Ein dritter Nationalpark in Bayern

Foto Ammergebirge

Naidernach mit Frieder im Ammergebirge (Foto: Dr. Hans Ehrhardt)

Offenes und transparentes Verfahren oder politische Mauschelei?

Auf der Homepage zum 3. Nationalpark in Bayern www.np3.bayern.de schreibt Umweltministerin Ulrike Scharf: „Ich will ein Ausrufezeichen beim Naturschutz setzen. Ein neuer Nationalpark ist ein Angebot an die Regionen und das höchste Prädikat für die herausragendsten Naturlandschaften Bayerns, das wir vergeben können. Er stärkt die Naturheimat Bayern, erhält die Artenvielfalt und treibt die wirtschaftliche, touristische und infrastrukturelle Gesamtentwicklung voran. Die Auswahl einer Region erfolgt erst nach einem intensiven Dialogprozess mit den Verantwortlichen und den Bürgern. Wir wollen gemeinsam einen maßgeschneiderten Nationalpark entwickeln. Ich lade Sie zu diesem Dialog ein. Ich freue mich auf viele Gespräche mit Ihnen.“

„Das Umweltministerium wird die Möglichkeiten für einen dritten Nationalpark in Bayern umfassend prüfen und setzt dabei auf ein offenes und transparentes Verfahren.“

„Wir gehen deshalb so vor:

  • Auf der Basis grundlegender naturschutzfachlicher und -rechtlicher Kriterien werden im Rahmen einer bayernweit angelegten Analyse für die Einrichtung eines Nationalparks fachlich besonders geeignete Gebiete in Bayern ermittelt. In Betracht kommen vorwiegend Gebiete in Staatseigentum.
  • Dieses ist ein fortlaufender Prozess. Fachlich sinnvolle neue Vorschläge werden gegebenenfalls geprüft und bei entsprechender Eignung in die Überlegungen mit einbezogen.
  • Den geeigneten Gebieten bietet das StMUV – Zug um Zug und ohne Ranking – einen intensiven Dialog über die mögliche Einrichtung eines Nationalparks an. Eröffnet wird der Dialog jeweils durch ein erstes Gespräch mit den politisch Verantwortlichen in der Region. Die Regionen erhalten die Möglichkeit, ihr grundsätzliches Interesse an einem Nationalpark zu artikulieren.“

(Quelle: www.np3.bayern.de/konzept.htm)

Dazu hat Ministerin Scharf bereits eine Projektgruppe eingesetzt.

Scharf: „Ein neuer Nationalpark ist ein Angebot an die Regionen. Entsprechende Interessens-Bekundungen werden wir nun vor Ort abfragen.“ So schrieb die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf in ihrer Pressemitteilung vom 02.08.2016. Gefragt hat sie dann wohl die Landräte und einige Abgeordnete.

Da unser Vorschlag eines Nationalparks im Ammergebirge bereits von Greenpeace, dem Bund Naturschutz und dem LBV als nationalparkwürdig eingestuft war, durften wir die Hoffnung haben, in die engere Auswahl zu kommen. Zudem erfüllt dieses Gebiet alle Forderungen die sie in ihrer PM vom 09.11.2016 aufführt:

„Kriterien sind insbesondere die Größe des Gebiets, seine naturschutzfachliche Bedeutung, der Anteil an staatlichen Waldflächen, der Grad der Naturnähe sowie die Eignung des Gebiets, den möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik zu gewährleisten.“

Ihr Satz „Der Interessensbekundung einer Region folgt ein offener und transparenter Dialog mit intensiver Beteiligung der Bürger und der Öffentlichkeit vor Ort.“ löste mehrere Briefe mit eindeutigen Bekundungen für einen Nationalpark im Ammergebirge und Wetterstein aus.

Aktive Bürger werden nicht ernst genommen

Schon im August 2016 beschrieb ich der Ministerin im Namen des Förderverein Nationalpark Ammergebirge e. V. das größte Karbonat-Bergmischwaldvorkommen in Deutschland und weitere Vorzüge im Gebietsvorschlag und bat um eine Berücksichtigung im „Wettbewerb“ mit den anderen Regionen.

