E wie … Enigma

Irmgard Deml, Weilheim

Rätsel gibt es mehr als genug auf dieser Welt und weit darüber hinaus. Das größte Rätsel stellt für mich der Mensch dar, denn wie es so treffend heißt: Die Seele des Menschen ist unergründlich.

So frage ich mich häufig, wie es sein kann, dass jemand der Ansicht ist, über Andere urteilen zu dürfen, was wir aktuell gerade in Weilheim im politischen Bereich sehen. Wer wie wann wo die Freien Wähler zu der Demonstration von »Wir in Weilheim« eingeladen hat oder nicht – mein Gott, haben wir denn keine wichtigeren Dinge, die wir möglichst schnell als Gesellschaft klären und in Ordnung bringen sollten? Übrigens wurde das »WIR« bereits am 08. Oktober 2022 von den sogenannten »Montagsspaziergängern« für Freiheit, Frieden und Demokratie beim Sternmarsch mit diversen Redebeiträgen, Musik und Gesang in den Mittelpunkt gestellt! Dass es erst jetzt von einer weiteren Gruppe ähnlich gesehen wird, kann wohl unter »rätselhaft« eingestuft werden.

Manchmal wünsche ich mir etwas wie Enigma© (griechisch, zu deutsch »Rätsel«, eine Dechiffriermaschine, mit der die Alliierten im Zweiten Weltkrieg die Funksprüche der Deutschen entschlüsselten), um Menschen besser zu verstehen. Es gibt immer mehr von uns, also immer mehr Individuen, die nicht nur einmalig sind, sondern auch je einmalig fühlen, denken und sich über Sprache und Handlungen einmalig ausdrücken. Doch leider ist das nicht immer hilfreich für unser aller Zusammenleben. Denn mittlerweile empfinde ich es so, dass viele von uns der Ansicht sind, sie hätten die reine Wahrheit für sich gepachtet.

Doch weit gefehlt. Bei einem Auto- oder anderem Unfall kann es sein, dass es zehn Zeugen gibt. Wird diesen zehn Personen einzeln dieselbe Frage gestellt, gibt es ziemlich sicher zehn unterschiedliche Aussagen dazu. Denn jeder von uns hat einmalige Lebenserfahrungen, legt Schwerpunkte auf andere Bereiche und so nehmen wir wahr, was wir wahrnehmen können – nicht mehr und nicht weniger und im seltensten Fall die gesamte Realität. Das liegt schlicht in der Natur des Menschen.

Vor ein paar Jahren nahm ich an einem Fotokurs teil, bei dem uns die Referentin nach draußen schickte, um ein paar Bilder zu machen. Davor zog jeder von uns ein Kärtchen mit der uns jeweils zugedachten Aufgabe, was zu fotografieren ist. Etwas Blaues oder etwas Kaputtes oder etwas Rundes oder etwas Winziges und so weiter. Hier gibt es zahllose Möglichkeiten zur Auswahl. Und Sie können vermutlich nachvollziehen, dass jemandem, der etwas Blaues sucht, auch alles Mögliche auffällt, das blau ist, wie der Himmel, ein Verkehrsschild, das Schild auf einem Hydranten, Autos, Blumen, Blumentöpfe, die Jeans oder Jacke, die jemand trägt, eine Tasche oder ein Rucksack, ein Reklameschriftzug … Doch ansonsten ist unsere Wahrnehmung die allermeiste Zeit ungenau, weil unsere Aufmerksamkeit »zu breit gestreut« ist. Wer von uns kann schon exakt beschreiben, was er zum Beispiel beim Spazierengehen, bei einer Autofahrt oder beim Einkaufen alles gehört und gesehen hat? Kaum jemand.

Und wie konnte sich unsere Kommunikation teils so massiv verändern, dass sie nichts mehr mit respektvollem Umgang zu tun hat? Vor allem das, was oft durch die asozialen Netzwerke in Umlauf kommt, ist von Anstand weit entfernt. Die Anonymität, mit der alles Mögliche rasant global verbreitet werden kann, spielt eine große Rolle, da diese dem Ganzen enormen Vorschub leistet. Das hat nur rein gar nichts mit Mut der jeweiligen Absender zu tun und für sein Handeln auch einzustehen, scheint schon länger aus der Mode gekommen zu sein.

