– der Countdown läuft
Es ist so weit, es sind nur noch 11 Jahre bis die ersten Konzessionen am Lech auslaufen. Die nächsten Konzessionen laufen vor allem in den 2030er und 2050er Jahren aus.
Was das heutzutage für Möglichkeiten mit sich bringt!
Die Konzessionen der meisten Wasserkraftwerke am Lech (Erlaubnisse die Kraftwerke zu betreiben) laufen schrittweise in den nächsten circa 90 Jahren aus. Die auslaufenden Konzessionen bringen die Chance mit sich, die wirtschaftlichen und naturschutzfachlichen Folgen des Totalausbaus (der letzten 150 Jahre) unseres deutschen Lech zu minimieren oder den Zustand notwendigerweise zu verbessern.
Der Lech ist immer noch die bedeutendste Biotopbrücke im gesamten nördlichen Voralpenraum! In Sachen Artenvielfalt und Strukturvielfalt der Lebensräume ist der Lech immer noch einzigartig! „Immer noch“ sind hierbei Begriffe, welche aufzeigen, dass diese Vielfalt und großartige Bedeutung schwinden, denn die Biotopbrücke und Vielfalt am Lech bröckeln.
Die Renaturierung oder die Einbeziehung naturschutzfachlicher Aspekte beim Betreiben der Staustufen würde nicht nur der Natur selbst dienen. Der Mensch würde unter anderem von einer wiederhergestellten Artenvielfalt als Erholungssuchender, von besseren Bedingungen für die Trinkwasserversorgung und von mehr Möglichkeiten für die Forschung profitieren. Nicht zuletzt würde es sich natürlich auch für die Wirtschaft rentieren, wenn zum Beispiel Kieseinbringungen im größeren Stil, zum Schutz vor einer Grundwasser-Absenkung, nicht mehr nötig wären (siehe Artikel in der Augsburger Allgemeinen https://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Naturschutz-Mit-der-Katastrophe-kam-der-Lech-Ausbau-id7978386.html).
Wie steht es um den Lech heute?
Die massive Verbauung, hervorgerufen durch den verständlicherweise enormen Energiebedarf in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts, hat den Lech schneller fließen lassen, sich eintiefen lassen, Auenbereiche (Hochwasserschutz) trockenfallen lassen, Lebensräume verschwinden lassen. Dies soll hier nur ein kleiner Einblick sein.
Wir können uns das so vorstellen, wie eine Lebensader in uns. Wenn unsere Adern verstopft sind, funktionieren sie nicht mehr richtig. Lebenswichtige Stoffe werden nicht transportiert, Körperbereiche werden nicht mehr versorgt, an anderen Stellen lagern sich Stoffe ab.
Für einen intakten alpinen Fluss ist eine biologische Durchgängigkeit (Fische und Insekten) und eine Geschiebe-Durchgängigkeit überlebenswichtig. Nicht nur für Flora und Fauna, sondern für ganze Lebensräume. Geschiebe ist das A und O für einen nordalpinen Fluss. Durch die Störungen (Stauhaltungen) bekommt der Lech sogar „Fieber“, sein Wasser ist wärmer und fließt langsamer, die Sauerstoffversorgung nimmt ab.
Wir müssen uns fragen, wie wir mit dem Patienten Lech weiter vorgehen möchten. Wie soll er zukünftig aussehen? Welche Funktionen soll er erfüllen. Diese Fragen und andere müssen gestellt und beantwortet werden.
Möchten wir weiterhin rigoros wirtschaftliche Interessen in einem totalausgebauten Lech verfolgen und als Ausgleichsmaßnahmen Betontreppen, betonierte längliche Verbauungen, Kies Einbringung, etcetera durchführen oder möchten wir unserem Lech mehr Dynamik zugestehen? Mehr naturschutzfachliche Aspekte in die Wasserbewirtschaftung einbringen? Möchten wir eine nachhaltige Wasserwirtschaft oder eine Wasserwirtschaft mit nachhaltiger Zerstörung des Ökosystems nordalpiner Fluss?
