehrs zu rechnen. Damit ist der Grundstein für eine neue Transitstrecke München – Italien gelegt, also eine Alternativroute zur regelmäßig überlasteten Inntal-Autobahn samt vor-/nachgelagerter Straßen. Dies widerspricht auch dem Anliegen der Alpenkonvention, immer mehr Verkehr auf umweltverträgliche Verkehrsträger – insbesondere die Schiene – zu verlegen.

Ein vierspuriger Auerbergtunnel schafft Verkehrschaos in Garmisch-Partenkirchen.Da das größere Verkehrsvolumen auch an vor- und nachgelagerter Stelle bewältigt werden muss, ist in Konsequenz mit neuen und weiteren Straßenausbaumaßnahmen zu rechnen – gerade in und um Garmisch-Partenkirchen. Die geplante Lösung ist weder durchdacht noch hält sie den Kriterien der Nachhaltigkeit stand.

Mehr PKW- und LKW-Verkehr stellt den Tourismus als wichtiges wirtschaftliches Standbein der Region in Frage. Wer will schon Urlaub in einem Autobahn-Tal machen?

Die Baukosten explodieren, während beim Bahnausbau das Geld fehlt. Innerhalb weniger Jahre sind die geplanten Baukosten von 102 über 140 auf inzwischen bereits 170 Millionen Euro angestiegen. Gleichzeitig fehlt das Geld beim Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), bei der Stärkung des Radverkehrs und bei der Schaffung ordentlicher Fußwege. Auch die sinnvolle Anbindung des Landkreises an den Münchner Verkehrsverbund (MVV) steht noch aus. Zudem sollte gerade die Taktverdichtung bei der Werdenfelsbahn und ein damit verbundener streckenweiser zweigleisiger Ausbau südlich von Tutzing – nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes – dringende Priorität haben.

Heimat bewahren – unser Loisachtal schützen!

Wir appellieren an Politik und Verkehrsplanung, den Bau des Auerbergtunnels bis auf Weiteres auf Eis zu legen und die Pläne zu überdenken. Moderne Verkehrspolitik setzt auf Verkehrsvermeidung sowie auf eine möglichst intelligente, naturschonende und nachhaltige Verkehrsbewältigung.

Im konkreten Fall des geplanten vierstreifigen Auerbergtunnels schlagen wir vor, schonendere und nachhaltigere Lösungen zu prüfen; es sollten auch zwei- und dreispurige Varianten (z. B. dreispurige Bundesstraße mit einer Mittelspur, die je nach Bedarf für die stärker belastete Richtung freigeschaltet werden kann) in Betracht gezogen werden.

Nutzen wir eine Denkpause! Noch ist es nicht zu spät.

25. Juni 2021

Dr. Sigrid Meierhofer (SPD), Rolf Beuting (ÖDP), Enrico Corongiu (SPD),
Axel Doering (BN), Hans-Joachim Fünfstück (LBV)

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