Ja, es fehlt uns an Vorbildern. Alexei Navalny, der nach dem überlebten Giftanschlag auf ihn von Berlin aus wieder in sein Heimatland zurückkehrte, wissend, dass er dort festgenommen und wohl auch nicht mehr lange leben würde, ist ein Beispiel für einen wahrhaft aufrechten Menschen. Irgendwie geht mir dabei zudem Jeshua aus Nazareth durch den Sinn, der ebenfalls sehr wohl wusste, was sein Verhalten nach sich ziehen würde, der gefoltert wurde und sich für seine Überzeugungen ans Kreuz nageln ließ. Ob er tatsächlich am Kreuz gestorben ist oder wie andere Gekreuzigte das Martyrium überlebte? Wie auch immer: Das Verhalten beider Männer ist bewundernswert. Doch wer von uns hat oder hätte die Courage, so zu handeln?

Oder so wie die Mitglieder der »Weißen Rose«? Sie waren großteils sehr jung, schätzten eventuell ihr eingegangenes Risiko zu gering ein, doch wer weiß das schon. Auf alle Fälle scheint es mir, dass frühere Generationen noch eher jene friedvollen Helden (Martin Luther King, Mahatma Gandhi …) hervorbrachten, die tatsächlich als Vorbilder fungieren konnten. Aktuell könnte es sein, dass wir wie zu Zeiten der »Pandemie« leider wieder eher Denunzianten unter uns haben, oder eben diejenigen, die im Internet alles andere als Friedensstiftendes und Völkerverständigendes verbreiten.

Haben wir rätselhaften Wesen den Mut, für das was uns wichtig ist, einzustehen und die Konsequenzen daraus zu tragen?

Irmgard Deml, Weilheim

3 Kommentare

    • Siegfried Klar, 82362 Weilheim auf 12. März 2024 bei 18:03
    • Antworten

    Zitat: „Alexei Navalny, (..), ist ein Beispiel für einen wahrhaft aufrechten Menschen.“

    Liebe Frau Deml,
    im v.g. Punkt muss ich Ihnen leider widersprechen. Ich fürchte, Ihre Beurteilung beruht auf unzureichender Information.

    Nach meinen Beobachtungen, seit er vom Westen zum aufrechten Kremlkritiker emporgehoben wurde, machte sich Nawalny einen Namen als ein um Aufmerksamkeit ringender Draufgänger und übler Rassist. Daraus habe ich den Schluss gezogen, dass er wohl selbst gern ein Putin geworden wäre. Sein Draufgängertum brachte ihm auch die Bezeichnung »Krawallny« ein. Bei der russischen Bevölkerung wurde er weniger beachtet oder bedauert.

    Inzwischen hinterfragt endlich mal ein Mainstream-Fernsehsender seinen Hintergrund. Jetzt, wo er ja für die Westpropaganda nicht mehr von Nutzen ist.

    Tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen.
    Freundliche Grüße, Siegfried Klar

    https://www.n-tv.de/politik/War-Nawalny-ein-Rassist-article24759038.html

    • Roland Brendel, 82362 Weilheim auf 14. März 2024 bei 10:40
    • Antworten

    Lieber Siegfried Klar. ein letztendlich erfahrener Mensch muss viel Mist gemacht haben, bis er so weit ist. Biblisches Beispiel ist der Christenverfolger Saulus. der zum Christusbekenner Paulus wurde und sich letztendlich dafür opferte. Jeshua liebt den Menschen, verabscheut aber die Sünde. Der Mensch als göttliches Werk ist liebenswert, die Versuchung. die Schlange nicht. dessen sollten wir uns immer bewusster werden und Fehler den Menschen verzeihen. Herzlichst Ihr Roland Brendel

    • Siegfried Klar, 82362 Weilheim auf 14. März 2024 bei 13:26
    • Antworten

    Zitat: „ein letztendlich erfahrener Mensch muß viel Mist gemacht haben, bis er so weit ist“

    Grüß Gott Herr Brendel, danke für diesen Hinweis.

    Natürlich kann ich nicht ausschließen, dass Alexei Navalny vom „Saulus“ zum „Paulus“ konvertierte. Und es ist keinesfalls zu rechtfertigen wie mit ihm umgegangen wurde, drüben wie hüben. Hier im Westen wurde er m.E. regelrecht „vermarktet“.

    Vermutlich hat er bei seinem Bekanntheitsgrad nicht damit gerechnet, zu sterben. Dass er ermordet wurde bleibt wohl eine unbeweisbare Behauptung von PR-Leuten. Jeder Fall muss individuell gesehen werden. Ob er für Dollars den Helden gab, wurde bisher m.W. auch nicht bewiesen.
    mfg.S.K.

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