Weitere Fragen wären, wer den Gewinn einer Staustufe erzielen sollte? Wer kommt für Renaturierungsmaßnahmen und die ohne die natürliche Dynamik des Lech nötige Landschaftspflege auf? Wie wirkt sich der jetzige Zustand des Lech auf die Co2-Bilanz aus (Stichwort Methanausgasung der Stauseen) und welchen Einfluss hat der Klimawandel (ggf. geringere jährliche Niederschlagsmengen im Einzugsgebiet und / oder Starkregen) auf die Wasserwirtschaft und die Lebensräume am Lech aus?
Der Politik möchten wir Denkanstoße und Ideen geben, für ein politisches landkreisübergreifendes Konzept über die Zukunft des Lech. Hier sollen Visionen gedacht werden dürfen
(siehe Artikel Süddeutsche Zeitung https://www.sueddeutsche.de/bayern/augsburg-lech-renaturierung-um-weltschutz-1.5359746,
Artikel Augsburger Allgemeine https://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Natur-Viele-Arten-sind-verschwunden-Wie-ist-der-Lech-noch-zu-retten-id60187986.html und
BUND Naturschutz in Bayern e.V. Zukunftskonzept Lech https://www.bund-naturschutz.de/natur-und-landschaft/fluesse-und-auen-in-bayern/erfolge-und-projekte/zukunftsprogramm-lech).
Viele Fragen, müssen noch gestellt, untersucht und beantwortet werden.
Diese Chance einer Verbesserung des Zustands des Lech haben wir zum einen durch unseren heutigen Wissensstand über Gewässerdynamik, Gewässerökologie und moderne ökologische(re) technische Neuerungen der Wasserkraftanlagen zu verdanken. Zum anderen durch das heutige gesellschaftliche Umweltverständnis und der gesellschaftlichen Bereitschaft umweltverträglicher und nachhaltiger zu handeln.
Dies zeigt sich ebenfalls in der Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 für Deutschland im Auftrag des Umweltbundesamtes. Hier wird der Bedarf an Renaturierung und Hochwasserschutz an deutschen Flüssen betont (https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/5750/publikationen/2021-06-10_cc_26-2021_kwra2021_kurzfassung.pdf).
Die Lech-Veranstaltungsreihe
Die Veranstaltungsreihe “Die Zukunft unseres Lech – und die Chancen und Möglichkeiten der Renaturierung” ist ein gemeinsames, organisationsübergreifendes Angebot verschiedener Akteure.
Sie finden hierzu auf folgender Webseite weiterführende Informationen https://www.lebensraumlechtal.de/lech-veranstaltungsreihe.
Die Kooperationspartner laden dazu ein, den Lech besser kennen zu lernen, über seinen aktuellen Zustand und über Chancen und Möglichkeiten, für die Erreichung eines natürlicheren Zustands, zu erfahren.
Längerfristiges Ziel ist es ein politisches Zukunftskonzept Lech anzustoßen und durch regional und fachlich differenziertes Wissen und Erfahrungsschätze unterschiedlicher Akteure am Lech beratend zu unterstützen.
Durch den Zusammenschluss der Akteure aus verschiedenen Bereichen können wir gemeinsam ein vielseitiges Spektrum an unterschiedlichen Aspekten zum Lech anbieten und darüber hinaus auch generell über die Artenvielfalt an Wildflüssen informieren.
Das Angebot reicht von gemütlichen Wanderungen, spirituellen Pilgerwegen, fachlichen Exkursionen zu Fuß oder mit dem Rad, bis hin zu einem Online-Seminar.
Mit dieser netzwerkübergreifenden Veranstaltung soll aufmerksam gemacht werden auf die auslaufenden Konzessionen und die damit verbundenen Chancen den heutigen Zustand nach dem Totalausbaus des deutschen Lech wirtschaftlich, sowie naturschutzfachlich zu verbessern – für die Natur und uns Menschen.
Wir wünschen für den Lech eine nachhaltige Wasserwirtschaft ohne nachhaltige Lebensraum Zerstörung.
Pressemitteilung Lebensraum Lechtal e. V.
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