In ihrer Antwort heißt es: „Ein intensiver Dialog mit den Verantwortlichen und den Bürgern wird von zentraler Bedeutung sein. Seien Sie versichert, dass wir hierbei Ihre Argumente aufgreifen und gründlich prüfen werden.“

Im Januar 2017 erhielt sie einen von den drei Kreisverbänden des Bund Naturschutz Ostallgäu/Kaufbeuren, Weilheim/Schongau und Garmisch-Partenkirchen nach Mitgliederbeschlüssen unterschriebenen Brief, der sich ebenfalls für unseren Vorschlag einsetzt und die hohe naturfachliche Wertigkeit des Gebietes betont.

Ein Schreiben von acht Spitzenhotels von Füssen bis Garmisch-Partenkirchen erreichte die Ministerin ebenfalls im Januar. Hier heißt es: „Wir begrüßen als Hotels im Umkreis des Ammer- und Wettersteingebirges die Ankündigung zur Gründung eines dritten Nationalparks in Bayern.“ „Wir bitten darum, unserer Region in einem offenen Dialog das Thema Nationalpark näher zu bringen. Wir sehen für uns als Hotellerie und Gastronomie gute Chancen in der Premiummarke Nationalpark.“

Hinter diesen Interessensbekundungen stehen Tausende von Menschen, die aber wohl von der Ministerin nicht gemeint waren. Sie hatte sich stattdessen bereits beim Colomansritt am 9. Oktober 2016 in Schwangau mit der Landrätin Maria-Rita Zinnecker aus dem Ostallgäu, dem Landrat Anton Speer aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen, Abgeordneten und örtlichen Bürgermeistern getroffen.

Das Projekt Ammergebirge/Wetterstein soll – vorerst – nicht dabei sein

Flusslauf im Friedergries (Foto: Hubert Endhardt)

In der Folge durfte ich bereits dreimal hören, dass im Ammergebirge kein Nationalpark kommen werde. Eine Sitzung des Ausschusses für Landesentwicklung und Umwelt des bayerischen Landkreistags hatte als Thema ebenfalls die Frage des 3. Nationalparks. Von hier ging das Signal aus, dass Spessart und Rhön im Vordergrund stehen. Dies hat sich auch bei einem Gespräch der NGOs mit der Ministerin am 09.01.2017 bestätigt.

Die Gespräche mit den Regionen fanden auf der Ebene der Landräte und Abgeordneten statt. Deren persönliche Einschätzung und Aussage ergab also die Entscheidung, ob eine Region interessiert sei. Zumindest die Landräte Speer und Zinnecker haben sich klar gegen einen Nationalpark im Ammergebirge positioniert. Die Einschätzung der Ministerin, dass schon die Diskussion über das Für und Wider eines NLPs in den Regionen ein Gewinn sei, hatte sich damit erledigt und wäre doch gerade für unsere Region sehr hilfreich gewesen. Bereits die Homepage des Umweltministeriums – www.np3.bayern.de – hatte mit vielen Falschaussagen und irreführenden Argumenten unserer Gegner aufgeräumt.

Hubert Endhardt

Was bleibt im Moment?

Das bisherige Verfahren war nicht transparent, sondern früh von einer politischen Festlegung geprägt – „jetzt ist der Norden Bayerns dran“ – und der Steigerwald wird ausgeschlossen. Die Gespräche im Spessart sind von einer starken Gegnerschaft gekennzeichnet, die Rhön und die Donauauen könnten Probleme mit den erforderlichen Flächen haben. Wir stehen mit dem Ammergebirge/Wetterstein wie der Steigerwald in der Warte­position. Bayern verträgt auch einen vierten oder fünften Nationalpark.

Hubert Endhardt
1. Vorstand Förderverein Nationalpark Ammergebirge

 

 

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