Die »tödlichsten« Länder der Erde (47)

Honduras, Guatemala und El Salvador sind mittlerweile die »tödlichsten« Länder der Erde, was die Mordraten betrifft…

Straffreiheit für Drogen?

Für größeres Aufsehen hat der neue guatemaltekische Präsident Perez gesorgt mit dem Vorschlag, Drogen zu entkriminalisieren – wenn möglich für die ganze mittelamerikanische Region.

Der Hintergrund für diesen vom stramm rechtsgerichteten Perez stammenden Vorschlag ist schlicht die Bankrotterklärung der bisherigen, hauptsächlich von den USA finanzierten Antidrogenpolitik in diesen Ländern. (Oder natürlich der Versuch, dieser neugewählten Regierung, den US-Amerikanern mehr Geld als bisher abzupressen…).

Entlang des Wegs von den Produzentenländern Sdamerikas (für Kokain hauptsächlich Kolumbien, Peru und Bolivien) in den Norden zieht sich mittlerweile eine jährlich breiter werdende Blutspur durch den Kontinent. In der Folge sind Honduras, Guatemala und El Salvador mittlerweile die tödlichsten Länder der Erde, was die Mordraten betrifft.

Mit ihren War on drugs-Programmen haben die USA versucht, einen Teil der mit diesem Milliardengeschäft verbundenen Kriminalität von ihrem Land fern zu halten. Zu leiden haben die Transferländer: Das Geschäft wickeln vor allem rivalisierende Drogenkartelle und Banden (Maras wie M18 oder Salvatruchas) ab, die in den letzten Jahren stark gewachsen sind und mittlerweile auch weite andere Teile der Gesellschaft terrorisieren: Schutzgelder (hier Kriegssteuern genannt) sind hier mittlerweile an der Tagesordnung, Entführungen und Raubüberfälle am helllichten Tag nichts besonderes mehr – und auch vor Morden wird nicht zurckgeschreckt – und die Aufklärungsrate liegt bei gerade mal 3 bis 4 Prozent in Honduras.

Der von der linken Ex-Guerrilla-Front (FMLN) von El Salvador aufgestellte Präsident Funes stimmte dann nach Bekanntwerden des Vorschlags auch begeistert zu – um kurz darauf (vermutlich auf massiven US-Amerikanischen Druck) heftig zurückzurudern.

Der Vorschlag hieße ja nichts weiter, als das Drogenproblem dahin zu verlagern, wo es hingehört – wo die Nachfrager und das Geld sitzen: in die USA.

Schon jetzt hat die USA zirka 25 Prozent aller eingesperrten Menschen in ihren Knästen – bei gerade mal 5 Prozent Weltbevölkerungsanteil. Von diesen weggesperrten Menschen wiederum sind über die Hälfte wegen Drogen oder damit verbundener Verbrechen (Beschaffungskriminalität) in Haft (lächerlicherweise ein Gutteil davon wegen einfachen Besitzes von ein paar Gramm Marihuana für den Privatgebrauch …).

Ich denke, dass angesichts dieser Tatsachen eine Neudiskussion der gesamten Drogenproblematik dringend notwendig ist – in den USA – aber auch bei uns!

Noch eine kurze persönliche Anmerkung: Hier in Honduras spricht man mittlerweile davon, dass ich manche Orte, wo unsere Genossenschaften sitzen, nicht mehr besuchen darf – aus Sicherheitsgründen …

 

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Die folgende MAIL zur Drogenproblematik in Mittelamerika habe ich kürzlich von einer Freundin erhalten, die bei einer der größten NGOs (Nichtregierungsorganisationen) arbeitet und über gute und vertrauenswürdige Infos verfügt. Ich denke, dass diese Infos sehr gut zu meinem Splitter hier passen.

„Lieber Reinhard, leider ist der Hintergrund für den Vorschlag von Perez wahrscheinlich etwas perverser. Seine Vizepräsidentin (und Geliebte) ist im Drogengeschäft, und es laufen Ermittlungen bei der Staatsanwältin in Guatemala, wie ich aus sicherer Quelle weiß. Daher eventuell auch der Umschwung von Funes, Nicaragua hat auch negativ reagiert. Wahrscheinlich wurde auch seine Wahlkampagne größtenteils aus diesen Quellen finanziert (genauso wie die seines Gegenkandidaten!!!). In den achtziger Jahren war Perez für Völkermord im Ixil*-dreieck verantwortlich. Heute verkündet er, das es in Guatemala nie Völkermord gegeben habe… Entkriminalisierung für Konsumenten, klar, das muss der erste Schritt sein. Aber Gesamtentkriminalisierung würde auch nur was bringen, wenn es z. B. ein legales, paralleles Angebot geben würde. Fachleute sprechen auch oft eher von Regulierung. Krack zum Beispiel macht unheimlich schnell abhängig (viel schneller als Kokain), ist super billig und bläst dir das Gehirn weg.“

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Anm: Ixil* (gesprochen Ikschil) war während des Bürgerkriegs eine Rückzugsregion im Bezirk Quiche mit fast ausschließlich indigenen Maya-Nachfahren

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