[Die Vorgeschichte für Nicht-Penzberger: 1989 wurde das Bahnhofsgelände an die Stadt Penzberg verkauft. Das Gebäude hätte für zusätzliche 180 000 € erworben werden können, die Stadt Penzberg nahm ihr Vorkaufsrecht aber nicht wahr. Ein »Investor« ließ den Bahnhof verfallen, und die Stadt Penzberg erwarb 2014 den Bahnhof zur Freude der Steuerzahler für 420 000 €. – Dieser Artikel erschien bereits am 5. Januar 2019 im Penzberger Gelben Blatt, und am 05.11.2019 übernahm die Penzberger CSU den Vorschlag, den Bahnhof tiefer zu legen …]
Sie kennen Manfred von Laber noch? Das war der, der im Penzberger Vier-Sterne-Hotel nach Froschgesang und folgender Schädigung seiner Gesundheit einen ziemlichen beruflichen Bock geschossen hatte, daraufhin seinen Job als IT-Berater verloren hatte und nun zum Hofkehren abgestellt war.
Nach einer gewissen Schamfrist wurde er von seinem Arbeit»geber« dann endgültig entlassen. Das Arbeitsamt vermittelte ihm einen neuen Job: P 22 hieß das Projekt – Penzberg 22, der Umbau des Penzberger Bahnhofes, ähnlich dem S 21 in Stuttgart.
„Der Bahnhof hat seine Funktion verloren“, so äußerte sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Chefin der Stadt Penzberg. Auch die umliegenden Gebäude müssten abgerissen werden, um Parkplätze zu schaffen. Wer da eigentlich parken sollte, wenn der Bahnhof seine Funktion verloren hat? Die Kunden der geschlossenen Postfiliale? Egal. Dies störte Manfred von Laber nicht, er hatte einen Auftrag zu erfüllen, und der Auftrag erfüllte ihn, nämlich mit Stolz. Er sollte endlich schaffen, was niemand vor ihm geschafft hatte: das Penzberger Bahnhofsareal »entwickeln«. Mehrmals war der Bahnhof samt Bewohnern und antiken Stellwerkstechniken von Investoren zum Spottpreis gekauft und von der Stadt dann für teures Steuergeld wieder zurückgekauft worden – ganz Deutschland spottete mittlerweile über die Stadt: Westertimke im ebenso liebreizenden wie flachen Niedersachsen hatte sich darüber zum Beispiel schon 2016 totgelacht.
Manfred von Laber aber sprach: „Jetzt gehen wir das einmal richtig an: Welche Bedarfe haben wir denn? Ja, Büros, Büros, Büros, und noch einmal Büros.“ Die Stadtoberen fragten nach: „Wieso so viele Büros?“ „Mieter der Büros werden die vielen Anwaltskanzleien sein, die Penzbergs Rechtssachen abzuwickeln haben. Nur einige Beispiele: Die letzten 63 Pächter der Stadthallenrestauration klagen noch alle, ganze Generationen von Bewohnern des ehemaligen AWO-Altenheims samt deren Erben klagen, die Pflegerinnen und Pfleger des Altenheimes klagen, die Besitzer, die Betreiber und die Betreiber der Betreiber des Altenheimes klagen. Dann die neue Schwimmhalle … Die Besitzer, die Betreiber und die Betreiber der Betreiber des Schwimmbades werden klagen, weil die zugesagten Umsatzzahlen nie erreicht wurden, die Baumängel werden eingeklagt werden, und das Amtsgericht überlegt schon jetzt, ob es nicht sinnvoll wäre eine Dependance in Penzberg einzurichten.
Unter Manfred von Laber wurde also ein Bürokomplex geplant von der Ecke Philippstraße/Bahnhofstraße über die Bahnlinie bis in die Sindelsdorfer Straße und von dort bis zum Breitfilz. Das mittlerweile denkmalgeschützte kleine Bahnhofshäuschen wurde in die Empfangshalle des Komplexes eingebunden – ein Museum zeigte, wie es war, als es noch Post und Eisenbahn gab. Richtig, die Eisenbahn! Natürlich wurde der Komplex zur Gänze für die Bahnstrecke untertunnelt, um wertvolles Terrain zu gewinnen, und der 1. April 2118 wurde als feierlicher Einweihungstermin festgesetzt. Ob dann allerdings noch Züge fahren ist unklar, vor allem die Europäische Bundesbahn könnte den Betrieb noch während der ersten Bauphase von vielen einstellen und die Schienen würden dann mit ihren verrosteten Enden ins Leere ragen. Es sei denn, ein noch viel fortschrittlicheres Projekt könnte die Eisenbahn ersetzen. (… siehe Teil 3 im nächsten OHA)
Rolf-Werner Podlewski, Penzberg
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